Bei Marihuana-Aktien ging es bisher vor allem um Kanada und die USA. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein kleines Königreich mitten in Südafrika in den Vordergrund gespielt. Das britische Unternehmen Akanda (WKN: A3DG83) möchte dort im großen Stil Cannabis für medizinische Zwecke anbauen. Lass uns genauer anschauen, was dahintersteckt und ob die Akanda-Aktie weiteres Potenzial haben könnte.

Lesotho, die Cannabis-Macht

Lesotho ist ein sonnenreiches und bergiges kleines Land, umschlossen von Südafrika. Dort entspringt eine Reihe größerer Flüsse, sodass es mehr als genug Wasser gibt. Es dominiert die traditionelle Vieh- und Landwirtschaft mit Rindern, Angoraziegen, Mais und Hirse. Zusammen mit dem großen Angebot an günstigen Arbeitskräften bieten sich ausgezeichnete Möglichkeiten, um etwas Neues anzubauen.

Als Lesotho 2017 als erstes afrikanisches Land die Legalisierung von medizinischem Cannabis in die Wege geleitet hatte, herrschte Aufbruchstimmung. Hohe ausländische Investitionen würden für gut bezahlte Arbeitsplätze und steigende Deviseneinnahmen sorgen.

Ganz so rund lief es jedoch nicht. Auf weit über 100 Anbaulizenzen, die der Staat vergeben hatte, folgten zunächst nur wenig greifbare Resultate. Bald wurde diskutiert, die Lizenzen zurückzuziehen. Und selbst mit denjenigen, die tatsächlich investierten, gab es Ärger. Mitarbeiter wurden nicht gut bezahlt und fühlten sich schlecht behandelt.

Zudem gibt es Befürchtungen, dass das besonders fruchtbare Ackerland in den (immer noch auf mindestens 1.400 Meter Höhe gelegenen) Flusstälern für den konventionellen Anbau von Nahrungsmitteln verloren geht. Ausländische Investoren hatten offenbar durchkalkuliert, dass es höhere Profite bringt, einigen Bauern ihr Land abzukaufen, anstatt den Anbau im brachliegenden Hochland zu versuchen, das ursprünglich für Cannabis vorgesehen war. Hier drohen Konflikte.

Die Regierung kam zusätzlich unter Druck, weil ihr Missmanagement den zeitlichen Vorsprung zunichtezumachen drohte. Zwischenzeitlich hatten sich auch andere afrikanische Länder wie Simbabwe, Sambia und Malawi in Stellung gebracht, um im milliardenschweren Cannabisgeschäft mitzumischen.

Akanda will es richtig machen

Wenn es nach dem Management von Akanda geht, dann soll Lesotho seine Führungsrolle beim afrikanischen Cannabisanbau behalten. Im Zusammenspiel mit lokalen Communitys und der Regierung will man nun zügig investieren. Dafür hat das Unternehmen vor wenigen Tagen rund 16 Mio. US-Dollar an der US-Börse Nasdaq eingeworben, nachdem es bereits im letzten November 5 Mio. US-Dollar über eine private Finanzierungsrunde eingespielt hatte.

Damals kaufte Akanda zwei komplementäre Betriebe von Halo Collective (WKN: A2QNDZ): Bophelo Bioscience, eine Cannabisproduktion im relativ tief gelegenen Distrikt Mafeteng, sowie CanMart, ein in Großbritannien zugelassener Importeur und Distributeur für medizinische Cannabisprodukte, der als Mieter von einem spezialisierten Logistiklager in Südostengland aus operiert.

Akanda gibt auch vor, ein besonders ethisch agierender Akteur zu sein. Über eine eigene Stiftung werden lokale Gemeinschaften unterstützt. Es sollen viele qualifizierte Arbeitsplätze entstehen, und die Förderung der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen hat sich Akanda klar auf die Fahnen geschrieben. Die Verschwendung von Wasser, ein schlechter Umgang mit Mitarbeitern oder die Umwidmung von besonders fruchtbarem Ackerland in großem Stil würde damit nicht zusammenpassen.

Wie viel Substanz dahintersteckt, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen. Wir wissen, dass einige vorgeblich nachhaltig agierende Bergbauunternehmen zum Teil eine verheerende Umwelt- und Sozialbilanz haben.

Akanda hat bisher auch noch keine Umsätze erzielt. Erst im August 2021 wurden die Vorbereitungsarbeiten für den Anbau auf dem 5,6 Hektar großen Grundstück der Tochter Bophelo abgeschlossen. Auf etwa der Hälfte der Fläche wachsen seither die ersten Pflanzen heran. Künftig sollen über 200 Hektar bebaut werden, sodass Akanda zu den größten Cannabispflanzern der Welt aufsteigen würde.

Ein gutes Investment?

Mit den rund 20 Mio. US-Dollar, die Akanda nun investieren kann, wird das Unternehmen bald 1.000 Liter CBD-Öl produzieren können, wenn man die Erfahrung des schon länger präsenten Wettbewerbers Medigrow zugrunde legt. Beim Vollausbau der angestrebten zusätzlichen 200 Hektar könnte die jährliche Produktionsmenge schätzungsweise auf über 60.000 Liter steigen.

Dann hängt viel davon ab, welchen Preis man erzielen kann. Dieser schwankte in den letzten Jahren extrem zwischen drei- und fünfstelligen Werten, was allerdings durch Rahmenvereinbarungen mit den belieferten Produktpartnern abgefedert werden könnte. Bei 1.000 US-Dollar pro Liter ergäbe sich ein Umsatz von 60 Mio. US-Dollar.

Wie viel Wertschöpfung die nachgelagerten Vermarktungsstufen zusätzlich bringen und wie viel Gewinn davon am Ende übrigbleibt, ist schwer einschätzbar. Aber es ist absehbar, dass das Unternehmen sich zuvor erneut an den Kapitalmarkt wenden muss, um den Ausbau zu finanzieren. Und angesichts der oben beschriebenen Situation würde ich davon ausgehen, dass Akanda nach den 200 Hektar nur noch über Akquisitionen signifikant wachsen könnte.

Grundsätzlich gefällt mir, dass ein Land wie Lesotho auf Cannabis setzt, um die Chance für einen Entwicklungssprung zu ergreifen. Und Akanda scheint gewillt, als zuverlässiger Partner daran mitzuwirken. Doch insgesamt wirken die 243 Mio. US-Dollar Marktkapitalisierung der Akanda-Aktie (Stand: 21.03.) auf mich etwas verfrüht. Lasst uns doch erst einmal sehen, was da heranwächst. Bis dahin gibt es aus meiner Sicht attraktivere Marihuana-Aktien.

Der Artikel Cannabis aus Lesotho: Diese Marihuana-Aktie hebt ab – aber zu Recht? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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