Die Sanktionen des Westens treffen Russland mit einer nie dagewesenen Wucht. Seit dem Angriff steht der russische Aktienmarkt still. Aktien sind nicht mehr handelbar. Am 21. März wurde zumindest der Handel mit russischen Staatsanleihen an der Moskauer Börse eingeschränkt wieder aufgenommen. Glücklicherweise stehen russische Aktien nur für einen kleinen Prozentsatz des europäischen Fondsvermögens. Am stärksten betroffen sind Schwellenländer bzw. Emerging Markets Fonds. Vor allem Schwellenländer ETFs mussten reagieren, da Russland im MSCI und im FTSE Emerging Markets Index vertreten war. Anfang März reagierten die großen Indexanbieter und schmissen russische Aktien und Anleihen aus ihren Indizes.

Was sind Emerging Markets?

„Emerging Markets“ ist die allgemein gültige Bezeichnung für die Finanzmärkte in sogenannten Schwellenländern. Darunter fallen die Länder, deren Volkswirtschaften noch nicht den Stand eines entwickelten Industriestaates erreicht haben. Allerdings befinden sich die Industrien schon in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Ein Schwellenland weist nicht mehr die typischen Merkmale eines Entwicklungslandes auf. Es steht bereits an der Schwelle dazu, ein Industriestaat zu werden. Häufig findet sich in diesen Staaten ein Nebeneinander von sehr modernen und sehr armen und unterentwickelten Regionen. Entsprechend groß sind häufig die sozialen Unterschiede.

Die BRICS-Staaten.

Die meisten Schwellenländer liegen im südlichen und östlichen Asien, in Latein-Amerika und teilweise in Osteuropa. Wie viele Staaten zu den Schwellenländern gezählt werden unterliegt einem stetigen Wandel. Meistens sind es durchschnittlich zwischen 20 bis 30 Staaten, welche dieser Rubrik zuzuordnen sind. Zu den wichtigsten Emerging Markets zählen die BRICS-Staaten. Das Akronym wurde Anfang des Jahrtausends von Jim O‘Neill, Chefvolkswirt der Großbank Goldman Sachs, geprägt. Es setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der fünf zugehörigen Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusammen. In Zukunft wird man vermutlich nur noch von den BICS-Staaten sprechen. Russland hat sich erfolgreich selbst aus dem Spiel genommen.

Warum bieten Emerging Markets so große Chancen?

Viele Emerging Markets überzeugten in den letzten Jahren durch eine starke wirtschaftliche Dynamik. Vor allem China erfreute Investoren mit zeitweise zweistelligen jährlichen Wachstumsraten. Im Jahr 2021 wuchs die chinesische Wirtschaft um 8,1 Prozent. Viele Emerging Markets sind wichtige Lieferanten von Smartphones, Unterhaltungselektronik und High-Tech-Komponenten wie Computer-Chips und Kameras. Vor allem diese Wachstumsbranchen bieten Investoren große Chancen. Die Bevölkerung in vielen Emerging Markets ist jung und die sich gerade erst bildende breite Mittelschicht will die Früchte des eigenen Erfolgs genießen und werden zumindest einen Teil ihres wachsenden Wohlstands in den Konsum investieren. Ein starker Konsum stärkt eine Volkswirtschaft, sorgt für Wachstum und macht sie weniger vom Weltmarkt abhängig. Vor allem die asiatischen Emerging Markets sind dabei von Bedeutung. Dabei ist vor allem China ein wichtiger Anker für den Wirtschaftsraum Asien. Neben dem globalen und regionalen Schwergewicht China stehen für Anleger vor allem Schwellenländer wie Taiwan, Südkorea und Indien im Fokus.

Welche Risiken lauern in Emerging Markets?

Investoren müssen immer dahin gehen wo das Wachstum ist. Aber bei aller Begeisterung für das große Wachstumspotenzial der Emerging Markets, sollten Anleger aber auch die Risiken nicht unterschätzen. Vor allem die hausgemachten Probleme wie etwa die oft unzureichende Rechtssicherheit, verbreitete Korruption oder die politische Stabilität in vielen Regionen stellen ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Hinzu kommt das Währungsrisiko einer Anlage in Emerging Markets. Die meisten Schwellenländer haben sich stark in US-Dollar verschuldet. Dadurch sind diese Volkswirtschaften überdurchschnittlich betroffen, wenn der US-Dollar stark aufwertet. Die lokalen Währungen werden abgewertet, die Exporte dadurch geschwächt.

Wie groß sollte der Anteil von Emerging Markets in einem Portfolio sein?

Die meisten Analysten sind sich jedoch einig, dass die Emerging Markets als Beimischung in eine globale Portfoliostrategie dazu gehören. Sie sind eine sinnvolle Beimischung fürs Portfolio, da sie zu dessen Diversifikation beitragen und das Rendite-Risiko-Verhältnis verbessern. In der Vergangenheit lieferten sie eine durchschnittliche Rendite von neun bis zehn Prozent. Allerdings schwankt die Rendite stark, ein langer Anlagehorizont ist notwendig. Empfehlungen für eine optimale Gewichtung liegen zwischen zehn und 40 Prozent des Depotwertes. Entscheidend ist die eigene Risikopräferenz. Je höher die Gewichtung, desto stärker die Schwankung.

Was macht China?

Die derzeitige Krise haben die Emerging Markets ETFs noch relativ gut überstanden. Russland hat nur einen Anteil von 3,24 Prozent am MSCI Emerging Markets Aktienindex. Allerdings sollten Anleger sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Beobachter sind sich einig, was die Ukraine für Russland ist, ist Taiwan für China. Ohne Zustimmung von Staatspräsident Xi Jinping hätte Putin sich wahrscheinlich nicht in das Abenteuer Ukraine gestürzt. Für China dagegen bietet der Konflikt eine Blaupause wie der Westen reagieren wird, falls China die Taiwan Frage ähnlich lösen sollte. In diesem Fall wäre die Erschütterung für die globalen Börsen und vor allem für die Emerging Markets weitaus heftiger. Denn China zählt auch noch als Schwellenland und ist mit einem Gewicht von 35 Prozent ein richtiges Schwergewicht im Index. Für ein Engagement in Schwellenländer mag ein aktiv gemanagter Fonds vor diesem Hintergrund Vorteile haben.

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Aus dem Börse Express PDF von 01. April hier zum Download

 

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