Capita zahlt 14 Millionen Euro Strafe für Datenpanne

Eine turbulente Woche im Cybersecurity-Bereich gipfelte in der Bloßstellung persönlicher Daten von Dutzenden Millionen Verbrauchern weltweit. Eine Serie großer Datenpannen und eine eindringliche Microsoft-Warnung vor eskalierenden Passwort-Angriffen zeigen: Die oft unterschätzten Schwachstellen bei digitaler Identität und Passwort-Sicherheit werden zum kritischen Problem.
Die britische Datenschutzbehörde ICO verhängte vergangene Woche eine Rekordstrafe von umgerechnet 16,4 Millionen Euro gegen den Outsourcing-Riesen Capita. Grund war ein Cyberangriff vom März 2023, der die Daten von 6,6 Millionen Menschen kompromittierte - darunter sensible Renten- und Personalakten. Die ICO-Untersuchung ergab: Capita hatte versäumt, angemessene technische Schutzmaßnahmen zu implementieren.
Zeitgleich schlägt Microsoft Alarm. Der neue Digital Defense Report 2025 verzeichnet einen Anstieg identitätsbasierter Cyberangriffe um 32 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2025. Die brisante Erkenntnis: Über 97 Prozent dieser Attacken sind Passwort-Angriffe, die gestohlene Zugangsdaten aus anderen Datenpannen ausnutzen. Die Hacker brechen nicht mehr ein - sie loggen sich einfach mit gestohlenen Schlüsseln ein.
Millionenschwere Datenlecks erschüttern Verbraucher
Die vergangenen Tage brachten mehrere schwerwiegende Sicherheitsvorfälle ans Licht. Die australische Fluglinie Qantas bestätigte, dass Daten von 5,7 Millionen Kunden im Darknet veröffentlicht wurden. Der Datendiebstahl erfolgte bereits im Juli 2025 über eine gehackte Drittanbieter-Plattform. Betroffen sind Namen, Geburtsdaten, Telefonnummern und Vielfliegerdaten.
Auch der australische Telekommunikationsanbieter Vocus Group, Mutterkonzern von Dodo und iPrimus, wurde am Wochenende Opfer eines Hackerangriffs. Seit Freitag, 17. Oktober, verschafften sich Kriminelle unerlaubten Zugang zu etwa 1.600 E-Mail-Konten und führten 34 betrügerische SIM-Swaps durch - eine Technik zur Übernahme von Telefonnummern.
In den USA traf es den Finanzdienstleister Prosper mit 17,6 Millionen kompromittierten Konten besonders hart. Die gestohlenen Daten umfassen hochsensible Informationen wie Sozialversicherungsnummern, Adressen und Einkommensdaten.
Das fatale Problem schlechter Passwort-Hygiene
Diese jüngsten Vorfälle sind Symptome eines hartnäckigen Problems: katastrophale Passwort-Sicherheitspraktiken. Trotz weit verbreiteten Bewusstseins für die Risiken verwenden weiterhin große Teile der Nutzer dieselben Passwörter für mehrere Dienste. Schwache Kombinationen wie "123456" bleiben Spitzenreiter bei gestohlenen Passwörtern.
Eine aktuelle Studie zeigt: 89 Prozent der Menschen wissen, dass die Wiederverwendung von Passwörtern ein Sicherheitsrisiko darstellt. Trotzdem bleibt diese gefährliche Praxis weit verbreitet. Diese fundamentale Schwäche befeuert Credential-Stuffing-Angriffe, bei denen Hacker Listen gestohlener Benutzerdaten aus einer Datenpanne nutzen, um Zugang zu Konten auf anderen Plattformen zu erlangen.
Die schiere Anzahl an Online-Konten macht es für Einzelpersonen schwierig, für jeden Dienst einzigartige, komplexe Passwörter zu führen. Diese "Passwort-Müdigkeit" führt zu unsicheren Abkürzungen und schafft einen Dominoeffekt: Eine einzige Datenpanne kann das gesamte digitale Leben eines Nutzers kompromittieren.
Industrie unter Druck - Regulierer greifen durch
Die Häufung von Millionenstrafen und massiven Datenlecks innerhalb einer Woche setzt Unternehmen massiv unter Druck, ihre Abwehr zu stärken. Die 16,4-Millionen-Euro-Strafe gegen Capita - ursprünglich waren sogar 52,6 Millionen Euro geplant - sendet ein klares Signal: Regulierer machen Firmen für mangelhafte Datensicherheit verantwortlich.
Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung drängen Cybersicherheitsbehörden auf einen Strategiewechsel. Die US-Behörde CISA hat kürzlich Technologiehersteller aufgefordert, Standard-Passwörter in ihren Produkten zu eliminieren - ein häufiger Einstiegspunkt für Angreifer. Microsoft plädiert vehement für phishing-resistente Multi-Faktor-Authentifizierung, die über 99 Prozent identitätsbasierter Angriffe verhindern könne.
Zukunft ohne Passwörter rückt näher
Die Branche beschleunigt den Abschied von herkömmlichen Passwörtern. Das anhaltende Versagen passwort-basierter Sicherheitsmodelle treibt die Einführung stärkerer Authentifizierungsmethoden voran: Biometrie, Sicherheitsschlüssel und Passkeys bieten sicherere und benutzerfreundlichere Alternativen.
Für Verbraucher bedeutet das zunächst: erhöhte Wachsamkeit. Betroffene der Qantas-, Vocus- und Prosper-Datenpannen sollten vor unaufgeforderten E-Mails, SMS und Anrufen auf der Hut sein. Finanzkonten müssen auf verdächtige Aktivitäten überwacht werden. Da Angreifer immer geschickter darin werden, gestohlene Persönlichkeitsdaten zu verwerten, liegt es an Einzelpersonen und Unternehmen gleichermaßen, eine widerstandsfähigere Verteidigung gegen die unaufhörliche Flut identitätsfokussierter Cyberkriminalität aufzubauen.