Das Geschäft mit Cannabis – Legalisierung nicht entscheidend für Profit
29.09.2022 | 00:37
Eine allgemeine Legalisierung des Cannabis ist bereits seit Jahren immer wieder Thema in der Politik. Und die aktuelle Ampelkoalition will Cannabis endgültig als Genussmittel freigeben. Auf diese Weise sollen der Schwarzmarkt ausgetrocknet und Drogenkriminalität verringert werden. Zudem würden mit einer Legalisierung die Konsumenten aus der Illegalität geholt.
Allerdings mahlen die Mühlen bei der Legalisierung des Cannabis langsam und es gibt einigen Widerstand. Die Cannabisunternehmen nehmen das gelassen hin – aus guten Gründen.
Mehr Gewinne durch Legalisierung, profitabel schon heute
Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist gleich aus mehreren Gründen kein einfaches Unterfangen. Zum einen steht die Gesellschaft bei weitem nicht geschlossen hinter der Entscheidung. Zudem gilt es neben nationalen Gesetzen auch Hindernisse auf europäischer Ebene zu überwinden. Dennoch gab Finanzminister Christian Lindner auf dem YouTube-Kanal ‚Kreuzverhör‘ von Funk erst kürzlich optimistisch bekannt: „2023 Bubatz legal“. 2023 soll die Legalisierung kommen. Das bestätigte Lindners Team später noch einmal offiziell. Auch Branchenexperte Lars Müller, CEO des ersten deutschen börsengelisteten Cannabis-Unternehmens SynBiotic SE, sagt: „Ich sehe gute Chancen für eine Gesetzesvorlage im Januar 2023. Es sieht danach aus, dass zunächst klassische Joints freigegeben werden.“
Tatsächlich könnte sich der Cannabis-Markt bei einer Legalisierung verzehnfachen. Denn bislang werden schätzungsweise 3.000 Tonnen Cannabis auf dem Schwarzmarkt vertrieben. Das bedeutet Einnahmen in Milliardenhöhe. Man stelle sich nur vor, diese würden legal eingenommen und entsprechend besteuert – eine Win-win-Situation für Staatskasse und Konsumenten. Zum Vergleich: Das legale medizinische Cannabis hat einen Marktanteil von etwa 0,3 Milliarden Euro jährlich.
Doch Cannabisunternehmen geht es schon heute nicht schlecht. Sie können die Legalisierung entspannt abwarten. Denn es hat sich bereits ein anderer Markt entwickelt, auf dem legal Produkte rund um das Cannabis vermarktet und vertrieben werden können. Dabei handelt es sich um bestimmte CBD-haltige Produkte.
CBD ist ein Cannabinoid, das aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Dabei hat CBD im Unterschied zum THC keine psychoaktive, keine berauschende Wirkung. Aus diesem Grund dürfen Pflege- und Kosmetikprodukte mit CBD in Deutschland legal vertrieben werden, solange ihr THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Findige Unternehmen waren kreativ und haben von der Gesichtscreme bis zur Badekugel einige dieser Produkte auf den Markt gebracht und fahren damit bereits schon jetzt hohe Gewinne ein.
„Alle scheinen momentan ausschließlich auf die Legalisierung zu schielen“, meint Lars Müller. „Dabei ist das Potenzial bereits heute groß und ermöglicht erhebliche Umsätze.“ Sein eigenes Unternehmen SynBiotic SE, das den legalen Markt rund um die Hanfpflanze bedient, ist auf jeden Fall bereits heute ausgesprochen profitabel.
Übrigens: Als Lebensmittel bzw. zur oralen Aufnahme sind CBD-Produkte aktuell noch nicht zugelassen. CBD-Produkte dieser Art gelten als nicht zugelassene neuartige Lebensmittel, über die eine abschließende Entscheidung noch aussteht.
