DACH-Region: Digitaler Umbruch bei staatlichen Services

Schweizer stimmen knapp für staatliche E-ID, Deutschland setzt auf KI-Revolution.
Die Digitalisierung öffentlicher Dienste nimmt im deutschsprachigen Raum deutlich an Fahrt auf. Während die Schweiz nach einem denkbar knappen Referendum-Sieg eine staatliche E-ID einführt, startet Deutschland eine KI-Offensive im öffentlichen Sektor. Österreich modernisiert zeitgleich sein digitales Identitätssystem. Was bedeutet dieser koordinierte Vorstoß für Bürger und Unternehmen?
Schweiz wagt den zweiten Anlauf
Mit hauchdünner Mehrheit von 50,4 Prozent haben die Schweizer am 28. September einer staatlich kontrollierten elektronischen Identität zugestimmt. Der Stadt-Land-Graben war deutlich spürbar – ein Spiegelbild der anhaltenden Skepsis gegenüber digitalen Staatsdiensten.
Die neue E-ID wird über die App "Swiyu" verfügbar sein und soll 2026 starten. Mit über 170 Millionen Euro Investition setzt die Regierung diesmal auf vollständige staatliche Kontrolle. Der Grund: 2021 scheiterte ein ähnliches Projekt, weil private Unternehmen beteiligt waren.
Justizminister Beat Jans räumt ein: „Wir nehmen die Bedenken der Gegner sehr ernst." Die freiwillige Nutzung und Privacy-by-Default-Prinzipien sollen Vertrauen schaffen.
Deutschland holt KI-Verstärkung
Während die Schweiz um Vertrauen wirbt, setzt Deutschland auf technologische Durchbrüche. Nur 28,5 Prozent der 579 Verwaltungsdienstleistungen sind bundesweit online verfügbar – ein ernüchterndes Zeugnis für die föderale Zersplitterung.
Die Antwort: SAP, OpenAI und Microsoft starten 2026 die Initiative "OpenAI for Germany". Das Ziel ist ambitioniert: KI soll Verwaltungsabläufe revolutionieren und gleichzeitig höchste deutsche Datenschutzstandards erfüllen.
Das neu geschaffene Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung koordiniert den Umbau. Experten des Ifo-Instituts rechnen vor: Erreicht Deutschland nur das dänische Digitalisierungsniveau, könnte das BIP pro Kopf um 2,7 Prozent steigen.
Österreich verschärft die Sicherheit
Österreich geht einen anderen Weg: Ab sofort ist für das beliebte Steuerportal "FinanzOnline" eine Zwei-Faktor-Authentifizierung Pflicht. Die Regierung drängt auf "ID Austria" als Standard-Login-Methode.
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Gleichzeitig plant Staatssekretär Alexander Pröll einen Relaunch des Systems. Nach anhaltender Kritik an Komplexität und Performance soll die Plattform "nutzerfreundlicher und einfacher" werden. Das Ziel: alle neun Millionen Österreicher für die 400 verfügbaren Online-Services zu gewinnen.
EU-weiter Druck wirkt
Alle drei Länder arbeiten unter Zeitdruck: Die EU verlangt bis Ende 2026 eine Digital Identity Wallet (EUDI) für alle Mitgliedstaaten. Führerscheine, Diplome und andere Dokumente sollen EU-weit digital nutzbar werden.
Die Herausforderungen sind unterschiedlich: Österreich verfeinert ein etabliertes System, die Schweiz muss trotz Nicht-EU-Mitgliedschaft kompatibel bleiben, Deutschland kämpft mit der größten strukturellen Aufgabe.
Der Test kommt jetzt
Die nächsten 24 Monate werden entscheidend. Kann die Schweiz ihre skeptische Landbevölkerung überzeugen? Schafft Deutschland den Spagat zwischen föderaler Vielfalt und einheitlichen Standards? Und gelingt Österreich der reibungslose Übergang zur verschärften Sicherheit?
Die DACH-Region steht vor einem digitalen Wendepunkt – mit enormem Potenzial, aber auch erheblichen Risiken für die Akzeptanz in der Bevölkerung.