Bitcoin erreicht 95 % – und die wirklich spannende Phase beginnt jetzt
Guten Tag,
während in Indien der Handel stockt und in Bahrain über Broker-Vertrauen debattiert wird, vollzieht sich bei Bitcoin gerade ein Meilenstein, der weit über die üblichen Kurskapriolen hinausgeht: 95 Prozent aller jemals existierenden Bitcoins sind nun im Umlauf. Nur noch rund eine Million Coins trennen das Netzwerk von seiner absoluten Obergrenze – und damit von einer ökonomischen Transformation, die in den kommenden Jahrzehnten die Architektur des gesamten Systems auf den Kopf stellen wird.
Was auf den ersten Blick wie eine technische Randnotiz klingt, wirft fundamentale Fragen auf: Wie funktioniert ein Netzwerk, das keine neuen Coins mehr ausschüttet? Wer bezahlt dann die Miner, die das System absichern? Und kann Bitcoin überhaupt überleben, wenn die Subsidy – jene Belohnung für geschürfte Blöcke – gegen Null tendiert? Die Antworten darauf entscheiden über nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit der größten Kryptowährung der Welt.
Die Knappheit ist eingebaut – und wird jetzt zur Realität
Bitcoin war von Anfang an als deflationäres Asset konzipiert. 21 Millionen Coins, nicht mehr, nicht weniger. Diese Obergrenze ist im Protokoll festgeschrieben und unveränderlich. Doch während diese Zahl jahrelang eher theoretischer Natur war, rückt sie nun in greifbare Nähe. Etwa 19,9 Millionen Bitcoins sind bereits im Umlauf, und mit jedem Halving – dem automatischen Halbierungsmechanismus der Block-Belohnungen alle vier Jahre – verlangsamt sich die Neuausgabe weiter.
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Das ist kein Zufall, sondern System. Während Zentralbanken Geld drucken können, bis die Druckerpresse glüht, ist Bitcoin mathematisch begrenzt. Diese künstliche Knappheit macht ihn für viele zum digitalen Gold – ein Wertaufbewahrungsmittel, das nicht beliebig verwässert werden kann. Doch je näher das Netzwerk seinem Limit kommt, desto drängender wird die Frage: Was passiert, wenn die Subsidy versiegt?
Der Übergang zur Gebühren-Ökonomie: Kipppunkt oder Katastrophe?
Heute verdienen Miner ihr Geld vor allem durch die Block Subsidy – jene Bitcoin, die bei jedem neu geschürften Block automatisch ausgegeben werden. Transaktionsgebühren spielen zwar eine Rolle, machen aber nur einen Bruchteil der Einnahmen aus. Das ändert sich fundamental, sobald keine neuen Coins mehr entstehen. Dann hängt die Sicherheit des Netzwerks ausschließlich davon ab, ob genügend Nutzer bereit sind, für ihre Transaktionen zu zahlen.
Die entscheidende Frage lautet: Wird der Fee-Markt stark genug sein? Optimisten verweisen auf die wachsende Akzeptanz, institutionelle Investoren und die zunehmende Nutzung von Bitcoin als Settlement-Layer für große Werte. Skeptiker warnen vor schwankenden Hashraten, sinkender Sicherheit und einer möglichen Zentralisierung des Minings, wenn nur noch die größten Player profitabel arbeiten können.
Klar ist: Die nächsten Jahrzehnte werden zeigen, ob Bitcoin den Sprung von einem durch Inflation finanzierten System zu einer reinen Gebühren-Ökonomie schafft. Das ist der größte Stresstest in der Geschichte des Netzwerks – und er hat gerade erst begonnen.
