Dax setzt Erholung fort - Arbeitsmarktdaten bewegen kaum

Der deutsche Leitindex setzt seine jüngste Erholung am Donnerstag fort und überwindet dabei eine wichtige charttechnische Hürde. Trotz gemischter Arbeitsmarktdaten aus den USA behauptet sich der Dax im Plus - doch wie nachhaltig ist dieser Aufwärtstrend wirklich?
Dax erklimmt 100-Tage-Linie
Am Donnerstagnachmittag legte der Dax um 0,7 Prozent auf 23.748 Punkte zu. Damit gelang dem deutschen Leitindex ein bemerkenswerter Schritt: Er überwand die wichtige 100-Tage-Linie bei rund 23.720 Punkten. Dieser gleitende Trendindikator gilt unter Händlern als bedeutender Widerstand.
Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen zeigte sich erfreulich robust. Er stieg um 0,4 Prozent auf 29.845 Zähler. Die leichte Beruhigung an den Märkten ist jedoch trügerisch - Experten warnen vor zu viel Optimismus.
Arbeitsmarktdaten ohne große Wirkung
Die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA verfehlten ihre erwartete Wirkung. Der private ADP-Bericht zur Stellenentwicklung fiel schwächer aus als prognostiziert. Gleichzeitig stiegen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend deutlich.
Doch diese Zahlen ändern nichts an den Zinssenkungserwartungen der Anleger. Die Hoffnung auf eine lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed treibt die Kurse weiter an. Am Freitag steht mit dem offiziellen staatlichen Arbeitsmarktbericht noch der nächste Test an.
Expert warnt vor verfrühter Entwarnung
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets mahnt zur Vorsicht. "Charttechnisch muss der Dax erst noch einen weiteren wichtigen Widerstand bei 23.800 Punkten nehmen", so der Experte. Erst dann könne Entwarnung gegeben werden.
Molnar betont zudem die weiterhin fragile Situation an den weltweiten Märkten für Staatsanleihen. Die aktuelle Erholung basiere vor allem auf der Hoffnung, dass schwache US-Daten die Fed zu Zinssenkungen zwingen. "Aktuell preist der Markt dafür eine Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent ein."
Einzelwerte im Fokus
• Heidelberg Materials gewann 2,3 Prozent nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs
• RWE legte 2,5 Prozent zu, da Bernstein Research die Disziplin des Energieversorgers lobte
• Airbus (+0,8%) und MTU (-3,0%) reagierten auf einen Favoritenwechsel der UBS Bank
Besonders im Blick: Die Aufsteiger in den Dax. Scout24 (+2,0%) und GEA (+1,0%) profitieren von ihrer bevorstehenden Aufnahme in den Leitindex. Sie ersetzen Porsche (-0,6%) und Sartorius (-2,1%).
Ausreißer nach Aktienplatzierungen
Deutliche Verlierer des Tages waren Teamviewer (-6,3%) und Jost Werke (-10,2%). Beide Unternehmen sehen sich mit umfangreichen Aktienplatzierungen konfrontiert. Während sich Finanzinvestor Permira komplett von Teamviewer trennte, verkaufte Inhaber Peter Möhrle die Hälfte seines Jost-Anteils.
Dagegen glänzte ProSiebenSat.1 mit einem Plus von 7,1 Prozent. Grund: Die italienische Media for Europe (MFE) hat nun die volle Kontrolle über das deutsche Medienunternehmen erlangt. Der Berlusconi-Konzern kann nun den Umbau der Sendegruppe vorantreiben.
Die Erholung des Dax bleibt also fragil. Ob sich der Aufwärtstrend fortsetzt, hängt maßgeblich vom US-Arbeitsmarktbericht am Freitag ab. Sollten die Daten die Zinssenkungshoffnungen enttäuschen, könnte die jüngste Rallye schnell wieder verpuffen.