Deutsche Wirtschaft: Schwacher Aufschwung trotz Reformen
Deutsche Unternehmen kämpfen sich durch ein schwieriges Jahr. Während erste Anzeichen einer Konjunkturerholung sichtbar werden, bremsen Bürokratie, Fachkräftemangel und hohe Standortkosten das Wachstum aus. Führende Institute prognostizieren für 2025 nur magere 0,2 Prozent Wachstum.
Konjunktur zeigt zaghafte Besserung
Nach Monaten der Stagnation sehen Wirtschaftsforscher einen Silberstreif am Horizont. Das ifo Institut und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwarten übereinstimmend 0,2 Prozent BIP-Wachstum für 2025. Das Institut für Makroökonomie bestätigt: Die Trendwende begann im dritten Quartal.
Doch die Erholung bleibt fragil. US-Importzölle und schwache globale Nachfrage, besonders aus China, belasten die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Erst für 2026 und 2027 rechnen die Institute mit spürbar mehr Dynamik - vorausgesetzt, die geplanten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung greifen.
Bürokratieabbau soll Millionen sparen
Die Bundesregierung setzt auf Entlastung durch weniger Papierkram. Das Vierte Bürokratieentlastungsgesetz, seit Januar in Kraft, soll Unternehmen 944 Millionen Euro jährlich sparen.
Die wichtigsten Erleichterungen:
* Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sinken von zehn auf acht Jahre
* Arbeitsverträge können digital abgeschlossen werden
* Deutsche Staatsangehörige müssen sich nicht mehr im Hotel anmelden
* Steuerbescheide werden einfacher digital bereitgestellt
Politiker sprechen vom "Konjunkturprogramm zum Nulltarif". Ob die Maßnahmen in der Praxis greifen, muss sich noch zeigen.
Fördergelder fließen in Zukunftstechnologien
Unternehmen können weiterhin auf staatliche Unterstützung setzen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle hat seinen Förderkompass 2025 veröffentlicht - mit Zuschüssen für Energieeffizienz, Klimaschutz und Digitalisierung.
Auch die KfW bleibt aktiv: Programme wie der ERP-Gründerkredit und spezielle Förderkredite für Innovation locken Investoren. Im ersten Halbjahr stieg die Nachfrage nach KfW-Krediten für Klima- und Innovationsvorhaben deutlich an.
Fachkräfte bleiben Mangelware
Trotz schwacher Konjunktur fehlen qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders betroffen sind Rechts- und Steuerberatung, IT, Handwerk sowie Gesundheitswesen. Die ifo-Umfrage zeigt: Weniger Unternehmen klagen über Personalmangel als in Vorjahren - aber nur, weil die Auftragslage gedämpft ist.
Das Institut der deutschen Wirtschaft warnt: Die Fachkräftelücke wird bis 2028 weiter wachsen - trotz steigender Beschäftigungszahlen. Der demografische Wandel verstärkt das Problem zusätzlich.
Strukturprobleme bremsen Erholung
Deutschland kämpft mit einem Dilemma. Einerseits schafft die Politik wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen durch Bürokratieabbau und gezielte Förderung. Andererseits hemmen hohe Standortkosten und Personalengpässe eine dynamische Erholung.
Die schwachen Wachstumsprognosen sind ein Alarmsignal. Im Vergleich zu USA oder anderen EU-Ländern fällt Deutschland zurück. Die Abhängigkeit von Exporten macht die Wirtschaft besonders anfällig für globale Unwägbarkeiten und Handelskonflikte.
Analysten betonen: Finanzpolitische Impulse können kurzfristig stützen, lösen aber nicht die strukturellen Defizite. Für 2026 und 2027 prognostizieren die Institute immerhin 1,3 bis 1,6 Prozent Wachstum - falls die Reformen konsequent umgesetzt werden.








