Eine Welle ausgeklügelter, oft KI-gestützter Online-Betrügereien überschwemmt Europa und kostet Verbraucher sowie Unternehmen Milliarden von Euro. Neue Daten zeigen dramatische Zahlen: 43 Prozent mehr Betrugsversuche innerhalb nur eines Jahres.

Kriminelle setzen zunehmend auf fortschrittliche Manipulationstechniken und KI-gestützte Betrügereien, die immer schwerer zu durchschauen sind. Finanzinstitute und Regulierungsbehörden stehen unter enormem Handlungsdruck.

Die Dimensionen sind erschreckend. Laut einer Analyse von Tietoevry Banking, die über 3,7 Milliarden Transaktionen auswertete, stieg die Betrugsrate dramatisch an. 2024 lag sie bei 5,57 Fällen pro 100.000 Transaktionen – ein gewaltiger Sprung von 3,89 im Jahr 2023 und 2,65 im Jahr 2022.

4,3 Milliarden Euro Schaden entstanden 2022 im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum durch betrügerische Transaktionen. Allein im ersten Halbjahr 2023 waren es bereits 2,0 Milliarden Euro, wie ein gemeinsamer Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) zeigt.

KI wird zur Waffe der Betrüger

Künstliche Intelligenz und raffinierte psychologische Manipulation treiben diese Entwicklung voran. Europol identifiziert in seinem neuesten Bericht KI-gestützte Betrügereien als zentrale Bedrohung für die Stabilität der Region.

Die Zeiten einfacher Phishing-E-Mails sind vorbei. Kriminelle nutzen heute KI-generierte Deepfake-Stimmimitationen, hochpersonalisierte Phishing-Nachrichten und täuschende QR-Codes. 156 Prozent mehr Manipulationsbetrügereien und 77 Prozent mehr Phishing-Fälle verzeichnete Tietoevry Banking 2024 im Vergleich zum Vorjahr.

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Organisierte Kriminalität verlagert ihre Aktivitäten systematisch ins Internet. Betrüger erschaffen hyperrealistische Fake-Shops und nutzen gestohlene Kartendaten aus Datenlecks für Betrug bei digitalen Diensten und Reisebuchungen.

Kartenbetrug dominiert das Geschehen

Kartenbetrug ohne physische Kartennutzung – also Online-, Telefon- oder Postbestellungen – macht den Löwenanteil der betrügerischen Aktivitäten aus. Im ersten Halbjahr 2023 entfielen auf Kartenbetrug 0,015 Prozent aller Transaktionen und 0,031 Prozent des Gesamtwerts.

Diese scheinbar kleinen Prozentsätze bedeuteten allein im ersten Halbjahr 2023 633 Millionen Euro Verluste durch betrügerische Kartenzahlungen mit EU-Karten.

Besonders brisant: 71 Prozent des gesamten Kartenbetrugs erfolgt grenzüberschreitend. Die Betrugsrate liegt zehnmal höher, wenn die Gegenseite außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums sitzt – dort greifen die strengen EU-Sicherheitsvorschriften nicht.

Ein neuer Trend bereitet zusätzlich Sorgen: "Token-Betrug", bei dem gestohlene Kartendaten in digitale Geldbörsen wie Apple Pay oder Google Pay geladen werden. Italien entwickelt sich hier zum besonderen Brennpunkt.

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Starke Kundenauthentifizierung zeigt Wirkung

Europäische Regulierungsbehörden setzen auf bestehende Sicherheitsrahmen. Die Starke Kundenauthentifizierung (SCA) aus der überarbeiteten Zahlungsdienste-Richtlinie (PSD2) zeigt positive Effekte. Diese Zwei-Faktor-Authentifizierung senkt nachweislich die Betrugsraten bei Online-Zahlungen.

André Moen Eide, Leiter des Tietoevry Banking-Verteidigungszentrums, warnt jedoch: "Kriminelle warten nicht auf Regulierungen. Sie innovieren schnell und ohne Beschränkungen." Eine kritische Herausforderung für die Behörden.

Betrug wird zur Dienstleistung

Der Anstieg des Online-Betrugs setzt Europas Finanzsektor unter enormen Druck. Banken und Zahlungsdienstleister müssen massiv in fortschrittliche Betrugserkennungstechnologien investieren.

"Fraud as a Service" (FaaS) im Darknet demokratisiert kriminelle Werkzeuge. Ausgeklügelte Betrugsinstrumente sind heute einem breiteren Publikum zugänglich – die Einstiegshürden für Möchtegern-Betrüger sinken drastisch.

Besonders perfide: Kriminelle rekrutieren junge Erwachsene über soziale Medien und gefälschte Stellenanzeigen als "Geldkuriere". Menschen in den Zwanzigern werden gezielt über ihre finanzielle Verletzlichkeit angesprochen.

Technologischer Rüstungswettlauf

Der Kampf gegen Online-Zahlungsbetrug wird sich intensivieren. Experten erwarten, dass Kriminelle ihre KI-Nutzung weiter verfeinern werden – die Betrügereien werden überzeugender und schwerer erkennbar.

Die Finanzbranche und Cybersicherheitsunternehmen rüsten mit eigenen KI-gestützten Abwehrmechanismen auf. Ein perpetueller technologischer Rüstungswettlauf entsteht.

Die geplante EU-Richtlinie PSD3 soll verstärkte Verbraucherschutzmaßnahmen bringen, möglicherweise ein "automatisches Recht auf Rückerstattung" für Betrugsopfer. Auch Big-Tech-Plattformen stehen in der Kritik: Sie sollen stärker zur Verantwortung gezogen werden und Finanzwerbung besser prüfen.

Für europäische Verbraucher bleibt die Botschaft klar: Wachsamkeit ist wichtiger denn je. Während Kriminelle innovieren, bilden öffentliches Bewusstsein und robuste Sicherheitspraktiken die erste und wichtigste Verteidigungslinie gegen die steigende Flut digitaler Betrügereien.