Börse Frankfurt-News: Scale-Marktbericht: "Erhebliches Aufholpotenzial"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 2022 war an den weltweiten Aktienmärkten nicht viel zu holen, da machte auch das Scale-Segment keine Ausnahme. Um so größer sind die Hoffnungen für 2023. Die "Drei Fragen" gehen diesmal an Tobias Hoffmann-Becking von Blue Cap.
16. Januar 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch für das Scale-Segment startet das neue Jahr mit Schwung. Dank allgemein guter Stimmung an den Börsen liegt der Scale All Share, der alle Scale-Mitglieder abbildet, am Montagmorgen bei 1.301 Punkten, zum Jahressschluss waren es noch 1.229 Zähler. Der Auswahlindex Scale 30 steht aktuell bei 1.185 Punkten nach 1.138 zum Jahresende.
Das Scale All Share-Allzeithoch aus 2021 (1.969 Punkte) ist allerdings noch in weiter Ferne. Denn das Jahr 2022 war zwar für fast alle Anlageklassen zum Vergessen, was Aktien angeht, wurden kleine Unternehmen aber speziell abgestraft. Um 36 Prozent ist der Scale All Share im vergangenen Jahr gefallen. "Junge Unternehmen haben es besonders schwer", "Das Börsenumfeld ist ungemein herausfordernd" - so und ähnlich äußerten sich die Scale-Unternehmen im vergangenen Jahr. Da nutzte auch ein vielmals intaktes Geschäftsmodell nichts.
Formycon als Primus
Dennoch gab es auch Erfolgsgeschichten: So hat sich der Kurs des
jüngsten Scale-Mitglieds Cantourage (
Die besten Scale-Werte kommen auf Zwölfmonatssicht auf Kursgewinne
von 20 bis zu 84 Prozent; aktuell sind dies Formycon (DE000A1EWVY8),
Daldrup & Söhne (DE0007830572), Cliq Digital (
2G mit höchsten Handelsaufkommen
Umsatzstärkster Scale-Wert 2022 war allerdings 2G Energy, ein gerne auch von grünen Anlegerinnen und Anlegern gewählter Titel. Im abgelaufenen Jahr wurden auf Xetra und dem Frankfurter Parkett 2G-Aktien im Wert von 173 Millionen Euro gehandelt. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgen Formycon (162 Millionen Euro), Cliq Digital (132 Millionen Euro), Deutsche Rohstoff AG (120 Millionen Euro) und Mensch und Maschine (103 Millionen Euro).
2G profitiert als Hersteller von Blockheizkraftwerken von der wachsenden Nachfrage nach dezentraler Energieversorgung. Auch im dritten Quartal stiegen Umsatz und operativer Gewinn deutlich. 2022 hat sich der Kurs zwar kaum bewegt, seit Anfang 2019 hat er sich aber mehr als vervierfacht, seit dem Börsengang 2007 sogar verelffacht.
Vectron: Kursplus von über 40 Prozent
Sehr gut ins neue Jahr gestartet ist der Kassenhersteller Vectron aus Münster - vielen bekannt durch Kassensysteme in Bäckereien und in der Gastronomie. Der Kurs kletterte von 3,29 Euro zum Jahresschluss auf aktuell 4,65 Euro. Treiber dürfte eine Übernahme sein: Vectron hat Ende Dezember den Zukauf von Acardo bekannt gegeben. Das Unternehmen, tätig vor allem in den Branchen Lebensmittelhandel, Drogerien, Apotheken und Kinos, gilt als Pionier im Coupon Marketing - also Marketing über Codes, Gutscheine und Discounts.
Die Analysten von GBC begrüßen das: "Mit der Einbindung der Acardo-Produkte und Dienstleistungen wird das Produktspektrum der Vectron erheblich ausgeweitet", schreiben sie. Vectron werde in der neuen Form deutlich weniger vom volatilen Kassengeschäft abhängig sein. Zwar senkt GBC die Umsatz- und Gewinnschätzungen analog zu den Unternehmenserwartungen, das neue Kursziel liegt mit 9,20 Euro (bisher 9,35 Euro) aber weiter deutlich über der aktuellen Notierung. Die Empfehlung lautet daher weiter "Kaufen."
