Bitcoin über 111.000 Dollar, Intel überrascht & Hensoldt im Höhenflug: Die Märkte zwischen KI-Euphorie und Handelskriegs-Ängsten

Liebe Leserinnen und Leser,

während sich Donald Trump und Xi Jinping auf ihr mit Spannung erwartetes Treffen nächste Woche vorbereiten, explodiert der Kryptomarkt förmlich: Bitcoin durchbrach gestern erstmals die magische Marke von 111.000 Dollar – befeuert durch Trumps spektakuläre Begnadigung des Binance-Gründers CZ. Gleichzeitig sorgt Intel mit überraschend starken Zahlen für Furore, während deutsche Rüstungsaktien von der Bundeswehr-Kauflaune profitieren. Ein Freitagnachmittag voller Gegensätze, der zeigt: Die Märkte tanzen auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig.

Trump begnadigt Krypto-König – Bitcoin feiert Rekordjagd

Die Krypto-Szene erlebte gestern ihren "Nixon-goes-to-China"-Moment: US-Präsident Trump begnadigte Changpeng Zhao, den Gründer der weltgrößten Kryptobörse Binance, der erst im April zu vier Monaten Haft verurteilt worden war. Die Botschaft ist unmissverständlich – Amerika will im globalen Krypto-Rennen die Pole Position.

Bitcoin reagierte wie entfesselt und kletterte auf ein neues Allzeithoch von 111.064 Dollar. Die Gesamtmarktkapitalisierung aller Kryptowährungen schwoll auf 3,75 Billionen Dollar an. Besonders bemerkenswert: Ethereum und XRP legten im Windschatten ebenfalls kräftig zu. Der Markt preist offenbar ein, dass die neue US-Regierung Krypto nicht mehr als Bedrohung, sondern als Chance sieht.

Für deutsche Anleger bedeutet das: Die amerikanische Krypto-Wende könnte auch hierzulande den Druck auf die Regulatoren erhöhen. Wer jetzt nicht dabei ist, verpasst möglicherweise den Beginn einer neuen Ära. Allerdings sollten Sie die extremen Schwankungen nicht unterschätzen – was schnell steigt, kann auch schnell fallen.

Intel-Aktie explodiert: Das Comeback des Totgesagten

Totgesagte leben bekanntlich länger – Intel beweist es eindrucksvoll. Die Aktie schoss im vorbörslichen Handel um über 7 Prozent nach oben, nachdem der Chipriese mit seinen Quartalszahlen selbst Optimisten überraschte. Der Clou: Trotz aller Unkenrufe scheint Intel bei KI-Chips langsam Boden gutzumachen.

Die Analysten überschlagen sich mit Kurszielhebungen. Wells Fargo und Deutsche Bank heben ihre Ziele auf rund 30 Dollar an. Bemerkenswert ist die vorsichtige Haltung von JPMorgan – sie bleiben bei "Untergewichten" und einem Ziel von nur 21 Dollar. Diese Diskrepanz zeigt: Der Markt ist sich noch nicht einig, ob Intel tatsächlich die Kurve kriegt.

Aus deutscher Sicht besonders relevant: Intel investiert massiv in Europa, unter anderem in Magdeburg. Ein starkes Intel bedeutet auch Arbeitsplätze und Technologie-Transfer für Deutschland. Die Aktie bleibt allerdings ein heißes Eisen – die Konkurrenz durch Nvidia und AMD ist brutal.

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Bundeswehr auf Einkaufstour: Hensoldt und Rheinmetall profitieren

Die Zeitenwende zeigt sich in harten Zahlen: Hensoldt erhöht nach einem Auftragsfeuerwerk der Bundeswehr seine Prognosen. Der Auftragseingang soll nun 60 bis 90 Prozent über dem Umsatz liegen – ursprünglich waren nur 20 Prozent geplant. Die Aktie kletterte zeitweise über die psychologisch wichtige 100-Euro-Marke.

