FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Scale-Index nähert sich wieder seinem Allzeithoch, sehr gut entwickelt haben sich zuletzt auch 2G Energy und Ökoworld. So mancher leidet aber unter Lieferengpässen, etwa die mic AG. Die drei Fragen gehen diesmal an den mic-Vorstand Andreas Empl.

15. November 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wer nach eindeutigen Gewinnern der Energiewende sucht, stößt schnell auf 2G Energy, gelistet im Scale-Segment. "Sechs Aktien zum Kampf gegen den Klimawandel" schrieb etwa Börse Online vor einer Woche und nannte den Hersteller von Anlagen zur dezentralen Energieversorgung als eine davon. Für das Handelsblatt gehört 2G Energy zu den "Klimapionieren der deutschen Wirtschaft". Innerhalb von nur zwei Monaten ist der Kurs von 88 auf 126,40 Euro gestiegen, ein neues Allzeithoch. Aktuell sind es mit 123 Euro kaum weniger. Auslöser für den jüngsten Anstieg: ein dickes Auftragsplus im dritten Quartal.

Auch der Fondsanbieter Ökoworld (DE0005408686), ebenfalls im Scale-Segment gelistet, gehört zu den Gewinnern. Anfang November knackte die Fondsgesellschaft einen neuen Rekord: Das verwaltete Vermögen kletterte über die Marke von 4 Milliarden Euro. Die Aktie kostet aktuell 111 Euro, Anfang des Jahres waren es nur 41 Euro.

Ernst Russ: Kursversechsfachung in einem Jahr

Ökoworld gehört auch weiter zur Gruppe der Scale-Aktien mit der besten Entwicklung auf Zwölfmonatssicht. Ganz oben auf der Liste steht unverändert die Ernst Russ AG (DE000A161077) mit einer Kursversechsfachung seit November 2020 - getrieben durch die guten Bedingungen auf den internationalen Schiffsmärkten. Es folgen die Beteiligungsgesellschaft Media and Games Invest (MT0000580101) und dann Ökoworld. Auf den Plätzen drei bis sechs finden sich das Fintech The Naga Group (DE000A161NR7), die Deutsche Rohstoff AG (DE000A0XYG76) und der Hersteller von Batteriekomponenten IBU-tec advanced materials (DE000A0XYHT5).

Die vielen gut laufende Aktien ziehen den Index weiter nach oben: Am Montagmorgen liegt der Scale All Share bei 1.949 Punkten und damit nicht mehr weit vom im September erreichten Allzeithoch bei 1.969 Punkten entfernt. Der Auswahlindex Scale 30 hinkt etwas hinterher: Der Index steht aktuell bei 1.705 Punkten und damit deutlicher unter seinem Rekord von 1.835 Zählern vom September.

Naga noch viel mehr zugetraut

Das Hamburger Fintech The Naga Group meldete vor einer Woche einen Umsatzanstieg von 7 auf 18 Millionen Euro im dritten Quartal und damit einen neuen Rekord. Der operative Gewinn habe sich von 2 auf 4,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Vor allem in der Kryptosparte sei der Handel stark gewachsen. Aktuell kostet die Aktie 8,55 Euro, im November 2020 waren es nur 2,66 Euro.

Analysten sehen noch mehr Potenzial: So hat SMC Research das Kursziel nach Bekanntgabe der Quartalszahlen deutlich von 8 auf 11,70 Euro angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt. Naga habe mit den starken Zahlen die Dynamik des ersten Halbjahres noch übertroffen, heißt es, die Wachstumsinitiativen des Unternehmens zeigten Wirkung. Auch GBC empfiehlt die Aktien und nennt ein Kursziel von 11,70 Euro, Naga habe den "eindrucksvollen Wachstumskurs" auch 2021 fortsetzen können. Bei Hauck & Aufhäuser liegt das Kursziel sogar bei 15 Euro, der Ausblick bestätige das insgesamt positive Bild.

mic mit "positiven Wachstumsperspektiven"

