FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der DAX bewegt sich weiter seitwärts, doch trotz der negativen Rahmenbedingungen steigen etliche Profis in Aktien ein. Joachim Goldberg erklärt, warum.

24. Mai 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun hat es tatsächlich eines Feiertages, nämlich Himmelfahrt bedurft, um den DAX nicht nur deutlich über die 16.000er Marke, sondern auch sogleich auf ein neues Allzeithoch zu hieven. Ein Allzeithoch, das am Ende mit rund 16.331 Zählern allerdings nicht viel höher als sein Vorgänger vom November 2021 notieren sollte. Tatsächlich gab es nicht wenige Kommentatoren und Akteure, die angesichts des für viele Börsianer hierzulande verlängerten Wochenendes eine gewisse Skepsis äußerten, ob dieses hohe DAX-Niveau auch noch zu Wochenbeginn gehalten werden könne. Und sie sollten Recht behalten. Am Ende ist nämlich vom zeitweisen Kursgewinn des DAX in Höhe von 2,6 Prozent seit unserer vergangenen Stimmungserhebung gerade einmal ein winziges Plus von 0,1 Prozent übrig geblieben.

Ihre Meinung zählt: Markterwartungen von Investoren

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Dabei sei es nun einmal dahingestellt, ob die Börsianer während der vergangenen Tage mit Blick auf die USA hinsichtlich der immer noch fehlenden Vereinbarung zur US-Schuldenobergrenze und dem damit drohenden Zahlungsausfall kalte Füße bekommen haben. Vielleicht war es auch nur die Tatsache, dass die Überwindung des Allzeithochs aus dem Jahr 2021 keine Anschlussnachfrage beim DAX auslöste.

FOMO - die Angst, etwas zu verpassen

Allerdings hat der Ausflug des DAX ins Gebiet jenseits der 16.000er Marke vermutlich eine größere Gruppe von Pessimisten unter den von uns befragten mittelfristig orientierten Investoren ins Grübeln gebracht. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich gegenüber der Vorwoche wieder deutlich befestigt und ist um 19 Punkte auf einen neuen Stand von -13 gestiegen. Diese Veränderung verdankt sich einem Anstieg des Bullenlagers um 13 Prozentpunkte, der sich fast zu gleichen Teilen aus ehemaligen Bären und vormals neutral eingestellten Akteuren speist. Auch abgesehen davon, dass vielen Börsenstrategen immer noch mehr bearishe als bullishe Argumente einfallen, ist diese Veränderung bemerkenswert. Denn seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung hat es praktisch keine günstigere Einstiegsmöglichkeit gegeben. Mit anderen Worten: Ein Teil der vormaligen Bären hat vermutlich aus Angst, nach oben etwas zu verpassen (FOMO, fear of missing out), praktisch die Notbremse gezogen und seine Engagements aufgelöst.

Bei den Privatanlegern, die im Gegensatz zu vielen ihrer institutionellen Pendants nicht zwingend eine Outperformance erzielen müssen, ist die Stimmung, gemessen am Börse Frankfurt Sentiment-Index, mit einem Stand von -22 gegenüber der Vorwoche unverändert. Allerdings hat sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären gegenüber der Vorwoche geringfügig reduziert.

Stimmung fast neutral

Mit der heutigen Umfrage hat sich die Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren kaum verändert, wohl aber deren Vorzeichen. Waren die institutionellen in der Vorwoche bearisher als ihre privaten Pendants, sind sie nun positiver eingestellt. Betrachtet man dabei die Stimmungsentwicklung bei den institutionellen Investoren auf Sicht von drei und sechs Monaten, bleibt festzustellen, dass der derzeitig verbliebene Pessimismus in der relativen Betrachtung verschwindend gering ist. Im Vergleich zum Grundpessimismus dieser Investoren könnte man deren aktuelle Stimmung als nahezu neutral bezeichnen.

Damit wird allerdings auch deutlich, dass der DAX derzeit nicht von größeren Schieflagen heimischer Investoren getrieben wird. Sentiment-technisch hat sich die Situation des DAX allerdings etwas verschlechtert, denn die jungen Bullen von heute dürften sich wahrscheinlich im Falle eines DAX-Anstiegs in Richtung 16.500, vielleicht auch schon früher, wieder von ihren Engagements trennen wollen. Auf der anderen Seite ist die Nachfrage durch die jüngste Stimmungsveränderung an der Unterseite etwas ausgedünnt worden.

24. Mai 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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