Layer-2-Lösungen: Wenn der Basislayer zum Luxusgut wird
Je teurer Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain werden, desto stärker verlagert sich die Alltagsnutzung auf sogenannte Layer-2-Systeme wie das Lightning Network. Diese Technologien ermöglichen schnelle, günstige Zahlungen, während der Basislayer für große, wertintensive Transaktionen reserviert bleibt – vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Bargeld und Überweisungen im klassischen Bankensystem.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Bitcoin Hyper, das auf der Solana Virtual Machine basiert und versucht, Geschwindigkeit und niedrige Gebühren mit der Sicherheit des Bitcoin-Netzwerks zu verbinden. Solche Projekte zeigen, wie sich das Ökosystem ausdifferenziert: Der Basislayer wird zum hochsicheren Settlement-Netzwerk, während darüber flexible, skalierbare Zahlungsebenen entstehen.
Diese zweistufige Architektur ist nicht nur technisch notwendig, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Sie ermöglicht es Bitcoin, gleichzeitig als Wertaufbewahrungsmittel und als Transaktionsnetzwerk zu funktionieren – ohne dass die Sicherheit des Basislayers durch Massentransaktionen gefährdet wird.
Institutionelle Akteure binden Angebot – und verändern den Markt
Während das technische Angebot gegen sein Limit läuft, verändert sich auch die Nachfrageseite fundamental. Immer mehr institutionelle Investoren halten Bitcoin langfristig, sei es als Reserve-Asset, als Sicherheit für Kredite oder als Teil diversifizierter Portfolios. Das reduziert die verfügbare Liquidität am Markt – und macht jeden Nachfrageimpuls potenziell wirkungsvoller.
Hinzu kommt ein Phänomen, das in der Debatte oft übersehen wird: verlorene Coins. Schätzungen zufolge sind mehrere Millionen Bitcoin für immer verloren – vergessene Passwörter, defekte Festplatten, verstorbene Besitzer ohne Erben. Das real verfügbare Angebot liegt also deutlich unter den 21 Millionen, die theoretisch existieren werden.
Diese Kombination aus mathematischer Knappheit, institutioneller Nachfrage und schwindendem Angebot schafft eine einzigartige Marktdynamik. Ob das langfristig zu steigenden Preisen führt, hängt allerdings von einer Vielzahl von Faktoren ab – nicht zuletzt von der Frage, ob Bitcoin tatsächlich als digitales Gold akzeptiert wird oder ob andere Assets diese Rolle übernehmen.
Die 2140-Perspektive: Ein Jahrhundert bis zur finalen Entscheidung
Bis der letzte Bitcoin geschürft ist, vergehen noch mehr als 100 Jahre. Das klingt nach ferner Zukunft – doch die Weichen werden jetzt gestellt. Jedes Halving reduziert die Subsidy weiter, jede Entwicklung im Fee-Markt zeigt, ob das System auch ohne neue Coins funktioniert. Die kommenden Jahrzehnte sind eine Art Langzeit-Experiment, bei dem Millionen von Nutzern, Minern und Investoren gemeinsam herausfinden, ob ein rein gebührenfinanziertes, dezentrales Netzwerk dauerhaft bestehen kann.
Dabei geht es nicht nur um Bitcoin selbst, sondern um eine grundsätzliche Frage: Kann ein digitales Asset ohne zentrale Instanz, ohne Geldschöpfung und ohne staatliche Garantie langfristig als Wertaufbewahrungsmittel funktionieren? Die Antwort darauf wird nicht nur die Krypto-Welt prägen, sondern möglicherweise auch unser Verständnis von Geld, Vertrauen und Dezentralität.
Ausblick: In dieser Woche blicken die Märkte gespannt auf die neuesten Inflationsdaten aus den USA – ein Indikator, der nicht nur die Fed-Politik beeinflusst, sondern auch die Nachfrage nach alternativen Wertaufbewahrungsmitteln wie Bitcoin. Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen, dass institutionelle Investoren ihre Krypto-Allokationen ausbauen. Ob die 95-Prozent-Marke bei Bitcoin der Beginn einer neuen Ära ist oder nur eine Zwischenstation auf einem steinigen Weg – die kommenden Monate werden erste Antworten liefern.
Bis dahin wünsche ich Ihnen kluge Entscheidungen und einen wachen Blick auf die Entwicklungen, die wirklich zählen.
Beste Grüße
Eduard Altmann








