Am Vorabend der heiß erwarteten Zinsentscheidung der US-Notenbank herrscht an der Frankfurter Börse gedrückte Stimmung. Der deutsche Leitindex Dax verlor am Dienstag spürbar an Boden und sackte um 1,77 Prozent auf 23.329 Punkte ab – ein Tiefstand seit Ende Juni. Während US-Börsen teils Rekorde feiern, zeigt der Dax Schwäche. Was steckt hinter dem deutlichen Rücksetzer?

Angespanntes Warten auf die Fed

Die Anleger fiebern der Entscheidung der US-Notenbank Fed entgegen. Die Erwartungen sind klar: Die Mehrheit rechnet mit der ersten Zinssenkung in diesem Jahr. Einige Marktteilnehmer halten sogar einen kräftigeren Schritt von 0,5 Prozentpunkten für möglich.

Doch die Spannung bleibt hoch. "Das Spannende wird sein, ob die Fed auf die Markterwartungen eines kontinuierlichen Zinssenkungszyklus einschwenkt", kommentiert Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Positive Konjunkturdaten aus den USA und überraschend gute ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland konnten die negative Stimmung nicht aufhellen.

Finanzwerte unter Druck – Frankreichs Probleme belasten

Besonders hart traf es die Finanzbranche. Titel wie Deutsche Bank, Commerzbank, Allianz und Munich Re gehörten zu den größten Verlierern mit Einbußen zwischen 2,5 und 4,1 Prozent. Marktbeobachter Andreas Lipkow sieht einen Zusammenhang mit der angespannten Finanzsituation Frankreichs.

Auch Beiersdorf musste deutliche Verluste hinnehmen. Nach einer gestrichenen Kaufempfehlung der US-Bank Jefferies fielen die Papiere des Nivea-Herstellers zeitweise auf den tiefsten Stand seit über drei Jahren. Analyst David Hayes begründete seine Neubewertung mit Wachstumssorgen der wichtigsten Marke Nivea.

Lichtblicke an der Börse

Doch nicht alle Werte schrieben rote Zahlen. Puma-Aktien profitierten erneut von Spekulationen über eine mögliche Fusion mit Konkurrent Adidas. Nach ersten Kursgewinnen am Vortag legten die Papiere weitere 2,9 Prozent zu.

Richtig euphorisch reagierte der Markt auf die Nachricht bei Thyssenkrupp. Der indische Stahlkonzern Jindal hat ein unverbindliches Angebot für die Stahltochter Steel Europa abgegeben. Aus einem Minus von sechs Prozent wurde binnen Stunden ein Plus von 4,4 Prozent – der höchste Stand seit über vier Jahren.

Nebenwerte mit beachtlichen Sprüngen

Im Nebenwertebereich ragte besonders Siltronic heraus. Die Aktien des Waferherstellers schnellten um 10,4 Prozent nach oben. Experten sehen langfristiges Wachstumspotenzial durch die steigende Nachfrage nach Breitbandspeicherchips für KI-Anwendungen.

Ebenfalls im Plus: Schaeffler. Der Auto- und Industriezulieferer überzeugte mit neuen ambitionierten Mittelfristzielen. Das Unternehmen will sein operatives Ergebnis in den kommenden Jahren verdoppeln. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi bezeichnete den Plan als ausbalanciert – die Papiere stiegen um 1,3 Prozent.

Medienbranche mit Rückschlag

Für ProSiebenSat.1 ging es dagegen nach anfänglichen Gewinnen um 2,5 Prozent nach unten. Der Medienkonzern musste wegen der anhaltenden Schwäche des Werbemarktes seine Jahresprognose kürzen. Ein bitterer Pill für den erst kürzlich von der italienischen Media for Europe übernommenen Sender.

Die Börse zeigt sich vor der Fed-Entscheidung nervös. Während sich US-Indizes teils auf Rekordjagd befinden, hinkt der Dax hinterher. Ob die erhofften Zinssenkungen tatsächlich kommen und wie kräftig sie ausfallen, dürfte die Richtung für die kommenden Wochen vorgeben. Spannend bleibt es allemal.