FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fondsmanager Frank fragt, wann der Dax sein Jahreshoch erreichen könnte.

20. März 2023. FRANKFURT (pfp Advisory) Wird der März erneut zum Wendemonat? Monatelang kannten die Indizes der DAX-Familie nur eine Richtung: aufwärts. Doch seit in den USA zwei nicht unbedeutende Banken in Schwierigkeiten geraten sind, rumpelt es an den Aktienmärkten. Zwar scheint die unmittelbare Gefahr durch das beherzte Eingreifen des Einlagensicherungsfonds, der Notenbank und des Finanzministeriums fürs Erste gebannt. Doch fürchten viele Investoren, dass diese Bankenpleiten nicht die letzten bleiben werden, und drückten den Risk-off-Knopf. Deutlich wird dies am "Angstbarometer" VDAX-NEW, das binnen weniger Tage von unter 18 auf rund 28 Indexpunkte emporschoss. Der DAX gab seine seit Mitte Januar aufgelaufenen Kursgewinne ab und ging erst einmal auf Richtungssuche.

Hat er sein Jahreshoch womöglich bereits gesehen? Das weiß niemand. Unmöglich ist es nicht, fielen doch gleich mehrere markante Wendepunkte seit der Jahrtausendwende jeweils in den März, nämlich in den Jahren 2000, 2003 und 2009, wie ich vor vier Jahren an dieser Stelle analysierte. (Seit dieser Analyse ist mit dem März 2020 sogar noch ein weiterer Wendepunkt hinzugekommen.)

Auch mit Blick auf die Börsenhistorie wäre es besser, der DAX würde seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen und sein bisheriges Jahreshoch überwinden. Denn die Kalenderjahre, in denen das Jahreshoch in den März fiel, gehören zu den renditeschwächsten überhaupt: 1973, 1976, 2000 und 2002 brachten Anteilseignern deutscher Blue Chips allesamt prozentual zweistellige Verluste.

Das verwundert nicht: Je früher im Kalenderjahr das Jahreshoch liegt, desto wahrscheinlicher ist grundsätzlich, dass sich der Aktienmarkt in einer Abwärtsphase befindet - und das bis zum Jahresende auch so bleibt. Immerhin markierte der DAX bzw. sein rückberechneter Vorgängerindex 8 der 63 Kalenderjahreshochs seit 1960 im Januar. In diesen Fällen folgten meistens weitere schwache Monate, die dann auch die gesamten Kalenderjahre rabenschwarz werden ließen, wie zuletzt 2008, 2018 oder 2022.

Das logische Gegenstück ist der Dezember. Lag das Jahreshoch dort, herrschte während des Börsenjahres überwiegend eitel Sonnenschein. Der klassische Fall eines "Von links unten nach rechts oben"-Charts, den Aktionäre gerne sehen. Und nun die Quizfrage: Wie viele Jahreshochs im DAX (bzw. seinem Vorgängerindex) lagen seit 1960 im Dezember? Die Antwort: 23 bzw. satte 37%!

Intuitiv dürfte erfahrenen Anlegern klar sein, dass die Jahreshochs über die Monate hinweg (das wären seit 1960 rund 5 Fälle bzw. 8%) nicht gleichmäßig verteilt gewesen sein können. Ich gebe aber zu: Nachdem ich die Hochs konkret ermittelt und die Dezember-Quote berechnet hatte, war ich ob deren Höhe doch verblüfft.

Vielleicht ist das Beste, was man aus diesen statistischen Betrachtungen schlussfolgern kann: Dass das Jahreshoch so auffallend oft im Dezember liegt (und meist höher als das aus dem vorangegangenen Jahr), spiegelt die Tatsache wider, dass die Aktienmärkte langfristig steigen - weshalb sich "Kaufen und Liegenlassen" auf lange Sicht auszahlt. Das hilft zwar nicht beim Beantworten der Frage, ob der DAX 2023 sein Jahreshoch bereits gesehen hat oder doch noch ein neues erreichen wird. Aber es weist den Weg, welches Verhalten über eine gesamte Anlegerkarriere wahrscheinlich profitabel sein wird.

von Christoph Frank, 20. März 2023, © pfp Advisory

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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