Deutsche Wirtschaft stagniert: Wachstum bei null Prozent

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Nach dem Ausstieg aus der technischen Rezession dümpeln die führenden Konjunkturprognosen für 2025 bei mageren 0,2 Prozent Wachstum. Der ifo-Geschäftsklimaindex trübte sich im September überraschend ein und dämpfte die letzten Hoffnungen auf eine baldige Wende.
Deutschlands Wirtschaft, einst Europas Wachstumsmotor, steckt in einer hartnäckigen Schwächephase fest. Schwache globale Nachfrage, hausgemachte Strukturprobleme und verunsicherte Unternehmen bremsen die Erholung aus.
Konjunktur im Stillstand: Die ernüchternden Zahlen
Was bedeutet faktisches Nullwachstum für eine Industrienation? Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute korrigierten ihre Prognosen für das deutsche BIP 2025 auf mickrige 0,2 Prozent. Das ifo-Institut und die Gemeinschaftsdiagnose zeichnen ein düsteres Bild: Nach Rezessionsjahren und Stagnation im ersten Halbjahr fehlt der Konjunktur der Schwung.
Die Bundesbank sieht zwar eine gewisse Robustheit und mögliches leichtes Wachstum im dritten Quartal. Doch die zugrundeliegende Dynamik bleibt schwach. Immerhin: Die Inflation normalisiert sich auf etwa 2,0 bis 2,2 Prozent und lindert den Druck auf die Haushalte.
Der Arbeitsmarkt zeigt erste Risse. Die Arbeitslosenquote wird 2025 auf 6,3 Prozent ansteigen, bevor sie 2026 leicht zurückgeht.
Exportnation unter Druck: Externe und interne Bremsen
Warum stottert der deutsche Motor? Die schwache Auslandsnachfrage trifft das exportabhängige Geschäftsmodell empfindlich. Geopolitische Unsicherheiten, US-Zölle und wachsende Konkurrenz aus China belasten den Außenhandel massiv.
Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft spricht von einer "Germanosklerose" - strukturelle Probleme lähmen das System. Unternehmen klagen über unzureichende Nachfrage und verschlechterte Wettbewerbsposition. Die Investitionstätigkeit bleibt verhalten, obwohl die Realeinkommen der Verbraucher steigen.
Selbst positive Impulse verpuffen: Die Konsumlaune bleibt angesichts der unsicheren Lage gedämpft.
Hoffnungsträger Fiskalpolitik: Staat als Konjunkturstütze
Können staatliche Investitionen die Wende bringen? Die Bundesregierung plant Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung, um die Binnennachfrage zu stützen. Das Institut für Makroökonomie betont: Diese fiskalischen Impulse sind entscheidend für die prognostizierte Erholung.
Doch Ökonomen warnen: Kurzfristige Konjunkturprogramme allein reichen nicht. Die führenden Institute fordern einen "Herbst der Reformen" mit einem Zwölf-Punkte-Plan gegen die strukturellen Schwächen. Nur verlässliche, wachstumsfördernde Politik kann das Unternehmensvertrauen zurückgewinnen.
Europa-Vergleich: Deutschland fällt zurück
Wie steht Deutschland im europäischen Wettbewerb da? Ernüchternd: Während andere große Eurozone-Volkswirtschaften Dynamik zeigen, gehört Deutschland zu den Schlusslichtern beim Wachstum. Die EU-Kommission prognostizierte bereits im Frühjahr Nullwachstum für Deutschland.
Diese unterdurchschnittliche Entwicklung alarmiert Experten. Die Automobilindustrie kämpft mit dem E-Mobilitäts-Übergang und internationaler Konkurrenz. Die energieintensive Industrie leidet unter hohen Energiekosten.
Die jüngste ifo-Eintrübung erfasste sogar die Dienstleister. Analysten sprechen von einer "kalten Dusche" für alle Erholungshoffnungen.
Ausblick 2026: Vorsichtige Zuversicht mit Bedingungen
Wann kommt die Wende? Für 2025 erwarten Experten keine nennenswerte Belebung mehr. Die konjunkturelle Talsohle scheint durchschritten, doch der Weg zum Aufschwung bleibt steinig.
Für 2026 prognostizieren Institute immerhin 1,3 bis 1,5 Prozent Wachstum. Diese Erholung hängt jedoch an klaren Bedingungen:
- Stabilisierung der Weltkonjunktur
- Keine neuen geopolitischen Schocks
- Wirksame Umsetzung staatlicher Investitionsprogramme
Langfristig entscheidet die Politik: Gelingt es, die strukturellen Bremsklötze zu lösen und die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu verbessern? Die kommenden Monate zeigen, ob die geplanten Reformen ausreichen, um die "Germanosklerose" zu überwinden.