FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. Dezember 2021. FRANKFURT. Deutsche Aktien fallen und steigen wieder, hiesige Anleger bleiben erstaunlich passiv.

Man könnte fast schon von einem Bilderbuchmarkt für Anleger sprechen, wenn man die Entwicklung des DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung Revue passieren lässt - im Nachhinein natürlich. Denn vor Wochenfrist schienen nicht nur Kommentatoren noch unter Schock wegen der neuen Covid-19-Variante mit der Bezeichnung Omikron zu stehen.

Tatsächlich benötigten auch die Börsianer etwas Zeit, um sich an diese Fortsetzung der Corona-Schrecken zu gewöhnen. Und bis zum Wochenbeginn schienen die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks noch nicht so recht zu wissen, wo die Reise der Aktienkurse als nächstes hingehen sollte. Immerhin hatten kaufwillige Börsianer vor allen Dingen in der vergangenen Woche Gelegenheit, sich mit ein wenig Glück sogar zu relativ günstigen Kursen mit Aktien einzudecken. Zumal das Börsenbarometer das Omikron-Tief unweit von der 15.000er Linie nicht mehr unterschritt. Fehlte eigentlich nur noch eine halbwegs gute Nachricht, um letztlich für den gestrigen deutlichen Kursanstieg zu sorgen, der dem DAX seit vergangenem Freitag in der Spitze immerhin ein Plus von rund 4,8 Prozent bescherte. Omikron scheint nach jüngsten Erkenntnissen aus der Forschung und auch in der Wahrnehmung vieler Akteure - so man Kommentatoren Glauben schenken möchte - weniger gefährlich als ursprünglich befürchtet zu sein.

Zurückhaltende Profis

Betrachtet man jedoch das Ergebnis der heutigen Stimmungserhebung, so haben sich die von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren von der mancherorts schon als euphorisch bezeichneten gestrigen Stimmung per Saldo nicht anstecken lassen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich nur um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +21 befestigt, weil ein paar wenige Engagements von bearish auf bullish gedreht worden sind. Insgesamt bleibt es jedoch bemerkenswert, dass die Akteure ihre bullishen Positionen aus der Vorwoche weder signifikant erhöht noch angesichts der veritablen DAX-Erholung von 3,5 Prozent im Punktvergleich im Rahmen von Gewinnmitnahmen reduziert haben.

Da zeigten sich die Privatanleger wesentlich aktiver, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in diesem Panel um 10 Punkte auf einen Wert von +25 gestiegen. Ein Anstieg, der hauptsächlich auf Gewinnmitnahmen von Bären zurückzuführen ist, die die DAX-Schwäche der Vorwoche offenbar nutzten, um sich sogleich auf die Seite der Optimisten zu schlagen. Somit machen die Bullen nunmehr 53 Prozent der Befragten in diesem Panels aus.

Langfristige Akteure als Kurstreiber

Die jüngste Entwicklung des DAX zeigt, dass vor allen Dingen der gestrige Kursanstieg am Ende vermutlich langfristig orientierten Quellen zuzuschreiben ist, die zuvor den jüngsten Rücksetzer des DAX zu erneuten Zukäufen in die Schwäche genutzt haben könnten. Zumindest sprechen die positiven Erfahrungen dieser Akteure aus vergangenen DAX-Rücksetzern für eine derartige Strategie.

Dass die von uns befragten institutionellen Investoren diesbezüglich zurückhaltend geblieben sind, mag gleichzeitig als eine gute Nachricht für den DAX gewertet werden. Zumindest würden Gewinnmitnahmen - sofern sie angesichts des bevorstehenden Jahresendes überhaupt getätigt werden - einer weiteren Aufwärtsbewegung nicht wirklich im Wege stehen. Allerdings scheint auf der anderen Seite fraglich, ob die heimischen Investoren im Falle eines erneuten deutlichen DAX-Rücksetzers zusätzlich in großer Zahl als Nachfrager auftreten würden. Denn abgesehen davon, dass die Erkenntnisse über Omikron noch längst nicht gesichert sind, haben vielerorts Strategen Angst, die US-Notenbank könnte bei ihrer am kommenden Mittwoch zu Ende gehenden Sitzung laut über ein erhöhtes Tapering-Tempo (eine beschleunigte Senkung der Anleihekäufe) nachdenken oder ein solches ankündigen. Kurzum: Der DAX bleibt in diesen Tagen vor allen Dingen von langfristigen Kapitalströmen abhängig. Und die dürften immer noch über genügend Kauf-Munition verfügen.

8. Dezember 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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