FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Mai hat an der Börse eigentlich einen miesen Ruf, so mies sieht es bislang aber gar nicht aus. Das hat auch damit zu tun, dass die Berichtssaison überraschend gut läuft. Der DAX geht mit der 16.000 Punkte-Marke auf Tuchfühlung.

8. Mai 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Alles längst eingepreist: Die Zinsanhebungen von US-Notenbank und EZB vergangene Woche haben den Aktienmärkten nichts mehr anhaben können. Gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt am Freitag sorgten dann sogar für satte Gewinne zum Wochenschluss, vor allem in den USA. "An den Aktienbörsen wurde infolge der Arbeitsmarktdaten die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA anscheinend etwas ausgepreist", erklären die Analysten der Deutsche Bank.

Heute, 12 Uhr, geben Carsten Mumm und Martin Utschneider ein Update zum Markt.

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Der DAX steht am Montagmorgen bei 15.962 Punkten unverändert zu Freitag. An der Wall Street hatten der Arbeitsmarktbericht und gute Zahlen von Apple die Kurse kräftig steigen lassen: Der Dow Jones schloss mit einem Plus von 1,65 Prozent und der Nasdaq 100 sogar mit gut 2 Prozent - er erreichte den höchsten Stand seit August 2022. Dabei schmort die US-Regionalbankenkrise weiter. Vergangene Woche waren weitere kleinere Institute ins Visier von Short-Sellern geraten und erlitten heftige Kursverluste. Fortgesetzt hat sich außerdem der Streit zwischen Demokraten und Republikanern über die Anhebung der Schuldenobergrenze.

Positive Signale von Berichtssaison

Die Unternehmensergebnisse laufen dagegen gut. "Fundamental sendet die Berichtsaison in den USA und Deutschland bislang eher positive Signale", stellt Robert Halver von der Baader Bank fest. Die Großbanken bereiteten wenig Sorgen. Bei Big-Tech sorgten konsequent vorangetriebene Kosteneinsparungen und Fantasien rund um Künstliche Intelligenz für überraschend solide Ergebnisse - trotz Konjunkturschwäche. "Und in den Ausblicken kommt langsam Optimismus auf."

Wie Andreas Hürkamp von der Commerzbank erläutert, haben bislang 370 der S&P 500-Unternehmen und in Europa 253 der Stoxx 600-Unternehmen ihre Zahlen veröffentlicht. "In den USA haben 78 Prozent der Unternehmen die Gewinn- und 69 Prozent die Umsatzerwartungen der Analysten übertroffen, in Europa 72 Prozent die Gewinn- und 63 Prozent die Umsatzerwartungen." Allerdings seien die Aktienmärkte nun in die saisonal schwächere Marktphase gekommen. Die Bank erwartet für das Börsenjahr 2023 von Mai bis September fallende Aktienkurse. "Wir empfehlen, in guten Marktphasen mit einer impliziten Volatilität unter 20 Aktienpositionen zu reduzieren."

"Sieben auf einen Streich"

Charttechniker Martin Utschneider von Donner & Reuschel weist darauf hin, dass die wichtige charttechnische Unterstützung bei 15.652 Zählern zum siebten Mal in Folge nicht unterhandelt wurde. "Dies könnte für die kommenden Handelstage sehr positive Auswirkungen haben." Der übergeordnete chart- und markttechnische Aufwärtstrend sei weiterhin intakt, trotz der zuletzt knapp zweiwöchigen Konsolidierung. Man solle daher keinesfalls vorschnell der Börsenweisheit "Sell in May and go away" blind folgen. "Es kann ein durchaus erfreulicher Handelsmonat werden."

Änderungen in MDAX, SDAXund TecDAX

Am morgigen Dienstag werden außerplanmäßige Anpassungen in der Zusammensetzung von MDAX, SDAX und TecDAX wirksam: Evotec verlässt MDAX und TecDAX und wird im MDAX von SMA Solar Technology AG ersetzt. Für SMA Solar Technology kommt Süss MicroTec in den SDAX. Im TecDAX rückt Kontron für Evotec nach. Von Mittwoch an wird außerdem Hochtief den Mobilfunkmastbetreiber Vantage Towers, der sich von der Börse verabschiedet, im MDAX ersetzen. Im SDAX folgt auf den Platz von Hochtief das Bahntechnikunternehmen Vossloh.

Konjunkturdaten sind diese Woche rar gesät, allerdings nimmt die Berichtssaison weiter an Fahrt auf. In dieser Woche legen unter anderem Fresenius, Daimler Truck, Heidelberg Cement, Siemens Healthineers, Eon, Continental, RWE, Deutsche Telekom, Hannover Rück, Bayer und Allianz ihre Quartalsberichte vor.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 8. Mai

8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion März.

Mittwoch, 10. Mai

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise April. Die Energiepreise haben sich der Commerzbank zufolge beruhigt, dieNahrungsmittelpreise könnten sogar erstmals seit Juli 2020 leicht gesunken sein. Auf der anderen Seite sei die Preiskorrektur bei Gebrauchtwaren wohl ausgelaufen. In der Summe prognostizieren die Analysten einen Anstieg von 0,4 Prozent gegenüber März, auf das Jahr gerechnet unverändert 5 Prozent.

Donnerstag, 11. Mai

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Die DekaBank geht davon aus, dass die Bank of England ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent erhöhen wird.

von: Anna-Maria Borse, 8. Mai 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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