Deutschland entlastet Steuerzahler automatisch – Österreich streicht Inflationsausgleich

Deutsche Arbeitnehmer können 2026 aufatmen: Das Steuerfortentwicklungsgesetz sorgt für automatische Entlastungen gegen die kalte Progression. Während Millionen Bürger mehr Netto vom Brutto behalten, geht Österreich den entgegengesetzten Weg und streicht geplante Steuerentlastungen zur Budgetsanierung.
Das Ende 2024 verabschiedete Gesetz macht Schluss mit der schleichenden Steuererhöhung durch Inflation. Der Grundfreibetrag steigt bereits 2025 auf 12.096 Euro, die Steuertarife werden um 2,6 Prozent nach rechts verschoben. 2026 folgt eine weitere Anpassung um 2 Prozent. Die Botschaft der Bundesregierung: Der Staat soll nicht von der Inflation profitieren.
Pendlerpauschale steigt auf 38 Cent ab erstem Kilometer
Besonders Berufspendler profitieren ab 2026 von einer deutlichen Verbesserung. Die Entfernungspauschale steigt einheitlich auf 38 Cent pro Kilometer – und das bereits ab dem ersten Kilometer. Bisher galt dieser Satz erst ab dem 21. Kilometer der einfachen Fahrstrecke.
Auch für Rentner gibt es gute Nachrichten: Die neue "Aktivrente" erlaubt einen steuerfreien Hinzuverdienst von bis zu 2.000 Euro monatlich für weiterarbeitende Rentner. Ein klarer Anreiz für die Weiterarbeit im Rentenalter.
Spitzenverdiener zahlen erst ab 68.481 Euro Spitzensteuersatz
Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent greift 2025 erst bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 68.481 Euro statt bisher 66.761 Euro. Nur die Reichensteuer bleibt von der automatischen Anpassung ausgenommen – ein Kompromiss aus den Koalitionsverhandlungen 2024.
Die Anpassungen betreffen alle Einkommensgruppen und sollen verhindern, dass Lohnerhöhungen durch höhere Steuerstufen "aufgefressen" werden. Ein Mechanismus, der früher für stille Steuererhöhungen sorgte.
Österreich dreht bei Inflationsausgleich den Sparhahn zu
Während Deutschland konsequent entlastet, wählt Österreich den umgekehrten Weg. Ab 2026 wird das "variable Drittel" der Inflationsanpassung bis 2029 einbehalten – ein bewusster Verzicht auf Steuerentlastungen zur Budgetsanierung.
Diese Kurskorrektur kostet österreichische Arbeitnehmer laut Agenda Austria rund 360 Millionen Euro jährlich. Bei einem Bruttogehalt von 4.000 Euro bedeutet das einen Nettoverlust von etwa 80 Euro pro Jahr.
Die ursprünglich beschlossene vollständige Abschaffung der kalten Progression wird damit teilweise rückgängig gemacht. Ein Schritt, den Kritiker als "Rückschritt bei der Steuergerechtigkeit" bezeichnen.
Zwei Länder, zwei Philosophien bei der Steuerpolitik
Deutschland setzt auf Kaufkraftstärkung und Steuerfairness. Die automatischen Anpassungen stabilisieren das Nettoeinkommen und sollen die Binnennachfrage ankurbeln. Ein gesetzlich verankerter Schutz vor heimlichen Steuererhöhungen.
Österreich hingegen priorisiert die Haushaltskonsolidierung. Angesichts hoher Budgetdefizite überwiegt der Sanierungsdruck – auch wenn das die Mittelschicht zusätzlich belastet.
Für 2026 zeichnet sich damit ein klares Bild ab: Deutsche Steuerzahler können sich auf spürbare Entlastungen freuen, während österreichische Bürger weniger Netto vom Brutto erwarten müssen. Die genaue Höhe der deutschen Anpassungen hängt dabei von der Inflationsentwicklung 2025 ab.