Chinesischer Autodrive-Pionier erobert Deutschland

QCraft eröffnet europäische Zentrale in München und kündigt Qualcomm-Partnerschaft an. Das könnte die deutsche Autobranche durcheinanderwirbeln.
Mitten auf der IAA Mobility 2025 in München sorgt ein chinesischer Newcomer für Aufsehen: QCraft, führender Anbieter autonomer Fahrtechnologie aus Peking, schlägt sein europäisches Hauptquartier in Deutschland auf. Gleichzeitig verkündet das Unternehmen eine strategische Allianz mit US-Chipgigant Qualcomm.
Diese Doppelansage markiert einen entscheidenden Moment. QCraft setzt seinen Fuß direkt ins Herz der deutschen Automobilindustrie – und signalisiert damit seine Ambitionen auf den westlichen Märkten.
Das neue deutsche Hauptquartier soll zentrale Funktionen übernehmen: Forschung und Entwicklung, Produktzertifizierung und Geschäftsentwicklung. Alle Lösungen werden an Europas strenge Automotive-Standards angepasst.
Qualcomm-Allianz beschleunigt Marktstart
Kernstück der Europa-Expansion ist die Zusammenarbeit mit Qualcomm Technologies. QCraft entwickelt seine nächste Generation intelligenter Fahrassistenzsysteme auf Basis der Snapdragon Ride™-Plattform.
Warum diese Partnerschaft so clever ist? Sie kombiniert Qualcomms etabliertes Ökosystem mit QCrafts bewährter Autonomie-Technologie. Das Ziel: kürzere Produktionszyklen und niedrigere Kosten für Autohersteller weltweit.
QCraft setzt aber nicht nur auf einen Partner. Das Unternehmen arbeitet bereits mit NVIDIA und Horizon Robotics zusammen, wodurch seine Software-Lösungen auf verschiedensten Hardware-Plattformen laufen. Die Entwicklung der Navigate on Autopilot (NOA)-Systeme für Snapdragon Ride™ ist bereits abgeschlossen.
Diese Flexibilität verschafft Autoherstellern entscheidende Vorteile – und QCraft einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Von null auf Marktführer in sechs Jahren
Die Erfolgsstory begann 2019, als ehemalige Waymo-Ingenieure QCraft gründeten. Heute dominiert das Unternehmen Chinas umkämpften Autonomie-Markt mit beeindruckenden Zahlen: Über 600.000 Fahrzeuge nutzen bereits QCraft-Technologie.
Zwischen Januar 2023 und Juli 2024 eroberte QCraft 50,84 Prozent Marktanteil bei NOA-Systemen für chinesische Pkw – eine beachtliche Leistung im weltgrößten Automarkt.
Das Erfolgsgeheimnis liegt in der "durchbrechenden Recheneffizienz": QCraft liefert überlegene Performance mit weniger Rechenleistung. Möglich macht das eine hauseigene Daten-Toolchain und fortschrittliche KI-Modelle, die schnelle Algorithmus-Updates ermöglichen.
Deutsche Autobauer vor neuer Konkurrenz
QCrafts Deutschland-Offensive ist symptomatisch für einen größeren Trend. Chinesische Tech-Unternehmen, gestählt im weltgrößten Automarkt, drängen nun global nach vorne.
Für deutsche Traditionshersteller bedeutet das neue Konkurrenz – aber auch Kooperationschancen. In einer Branche, die sich hin zu software-definierten Fahrzeugen wandelt, wird die Expertise tech-nativer Firmen in KI und datengetriebener Entwicklung immer wichtiger.
QCraft integriert sich nicht nur als Produktlieferant, sondern als fester Bestandteil der europäischen Automotive-Lieferkette. Das signalisiert langfristiges Engagement statt schneller Markterschließung.
Serienproduktion startet 2026
Mit der operativen deutschen Zentrale startet QCraft in eine neue Wachstumsphase. Die Roadmap ist klar definiert: 2026 beginnt die Massenproduktion der vollintegrierten Autonomie-Lösungen für Europa, USA, Japan und Südkorea.
Die Qualcomm-Partnerschaft soll diesen Zeitplan beschleunigen. Viele globale Autohersteller kennen bereits die zertifizierte, automotive-taugliche Hardware-Plattform.
Während die Branche gespannt auf die IAA-Entwicklungen blickt, setzt QCraft ein deutliches Zeichen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich die in China erprobte Technologie global durchsetzt – und ob sie die Mobilität der Zukunft prägen wird.