Deutsche Bank, Mercedes & Nvidia: Milliarden-Deals treiben Märkte auf Rekordjagd
Deutsche Bank, Mercedes & Nvidia: Milliarden-Deals treiben Märkte auf Rekordjagd
Liebe Leserinnen und Leser,
während sich Donald Trump und Xi Jinping morgen in Südkorea zu möglicherweise wegweisenden Handelsgesprächen treffen, explodieren heute die Kurse deutscher Konzerne. Mercedes-Benz überrascht trotz eines Gewinneinbruchs von 70 Prozent mit einem kräftigen Kursplus von sechs Prozent – ein Paradoxon, das perfekt die aktuelle Marktpsychologie widerspiegelt. Gleichzeitig schreibt Nvidia still und leise Geschichte: Als erstes Unternehmen weltweit könnte der KI-Gigant heute die magische 5-Billionen-Dollar-Marke durchbrechen.
Banken im Höhenflug: Wenn schlechte Nachrichten zu guten werden
Die Deutsche Bank zeigt eindrucksvoll, wie sich das Blatt wenden kann. Mit einer Eigenkapitalrendite von 10,9 Prozent übertrifft sie nicht nur die eigenen Ziele für 2025, sondern lässt auch die Analysten staunen. Das Investmentbanking brummt mit einem Plus von 18 Prozent – ein klares Zeichen dafür, dass die Frankfurter im globalen Dealmaking wieder mitmischen.
Besonders bemerkenswert: Während die Deutsche Bank seit Jahresbeginn um satte 80 Prozent zulegt, hinkt die UBS trotz eines Gewinnsprungs von 74 Prozent mit mageren zehn Prozent Jahresplus hinterher. Die Schweizer kämpfen noch immer mit dem Credit-Suisse-Erbe – der Rechtsstreit um die AT1-Anleihen im Wert von 16 Milliarden Franken schwebt wie ein Damoklesschwert über Zürich.
Was deutsche Anleger freuen dürfte: Die heimischen Banken scheinen ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. Die Commerzbank profitiert zusätzlich vom Übernahmepoker mit der Unicredit und notiert fast 100 Prozent im Plus seit Jahresbeginn.
Mercedes: Wenn der Markt das Positive im Negativen sieht
Der Stuttgarter Autobauer liefert das Kunststück des Tages: Trotz eines Gewinneinbruchs von 70 Prozent – nicht wie zunächst gemeldet 30,8 Prozent – steigt die Aktie um sechs Prozent. Das Geheimnis? Ein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm und eine leicht verbesserte Marge reichen aus, um die Fantasie der Anleger zu beflügeln.
Die Realität bleibt hart: Abfindungsprogramme kosten 876 Millionen Euro, China-Geschäft schwächelt, US-Zölle belasten. Doch der Markt schaut bereits auf 2026, wenn die neuen C- und E-Klasse-Modelle kommen sollen. Ein klassisches Beispiel dafür, wie Börse funktioniert: Nicht die Gegenwart zählt, sondern die Erwartung an die Zukunft.
Interessant auch der Blick auf die Konkurrenz: Adidas kämpft ebenfalls mit Zöllen, rechnet aber "nur" mit 120 Millionen Euro Belastung statt der befürchteten 200 Millionen. CEO Björn Gulden bleibt optimistisch für den US-Markt – trotz oder gerade wegen der Trump-Ära.
Nvidia und die 5-Billionen-Dollar-Frage
Die Dimensionen sprengen jede Vorstellungskraft: Nvidia steht kurz davor, als erstes Unternehmen der Geschichte die 5-Billionen-Dollar-Marke zu knacken. Zum Vergleich: Das ist mehr als das gesamte deutsche Bruttoinlandsprodukt.
Der Chipgigant orchestriert gerade eine beeindruckende Offensive: Eine Milliarde Euro für einen Anteil an Nokia, Partnerschaften mit Uber und Stellantis für 100.000 Robotaxis, und heute die Ankündigung der NVQLink-Architektur für Quantencomputing. Gleichzeitig dämpft CEO Jensen Huang überzogene Quanten-Erwartungen – ein geschickter Schachzug, um die eigene KI-Dominanz zu zementieren.
Die Ironie: Während Nvidia-Zulieferer SK Hynix meldet, bereits für 2026 komplett ausverkauft zu sein, brechen Quanten-Aktien wie Rigetti und IonQ um bis zu neun Prozent ein. Die Botschaft ist klar: KI ist das Hier und Jetzt, Quantencomputing die ferne Zukunft.
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Apropos Chip-Sektor: Während Nvidia neue Maßstäbe setzt, entstehen im Windschatten echte Herausforderer – vor allem in Europa. Ein aktueller Spezialreport zeigt, welches Unternehmen bereits als „neue Nvidia“ gehandelt wird und wie Anleger von der nächsten Welle im Halbleiterboom profitieren könnten. Wer tiefer in diesen Megatrend eintauchen möchte, findet die Analyse hier: Die neue Nvidia – Europas Antwort auf den KI-Boom
Krypto-Revolution durch die Hintertür
Der "GENIUS Act" klingt nach Marketing-Gag, könnte aber zum Game-Changer werden. Das US-Gesetz macht Stablecoins quasi zu digitalen Dollars – vollständig gedeckt durch US-Staatsanleihen. Die Zahlen sind atemberaubend: Von heute 286 Milliarden könnte der Markt auf 3,7 Billionen Dollar explodieren.
Noch bedeutsamer: Trumps Executive Order öffnet die 12 Billionen Dollar schweren US-Rentenfonds (401k) für Krypto-Investments. Selbst wenn nur wenige Prozente umgeschichtet werden, sprechen wir von hunderten Milliarden frischem Kapital. Bernstein prognostiziert Bitcoin bei 200.000 Dollar – nicht irgendwann, sondern bis Ende 2025.
Für deutsche Anleger bieten Krypto-ETNs auf Xetra einen eleganten Zugang. Über 100 verschiedene Produkte sind verfügbar, besichert und reguliert. Die steuerliche Behandlung bleibt allerdings ein Minenfeld – entgegen mancher Behauptung fallen ETNs meist unter die Abgeltungsteuer, nicht unter die Regelungen für physisches Gold.
Was die kommenden Tage bringen
Der Mittwochnachmittag wird spannend: Die Fed-Entscheidung steht an, 25 Basispunkte Zinssenkung sind eingepreist. Wichtiger ist morgen das Trump-Xi-Treffen in Busan – eine Halbierung der US-Zölle auf chinesische Waren steht im Raum, im Gegenzug soll Peking den Fentanyl-Export stoppen.
Am Donnerstag folgt die EZB-Entscheidung, von der kaum Impulse erwartet werden. Spannender: Coinbase legt Quartalszahlen vor, JPMorgan hat gerade das Kursziel auf 404 Dollar angehoben.
Die Märkte befinden sich in einer merkwürdigen Schwebephase: Rekordstände trotz geopolitischer Spannungen, Euphorie trotz schwacher Fundamentaldaten, Zukunftswetten trotz unsicherer Gegenwart. Es ist, als würde die Börse auf einer anderen Zeitachse operieren als die Realwirtschaft. Vielleicht ist genau das der Moment, in dem Vorsicht angebracht wäre – aber wann hat die Börse je auf Vernunft gehört?
Herzlichst,
Ihr Andreas Sommer