Noch spektakulärer: Rheinmetall steht laut "Handelsblatt" vor einem milliardenschweren Satelliten-Deal mit der Bundeswehr. Die Papiere näherten sich wieder der 1.800-Euro-Marke. CEO Armin Papperger hatte schon angekündigt, den Umsatz bis 2030 verdoppeln zu wollen – jetzt wird klar, wie realistisch diese Ziele sind.

Der deutsche Rüstungssektor erlebt gerade seine Renaissance. Für Anleger bedeutet das: Die politische Großwetterlage hat sich fundamental gedreht. Was früher als "Schmuddelecke" galt, ist heute Wachstumsmarkt. Aber Vorsicht: Die Bewertungen sind bereits sportlich, und politische Risiken bleiben.

Ölmarkt im Zangengriff: Neue Sanktionen treiben Preise

Trumps neue Russland-Sanktionen zeigen Wirkung: Brent-Öl steht vor dem größten Wochengewinn seit Juni. Die Sanktionen gegen die russischen Ölgiganten Rosneft und Lukoil zwingen Großabnehmer wie China und Indien zum Umdenken. Besonders pikant: Indien bestreitet zwar, die russischen Ölkäufe zu reduzieren, doch Reliance Industries muss umsteuern, um weiter in die EU exportieren zu können.

Der Ölpreis bei 66 Dollar mag moderat erscheinen, doch die geopolitischen Verwerfungen sind enorm. Putin gibt sich unbeeindruckt, räumt aber "wirtschaftliche Schmerzen" ein. Der Markt preist weitere Eskalationen ein – die Volatilität dürfte bleiben.

Für deutsche Verbraucher sind das gemischte Nachrichten: Einerseits dämpfen höhere Ölpreise die Inflation, andererseits belasten sie Unternehmen und Haushalte. Die Energiewende bekommt allerdings neuen Rückenwind – je unsicherer fossile Energieträger, desto attraktiver werden Erneuerbare.

Tech-Riesen im KI-Rausch: Google sichert sich Anthropic

Die Schlacht um die KI-Vorherrschaft erreicht neue Dimensionen: Google schnürt ein milliardenschweres Paket für Anthropic, den ChatGPT-Konkurrenten. Bis zu einer Million spezialisierte KI-Chips will der Alphabet-Konzern bereitstellen – das entspricht über einem Gigawatt Rechenleistung.

Die Alphabet-Aktie honorierte den Deal mit einem Plus von 1,3 Prozent. Der Clou: Anthropic spielt auf mehreren Hochzeiten – Amazon bleibt Hauptpartner, Google liefert die Chips. Diese Diversifizierung zeigt, wie clever die KI-Startups agieren. Sie lassen sich von allen Tech-Giganten hofieren.

Microsoft kontert derweil mit einer klaren Ansage: "Erotik-KI wird es bei uns nicht geben", so der Microsoft-AI-Chef. Eine interessante Positionierung, die zeigt: Die Tech-Riesen ringen nicht nur um Technologie, sondern auch um ethische Standards. Für Anleger heißt das: Der KI-Boom hat viele Facetten – und noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht.

Der Blick nach vorn

Die Märkte stehen vor einer Woche der Wahrheit: Das Trump-Xi-Treffen beim APEC-Gipfel könnte die Weichen für 2026 stellen. Werden die Handelsgespräche Entspannung bringen oder eskaliert der Konflikt? Die heute Nachmittag anstehenden US-Inflationsdaten geben einen Vorgeschmack auf die Stimmung der Fed.

Was diese wilde Mischung aus Krypto-Euphorie, Rüstungsboom und KI-Wettrüsten zeigt: Die Märkte sind im Umbruch. Alte Gewissheiten gelten nicht mehr, neue Chancen entstehen. Bleiben Sie flexibel, streuen Sie breit – und bewahren Sie bei aller Euphorie einen kühlen Kopf. Die nächsten Wochen werden zeigen, welche Trends Bestand haben.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und erfolgreiche Anlageentscheidungen!

Ihr Andreas Sommer