Börse Frankfurt-News: Große Mischfond beliebt (Fonds)
25.11.2022 | 11:09
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. November 2022. So richtig angekommen ist die jüngste Kursrally im Fondshandel noch nicht - es herrscht weiter Zurückhaltung. Gesucht sind allerdings Mischfonds, gerade die Dickschiffe. Immobilienfonds stehen hingegen im Zeichen einer Neubewertung.
Trotz kräftiger Kursgewinne an den Börsen: Die Kauflaune der Fondsanleger*innen hält sich in Grenzen. "Die Stimmung ist schwer zu greifen", findet Fondshändler Matthias Präger von der Baader Bank. Der starke Kursanstieg spiegle sich in den Umsätzen noch nicht wider. "Die zum Jahresende üblichen höheren Volumina sehen wir nicht."
Der DAX hat seit Mitte Oktober über 2.000 Punkte gut gemacht und steht am Donnerstagmorgen bei 14.453 Zählern. Hinter der Rally steckt die Hoffnung, dass die US-Notenbank in Sachen Zinserhöhung nun einen moderateren Kurs einschlagen könnte. Genau darauf lässt auch das am gestrigen Mittwoch veröffentlichte Protokoll der letzten Notenbank-Sitzung schließen. "Der Markt ist wieder näher am Jahreshöchst- als am Jahrestiefststand", stellt Fondshändler Jan Duisberg von der ICF Bank fest. "Die Situation hat sich dramatisch gedreht." Die Inflation könne ihren Höhenpunkt erreicht haben, auch wirtschaftlich sehe es nicht mehr ganz so düster aus. "Die Märkte hatten sich verrannt und waren zu negativ, jetzt sehen wir die Korrektur."
Immobilienfonds mit Abschlägen
Hohe Umsätze weisen weiterhin Immobilienfonds auf, dennoch zeigen sich Anleger*innen laut Duisberg reservierter. "Es gab eine Neubewertung wegen des Zinsanstiegs", erklärt der Händler. An der Börse werden die Anteile zu Abschlägen gehandelt, die Fondsgesellschaften weisen unterdessen einen stetigen Wertanstieg aus. "Börse hält Immobilienfonds den Spiegel vor", schrieb die Börsen-Zeitung vor zwei Wochen.
Tendenziell Käufe sieht Duisberg für den Grundbesitz Fokus
Deutschland (DE0009807081) und den Deka-ImmobilienMetropolen
(DE000DK0TWX8). Eher abgegeben würden hingegen der UniImmo Europa
(DE0009805515) und mittlerweile auch der zuvor so beliebte
HausInvest (DE0009807016). Käufe und Verkäufe prägten den Handel mit
dem Wertgrund WohnSelect (DE000A1CUAY0). "Noch am wenigsten
betroffen ist der Fokus Wohnen Deutschland (
Die Mischung macht`s (manchmal)
Mischfonds könnten im schwierigen Jahr 2022 eigentlich punkten. Denn ihr Ziel ist, über die breite Streuung des Vermögens das Risiko im Portfolio zu reduzieren. Zumindest einigen von ihnen ist das auch gut gelungen, was Anleger*innen honorieren: Der ARERO Der Weltfonds (LU0360863863), der regelbasiert auf Aktien (A), Renten (RE) und Rohstoffe (RO) setzt, kommt dieses Jahr zwar auch auf Verluste. Mit minus 5,8 Prozent fallen diese aber kleiner aus als bei klassischen Aktienfonds. Auf Sicht von zehn Jahren hat der 2008 aufgelegte Fonds eine Rendite von 5,7 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Präger meldet Zuflüsse in den 1,6 Milliarden Euro schweren Fonds.
Sehr großer Beliebtheit erfreuen sich laut Duisberg auch die zwei großen Mischfonds von Flossbach van Storch: der Flossbach von Storch Multiple Opportunities (LU0323578657) und der Multiple Opportunities II (LU0952573482). "Die kommen immer gut an."
