FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Zwangsübernahme der Credit Suisse kann die Sorgen vor einer weltweiten Bankenkrise nicht dämpfen. Die Angst vor einer Finanzkrise 2.0 ist groß. In diesem schwierigen Umfeld muss die US-Notenbank über den Leitzins entscheiden.

20. März 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ruhe ist nicht eingekehrt nach der am gestrigen Sonntag ausgehandelte Notfallrettung der Credit Suisse durch den Rivalen UBS. Marktbeobachter sehen sie vielmehr als Zeichen dafür, wie dramatisch die Lage ist. Denn freiwillig war die Übernahme nicht, und die Schweizerische Nationalbank SNB und die Schweizer Regierung mussten Liquiditätshilfen und eine Garantie bereitstellen. Auch dass die Fed und fünf weitere Notenbanken zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen, ändert nichts an der massiven Verunsicherung weltweit.

"Talfahrt könnte weiter gehen"

"Von großartiger Erholung ist an den Aktienmärkten nicht viel zu spüren", erklärt Christian Henke von IG. Nun werde geschaut, wer der nächste Wackelkandidat sein könnte. "Die Talfahrt könnte durchaus noch weiter gehen."

Der DAX steht am Montagmorgen bei 14 715,40 Punkten. In der Vorwoche war der Index nach einer Berg- und Talfahrt mit einem Minus von insgesamt über 4 Prozent bei 14.768 Punkten aus der Woche gegangen. Der europäische Bankenindex Stoxx Europe 600 Banks, zuvor noch ein Outperformer in diesem Jahr, hatte sogar 11,5 Prozent verloren.

"Gefahr von Fehltritten der Notenbanken groß"

In diesen Krisenzeiten muss die US-Notenbank am Mittwoch über eine weitere Zinserhöhung entscheiden. "Vor gut einer Woche haben Marktteilnehmer noch auf eine Erhöhung des Leitzinsbandes um 50 Basispunkte gesetzt. Inzwischen rechnet die Mehrheit allenfalls mit einem Schritt von 25 Basispunkten", erklärt Ralf Umlauf von der Helaba. Dann sei das Zinshoch erreicht, bereits für den Frühsommer würden in den Geldmarkt-Futures sinkende Zinsen eingepreist. "Die Zentralbanken sind in einem Dilemma, und sie müssen in einem Umfeld großer Unsicherheit agieren. Die Gefahr von Fehltritten ist daher groß." Die EZB hatte sich vergangenen Donnerstag nicht beirren lassen und die Leitzinsen um 50 Basispunkte erhöht. Allerdings legte sich die Notenbank nicht auf weitere Zinserhöhungen fest.

Anhaltende Nervosität

Charttechniker Martin Utschneider von Donner & Reuschel rechnet mit einem nervösen Wochenauftakt. "Der Test der 100-Tage-Linie bei 14.681 Punkten steht unmittelbar bevor. Ebenso bleibt der November-Aufwärtstrend verlassen." Sowohl der Trendfolgeindikator MACD als auch die Slow-Stochastik deuteten weiterhin Schwäche an. "Die ‚letzte Bastion‘ Ichimoku-Wolke wird heute massiv getestet werden." Es gelte daher weiterhin die Devise: Absicherungen belassen beziehungsweise nachziehen.

Rheinmetall rückt in DAX auf, FMC muss weichen

Ab heute sind die am 3. März beschlossenen Veränderungen für die Indizes der DAX-Familie wirksam. Neues DAX-Mitglied ist Rheinmetall, der Düsseldorfer Rüstungskonzern nimmt den Platz des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care FMC ein. Neue MDAX-Mitglieder sind neben FMC noch das Technologieunternehmen Jenoptik und der Rüstungskonzern Hensoldt, beide rücken aus dem SDAX auf. Der Biokraftstoffhersteller Verbio und die Software AG steigen in den SDAX ab.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Mittwoch, 22. März

19.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Noch vor gut einer Woche schien eine Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte relativ realistisch, erklärt die DekaBank, mit der Pleite der Silicon Valley Bank hätten sich die Einschätzungen aber geändert. Angesichts der aktuell extrem hohen Unsicherheit sei zudem nicht mit konkreten Aussagen für die den weiteren Leitzinspfad zu rechnen.

Donnerstag, 23. März

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Nach fünf großen Leitzinsschritten steht laut DekaBank diesmal wohl ein kleinerer an. Die Bank of England dürfte ihren Leitzins von 4 auf 4,25 Prozent anheben.

Freitag, 24. März

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex März. Die Einkaufsmanagerindizes werden der Commerzbank zufolge das Bild einer gespaltenen Konjunktur im Euroraum bestätigen. Der Index für den Dienstleistungssektor werde unverändert auf eine moderate Expansion hindeuten, der Index für die Industrie im rezessiven Bereich verharren.

von: Anna-Maria Borse, 20. März 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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