Durchaus anspruchsvoll sind laut SMC Research derzeit die Rahmenbedingungen für die mic-Tochter Pyramid Computer. Denn der Hersteller von Selbstbedienungsterminals kämpfe, wie viele andere Unternehmen auch, mit Engpässen in der Materialversorgung. Es sei aber positiv, dass die mic AG die Umsatz-und Gewinnprognose weiterhin für erreichbar halte. Vertriebsseitig entwickle sich Pyramid in jedem Fall sehr erfreulich, erklärt SMC Research, der nächste große Entwicklungssprung sei die Übernahme der faytech AG. Die Analysten sehen für den Konzern - mit oder ohne faytech - weiterhin positive Wachstums- und Margensteigerungsperspektiven, nennen ein Kursziel von 5,40 (aktuell 2,54) nach bislang 6 Euro und stufen die Aktie auf "Buy" (s. Interview).

Neuzugang Veganz, Mutares steigt auf

Mit dem Börsengang von Veganz (DE000A3E5ED2) ist Anfang November übrigens ein neues Mitglied ins Scale-Segment gestoßen. Der Berliner Hersteller veganer Lebensmittel startete zwar leicht unter dem Ausgabepreis von 87 Euro in den Handel, mittlerweile kostet die Aktie aber schon knapp 95 Euro. Das Scale-Segment verlassen hat unterdessen die Beteiligungsgesellschaft Mutares. Die Aktien notieren seit dem 20. Oktober im Prime Standard der Frankfurter Börse.

Drei Fragen an... diesmal: Andreas Empl, Vorstand der mic AG

Herr Empl, die mic-Aktie hat sich nach deutlichen Gewinnen 2020 seit Juni dieses Jahres nicht mehr so gut entwickelt. Wie erklären Sie sich den Verlauf?

Den Kursverlauf der letzten Wochen können wir uns nur dahingehend erklären, dass der Markt davon ausgeht, dass unsere 100-prozentige Tochter Pyramid ihre Planzahlen für 2021 deutlich verfehlen wird. Die globalen Beschaffungs- und Logistikprobleme werden derzeit tagtäglich in den Medien diskutiert. Hinzu kommen Verzögerungen bei der geplanten Übernahme der faytech AG.

Können Sie, trotz der aktuellen Probleme wie der Materialknappheit, an Ihren Prognosen für 2021 und 2022 festhalten?

Ja, wir gehen unverändert davon aus, dass es uns gelingt, die im Februar 2021 publizierte Umsatz- und Ertragsplanung für 2021 zu erfüllen - abhängig insbesondere von der Verfügbarkeit beim Einkauf von Komponenten. Auf Basis eines im Vorjahresvergleich höheren Auftragseingangs 2021 sowie der bestehenden Rahmenverträge sind wir zudem auch für 2022 optimistisch.

Aus Anlegersicht: Was spricht für Ihre Aktie?

Für die mic-Aktie spricht die bald zu erwartende Sonderkonjunktur der Digitalisierung und Automatisierung des Retail-Handels, zudem die bevorstehende Übernahme der faytech AG. Diese eröffnet uns einen Umsatzsprung auf rund 100 Millionen Euro 2022. Analysten sehen den fairen Wert der mic-Aktie derzeit bei 5,40 Euro und bescheinigen damit ein Kurspotenzial von über 100 Prozent.

Die mic AG ist eine Münchner Beteiligungsgesellschaft und hält 100 Prozent an der Pyramid Computer GmbH, die als Pionier für den digitalen Marktplatz gilt und IT-Lösungen für den Einzelhandel sowie den Finanz- und Industriesektor entwickelt und herstellt. Noch in diesem Jahr soll die faytec AG übernommen werden, ein Anbieter von industriellen Touch-PCs und -Monitoren. Die Aktie der mic AG ist seit Oktober 2006 an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet und seit März 2017 in das Scale-Segment einbezogen.

von: Anna-Maria Borse

© 15. November 2021, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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