Ab heute gilt beim Umgang mit Nutzerdaten ein neues Zeitalter für App-Entwickler in Europa. Das EU-Datengesetz tritt mit strengen Vorgaben in Kraft, die weit über die DSGVO hinausgehen. Die neuen Regeln zwingen die mobile App-Branche zu einem grundlegenden Wandel bei Design, Datenverarbeitung und Nutzerkontrolle.

Die verschärften Bestimmungen sind Teil der europäischen Strategie für eine datengesteuerte Gesellschaft. Sie sollen den Wert von Daten erschließen und gleichzeitig die Nutzerrechte stärken. Für die Mobile-App-Industrie bedeutet das strenge neue Pflichten beim Datenzugang, der Weitergabe und Portabilität – besonders bei Daten von vernetzten Geräten und IoT-Produkten.

Der entscheidende Unterschied zur DSGVO? Das Datengesetz erfasst sowohl persönliche als auch nicht-persönliche Daten. Eine massive regulatorische Ausweitung, die Entwickler sofort umsetzen müssen.

Das EU-Datengesetz: Neue Spielregeln für App-Daten

Das Herzstück der neuen Regulierungswelle ist das EU-Datengesetz, dessen Hauptbestimmungen seit dem 12. September 2025 gelten. Die Gesetzgebung soll Fairness im digitalen Umfeld schaffen, indem sie die Kontrolle über Daten von Herstellern und Dienstleistern zu den Nutzern vernetzter Geräte verlagert.

Für App-Entwickler bedeutet das konkret: Jede App, die mit IoT-Produkten interagiert – von Smartwatches bis zu vernetzten Haushaltsgeräten – muss jetzt nach dem Prinzip "Access-by-Design" entwickelt werden.

Die Kernverpflichtungen sind eindeutig: Nutzer haben das Recht auf Zugang zu ihren generierten Daten, einschließlich Metadaten. Entwickler und Gerätehersteller müssen diesen Zugang kostenlos und in sicherer Form gewähren. Zusätzlich fordert das Gesetz Datenportabilität – Unternehmen müssen technische und vertragliche Barrieren beseitigen, die Nutzer am Wechsel zwischen verschiedenen Dienstanbietern hindern.

Das trifft die "Walled Garden"-Ökosysteme ins Mark, die Nutzer oft an bestimmte Technologie-Stacks gefesselt haben.

Strengere Einwilligung und Transparenz nach der DSGVO

Aufbauend auf der Datenschutz-Grundverordnung verschärfen nationale Datenschutzbehörden ihre Richtlinien für Mobile Apps erheblich. Frankreichs Datenschutzbehörde CNIL kündigte bereits an, neue Empfehlungen ab 2025 durchzusetzen.

Die Botschaft ist klar: Nutzereinwilligung muss wirklich informiert und nicht erzwungen sein. Entwickler müssen sicherstellen, dass Informationen über die Datennutzung nicht nur verständlich sind, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt in der App-Nutzung präsentiert werden.

Ein kritischer Punkt: Nutzer müssen ihre Einwilligung genauso einfach widerrufen können, wie sie diese erteilt haben. Dark Patterns und vorausgewählte Checkboxen sind explizit unzulässig. Das Prinzip "Privacy by Design" wird verstärkt – Datenschutzmaßnahmen müssen von Beginn der Entwicklung integriert werden, nicht nachträglich.
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Kinderdatenschutz und ethisches Design im Fokus

Besonders strenge Regeln gelten für den Schutz Minderjähriger online. Neue Bestimmungen des Digital Services Act (DSA) klassifizieren Minderjährige als eigenständige Risikogruppe und fordern verstärkte Schutzmaßnahmen.

Für App-Entwickler heißt das: Kinderkonten müssen standardmäßig privat sein. Funktionen wie offene Profile, öffentliche Freundeslisten und automatische Standortfreigabe sind verboten – es sei denn, Nutzer aktivieren diese bewusst.

Darüber hinaus fordert die EU "ethisches Design". Manipulative Funktionen wie Infinite Scrolling und Autoplay müssen in Apps für Kinder standardmäßig deaktiviert sein. Die Altersverifikation muss robuster werden und über einfache Selbstauskünfte hinausgehen.

Besonders weitreichend: Entwickler von Apps, die möglicherweise von Minderjährigen genutzt werden, müssen eine kinderrechtsfokussierte Risikobewertung durchführen. Gerätekameras, Mikrofone und automatische Content-Downloads müssen standardmäßig deaktiviert sein.
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Was bedeutet das konkret für die Branche?

Diese Regulierungswelle markiert Europas koordinierten Aufbau eines umfassenden digitalen Regelwerks. Datengesetz, KI-Gesetz, Digital Services Act und Digital Markets Act greifen ineinander und schaffen ein verzahntes Regulierungssystem.

Für die Mobile-App-Industrie sind die Folgen dramatisch. Das traditionelle Modell der Datenmonetarisierung steht unter Druck, da Nutzer mehr Kontrolle über die Weitergabe und Nutzung ihrer Daten erhalten. Der Wandel von reinen personenbezogenen Daten (DSGVO) hin zu sämtlichen Daten vernetzter Produkte (Datengesetz) erfordert ein komplettes Überdenken der Data-Governance-Strategien.

Branchenexperten erwarten massive Investitionen in neue technische Infrastrukturen und interne Prozesse für interoperablen und sicheren Datenzugang. Das könnte Geschäftsmodelle grundlegend verändern, die auf exklusiver Datenkontrolle basieren.

Die Botschaft ist eindeutig: Europa bewegt sich entschieden zu einer digitalen Wirtschaft, in der Nutzerstärkung, Datenportabilität und ethisches Design nicht nur Empfehlungen sind, sondern gesetzlich vorgeschriebene Anforderungen. Für App-Entwickler ist die Anpassung an diese neue Realität jetzt höchste Priorität.