Medizinisches Cannabis bereits seit Jahren legal
Nicht nur CBD-Produkte, die nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, sind bereits jetzt in Deutschland legal erhältlich. Auch das sogenannte medizinische Cannabis wird legal vertrieben. Allerdings gibt es das medizinische Cannabis nur auf Rezept. Ärzte können Cannabis in pharmazeutischer Qualität schwerkranken Menschen verschreiben – aber auch nur dann, wenn keine medizinische Alternative besteht und die begründete Annahme besteht, dass sich der Krankheitsverlauf für den Patienten bessert bzw. schwere Symptome gelindert werden. Für die Ärzte ist die Verschreibung des Cannabis mit einem großen formalen Aufwand verbunden. Und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist nicht immer garantiert. Daher wird das medizinische Cannabis relativ selten verschrieben. Dazu Lars Müller: „Die Menschen sind auf der Suche nach Lösungen für ihre Probleme im Leben. Mit Cannabinoiden sind wir allein in der EU bereits in der Lage, einen Multi-Milliardenmarkt für Schlaf-, Schmerz- und Angstlösungen mit einem Gesamtumsatz von mehr als 250 Milliarden Euro für rezeptfreie und pharmazeutische Produkte zu erschließen.“
Verordnet wird medizinisches Cannabis bei Erkrankungen wie:
- Chronischen Schmerzen
- Multipler Sklerose
- Epilepsie
- Übelkeit und Erbrechen nach der Chemotherapie
- Appetitsteigerung bei HIV-Erkrankung
- Angststörungen
- Schlafstörungen
Ein Vorteil des medizinischen Cannabis für die Patienten ist nicht zuletzt, dass Cannabis nach aktuellem Wissensstand nur sehr geringe Nebenwirkungen mit sich bringt.
Mit Forschung die Zukunft sichern
Einige Cannabis-Unternehmen wollen nicht einfach auf die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel warten. Sie sehen die Zukunft von Cannabis auch im Bereich verschiedener psychischer Erkrankungen und wollen diese aktiv mitgestalten. Sie haben erkannt, dass Forschung und Studienlage weiter vorangetrieben werden müssen und elementar sind, um handfeste und überzeugende Daten zu erlangen, die wiederum zur stetigen Produktinnovation beitragen können. Aus diesem Grund konzentriert sich Cannabiskonzerne wie beispielsweise SynBiotic SE auch auf die Bereiche Forschung und Entwicklung. Man beschäftigt sich dabei neben den medizinischen Einsatzmöglichkeiten auch mit den Anwendungsmöglichkeiten im Kosmetik- und Wellnessbereich sowie mit CBD-Produkten als Nahrungsergänzungsmittel und als Novel Food beispielsweise als Bestandteil von Tees, Limonade oder Kaugummis.
4 Millionen aus der Illegalität holen
Die Nachfrage nach all diesen Produkten wäre sicher groß, denn immerhin bewegen sich aktuell etwa 4 Millionen Menschen auf dem Cannabis-Schwarzmarkt. Diese könnten aus der Illegalität geholt werden, wenn die Gesetzeslage sich ändert. Auch die Unternehmen wären damit rechtlich endgültig auf der sicheren Seite und müssten sich nicht in rechtlichen Grauzonen bewegen, wie dies derzeit noch bei Produkten wie CBD-Öl der Fall ist.
Vor der Legalisierung müssen jedoch noch einige wichtige Punkte geklärt werden. Dazu gehört, wo Konsumenten das legalisierte Cannabis erwerben können. Denkbar ist eine Abgabe in Apotheken oder in speziellen Fachgeschäften. SynBiotic SE ist jedenfalls auch in dieser Hinsicht auf den Ernstfall vorbereitet. Gemeinsam mit der Enchilada -Group, einem Unternehmen aus der Systemgastronomie, wurden bereits mögliche Abgabeorte besprochen.
Fazit
Die Legalisierung von Cannabis wird den Konsum vereinfachen und dabei dem Staat eine Menge zusätzlicher Steuereinnahmen bringen. Und auch, wenn Cannabisunternehmen die Legalisierung entspannt abwarten können, wird es sich aufgrund der politisch angedachten Timeline lohnen, spätestens jetzt proaktiv zu werden, damit, wenn es soweit ist, die entsprechenden Produkte bereit stehen und Profite gesteigert werden können.