Dax im Sog der Konjunktursorgen: US-Jobdaten belasten Stimmung

Überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten haben den deutschen Leitindex am Freitag kräftig unter Druck gesetzt. Der Dax verlor 0,73 Prozent und schloss bei 23.596,98 Punkten. Damit rutschte er erneut unter die wichtige 100-Tage-Durchschnittslinie - ein klares Signal für die anhaltende Nervosität an den Märkten.
Zinssenkung ja, aber zu welchem Preis?
Die US-Wirtschaft schuf im August deutlich weniger Jobs als erwartet. Parallel stieg die Arbeitslosenquote an. Diese Entwicklung öffnet zwar die Tür für Zinssenkungen der US-Notenbank, weckt aber gleichzeitig Ängste vor einer nachhaltigen Konjunkturabkühlung.
"Trotzdem werden Stimmen laut, die eine nachhaltige Abkühlung der Wirtschaft in den USA befürchten", analysiert Marktbeobachter Andreas Lipkow. Der Handlungsspielraum der Fed bleibt durch den Inflationsdruck begrenzt. Ein großer Zinsschritt von 50 Basispunkten gilt daher als unwahrscheinlich.
Immobilienwerte als Gewinner der Zinshoffnung
Während der Gesamtmarkt schwächelt, profitierten bestimmte Sektoren klar von der Zinsaussicht:
- Vonovia legte 2,5 Prozent zu
- Im MDax zeigten LEG, Aroundtown und Deutsche Wohnen Stärke
- Auch TAG Immobilien präsentierte sich robust
Grund: Sinkende Zinsen bedeuten niedrigere Refinanzierungskosten für Immobilienunternehmen. Das dürfte die Branche nachhaltig entlasten.
Konjunktursensitive Werte im Aufwind
Die Hoffnung auf belebte Investitionen und Kreditnachfrage trieb auch Industriemetalle und Stahlwerte nach oben:
- Thyssenkrupp schnellte um 3,8 Prozent empor
- Salzgitter gewann im SDax sogar 5,6 Prozent
- Hintergrund: Erwarteter Stahlgipfel der Bundesregierung
Einzelwerte: Chipbranche und Autovermieter glänzen
Trotz des schwachen Gesamtmarkts gab es bemerkenswerte Ausnahmen:
Infineon trotzte dem Trend und schloss ein Prozent höher. Positive Zahlen des US-Chipkonzerns Broadcom und eine Kaufempfehlung für Konkurrent STMicroelectronics wirkten beflügelnd.
Sixt fuhr im SDax ein Plus von vier Prozent ein. Die Schweizer Großbank UBS hatte die Papiere des Autovermieters mit einer Kaufempfehlung bedacht.
Ausblick: Alles hängt an der Inflation
Die Blicke richten sich nun auf die US-Inflationsdaten am kommenden Donnerstag. Diese werden entscheidend sein für das weitere Vorgehen der Fed. Sollten die Zahlen überraschend hoch ausfallen, könnte das die erhoffte Zinssenkungsrunde weiter verzögern.
Für Anleger bleibt es eine Zitterpartie: Zwischen Zinshoffnung und Konjunkturangst schwankt die Stimmung weiterhin hin und her. Die nächsten Tage werden zeigen, welcher Trend sich durchsetzt.