Aus Lloyd Fonds wird Laiqon
Im Scale-Segment gibt es seit Anfang des Jahres einen neuen Namen:
Laiqon (
"Blue Cap zu stark abgestraft"
Auch für die Beteiligungsgesellschaft Blue Cap (
Die Analysten von Warburg Research sprachen von "starken Neunmonatszahlen", nahmen wegen des Margendrucks die Ergebnisschätzungen aber etwas zurück. Das Kursziel liegt mit 40 Euro allerdings weit über der aktuellen Notierung, die Empfehlung lautet daher weiter "Buy". "Zu Unrecht abgestraft", urteilte SMC Research schon Ende Oktober mit Blick auf den Blue Cap-Kurs. Das Unternehmen habe das Portfolio in den letzten zweieinhalb Jahren kräftig umgebaut und ernte nun die Früchte dieses Strukturwandels. Als Kursziel nannten die Analysten 38 Euro und rieten ebenfalls weiter zum Kauf.
Drei Fragen an Tobias Hoffmann-Becking, CEO der Blue Cap AG
Die Aktie von Blue Cap hat sich seit ihrem Tief Ende September kräftig erholen können. Was sind - neben der allgemein verbesserten Lage am Aktienmarkt - die Gründe dafür?
Hauptausschlaggebend war sicherlich unsere operative Entwicklung. Wir haben 2022 in einem sehr herausfordernden Umfeld gut performt und unsere Beteiligungen aktiv und eng begleitet. Unsere Neunmonatszahlen haben dies zuletzt bestätigt, was sich positiv auf die Aktienentwicklung zum Ende des Jahres ausgewirkt hat. Von unseren Investoren geschätzt wurde auch, dass wir unser Portfolio seit 2020 umgebaut, optimiert und weiter diversifiziert haben. Denn das zahlt sich heute aus.
Sie haben unter anderem von den getätigten Akquisitionen - konkret der HY-LINE-Gruppe, der H+E sowie der Transline - profitiert, sind aber auch organisch gewachsen. Wo sehen Sie künftig die größten Chancen?
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir von einem aktiven Portfoliomanagement profitieren und immer wieder gute Zukäufe tätigen können. Entsprechend große Chancen sehen wir in der weiteren Stärkung unseres Portfolios. Anorganisch geschieht dies vor allem in Wachstumsbranchen und über Add-on-Transaktionen. Die Transformation in den bestehenden Beteiligungen konzentriert sich auf die Identifikation von Wachstumshebeln und die Einleitung geeigneter Maßnahmen, um diese zu heben.
Aus Anlegersicht: Was spricht für Ihre Aktie?
Wir bieten Investoren Zugang zu einem aktiv gemanagten Portfolio deutscher Mittelstandsunternehmen, die es sonst an der Börse so nicht gibt. Investoren haben damit die Möglichkeit, an verschiedenen attraktiven Branchen und Zyklen teilzuhaben. Zudem handelt unsere Aktie aktuell mit einem Abschlag von über 50 Prozent auf unseren Net Asset Value. Diese Lücke zu minimieren ist der tägliche Ansporn unserer Kapitalmarktarbeit. Hier bietet sich also erhebliches Aufholpotenzial, an dem unsere Aktionäre partizipieren können.
Die Blue Cap AG investiert als Beteiligungsgesellschaft in mittelständische Unternehmen und begleitet sie in ihrer unternehmerischen Entwicklung. Die Beteiligungen haben ihren Hauptsitz im deutschsprachigen Raum, erwirtschaften einen Umsatz von meist 30 bis 80 Millionen Euro und verfügen über ein intaktes Kerngeschäft. Schwerpunkte sind die Branchen Klebstoff- und Beschichtungs-, Kunststoff-, Produktions- und Medizintechnik sowie Business Services.
von: Anna-Maria Borse © 16. Januar 2023, Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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