Auf den Einkaufszetteln der Anleger*Innen findet sich außerdem der DekaStruktur 2 ChancePlus (LU0109012277), der in Fonds unterschiedlicherer Anlageklassen investiert. Der Anteil globaler Aktien und Aktienfonds kann 70 Prozent bis 100 Prozent betragen, der von Rentenfonds, übrigen Fonds wie Mischfonds und Geldmarktfonds jeweils bis zu 30 Prozent. Die laufenden Kosten liegen allerdings bei 2,22 Prozent im Jahr.
Aktienfonds: Börse als Verkaufsplattform
Ebenfalls rege gehandelt werden Aktienfonds. Die haben über die
Börse klassischerweise mehr Verkäufer als Käufer - das ist auch
jetzt nicht anders. "Wir sehen vor allem Abgaben, das gilt für Fonds
mit deutschen, europäischen und internationalen Werten", bemerkt
Präger. Auf den Verkaufslisten fänden sich etwa der Threadneedle
European Smaller Companies ( Chinesische Aktien waren zwischenzeitlich durchaus gesucht, als
Hintergrund gelten Gerüchte über eine Lockerung der strengen
Corona-Politik. Jetzt sieht es wieder anders aus: Die
Infektionszahlen in China schießen nach oben, Teile Pekings wurden
in eine Art Lockdown versetzt. "China hangelt sich von Lockdown zu
Lockdown", stellt Präger fest. "Da investiert keiner." Verkäufe auf
niedrigem Niveau meldet er für den JPMorgan China (LU0051755006) und
den Robeco Asia Pacific Equities (LU0084617165). Käufe registriert
er hingegen für den AGIF Allianz Oriental Income Asien Pazific
(LU1173936821), der in Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen
Raum investiert. Daneben sind Technologiefonds wieder gesucht, wie Jan Duisberg
ergänzt. Gut angenommen werde etwa der UniSector High Tech
(LU0101441672) und - wie schon lange - der Fidelity Global
Technology (LU0099574567). "Das ist ein echter Dauerbrenner."
Ebenfalls beliebt: der BGF New Energy Fund (LU0171289902). Mittelzuflüsse: Schlechtestes Aktienfondsjahr seit 2008? Im Oktober ist es erneut zu hohen Mittelabflüssen aus Fonds
gekommen, wie das Analysehaus Morningstar meldet: Nach 66 Milliarden
Euro Nettoabflüssen im September zogen die Anleger im Oktober
weitere 49 Milliarden Euro aus in Europa domizilierten langtig
agierenden Fonds ab, aktiven wie passiven. "Dies ist die
schlechteste und zweitschlechteste monatliche Performance seit
Beginn der Coronavirus-Pandemie im März 2020", erklären Valerio
Baselli und Antje Schiffer von Morningstar. "Marktvolatilität,
Inflationsängste, die Energiekrise und eine mögliche Rezession
drückten die Stimmung der Anleger." Aktienfonds verloren im Oktober
12 Milliarden Euro, seit Jahresanfang netto 47 Milliarden Euro.
"2022 ist damit auf dem besten Weg, in Bezug auf Nettomittelflüsse
für Aktienstrategien das schlechteste Jahr seit 2008 zu werden." Goldminenfonds: beide Seiten aktiv Auch der Goldpreis hat zuletzt deutlich zugelegt, und zwar von rund
1.600 bis auf 1.780 US-Dollar je Feinunze, aktuell sind es 1.755
US-Dollar. "Eine Tendenz im Handel mit Goldminenfonds ist aber nicht
auszumachen", berichtet Präger. Käufe registriert er für den Nestor
Gold Fonds (LU0147784465), Verkäufe für den Deutsche Invest Gold &
Precious Metals (LU0273159177). Der Nestor Gold Fonds investiert
vorwiegend in Goldindustrieunternehmen, und zwar aus Produktion,
Weiterverarbeitung und Handel. Zuletzt hat sich der Fonds gut
entwickelt: In diesem Jahr liegt das Minus nur bei 3,8 Prozent, auf
Dreijahressicht steht ein Plus von 12,3 Prozent im Jahr. Auf
Zehnjahressicht ergeben sich allerdings negative Renditen. von: Anna-Maria Borse 24. November 2022, © Deutsche Börse AG (Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG
verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und
Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.) AXC0131 2022-11-25/11:09 Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.