Warren Buffett tritt als CEO zurück, während Greg Abel mit milliardenschweren Klagen und operativen Herausforderungen konfrontiert wird. Steht ein Umbruch bevor?

Das Ende einer Ära bei Berkshire Hathaway ist besiegelt: Investorenlegende Warren Buffett kündigte auf der jüngsten Hauptversammlung in Omaha seinen Rücktritt als CEO zum Jahresende an. Doch während der designierte Nachfolger Greg Abel bereits in den Startlöchern steht, trüben milliardenschwere Probleme im Energiegeschäft und ein schwächeres operatives Ergebnis die Stimmung. Steht der Koloss vor größeren Herausforderungen?

Das Orakel tritt ab – Abel übernimmt

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze macht der 94-jährige Warren Buffett Platz. Sein Nachfolger wird Greg Abel, bisher stellvertretender Vorsitzender und verantwortlich für das Nicht-Versicherungsgeschäft. Diese Entscheidung erfolgte auf der jährlichen Hauptversammlung des Unternehmens. Die Nachfolge, über die jahrelang spekuliert wurde, markiert einen tiefen Einschnitt für das Konglomerat. Für Anleger stellt sich nun die Frage, wie Abel die riesigen Fußstapfen füllen wird.

Milliardengrab Waldbrände?

Ein drängendes Problem erbt Abel direkt: Die Tochtergesellschaft PacifiCorp sieht sich wegen verheerender Waldbrände in Oregon und Nordkalifornien im Jahr 2020 massiven Klagen gegenüber. Geschädigte werfen dem in Portland ansässigen Energieversorger vor, Stromleitungen während eines Sturms am Labor-Day-Wochenende 2020 nicht rechtzeitig abgeschaltet zu haben. Mehr als 2.000 Gebäude wurden zerstört.

Die potenziellen Forderungen belaufen sich auf mindestens 48 Milliarden US-Dollar – eine gewaltige Summe, selbst für Berkshire Hathaway. Bis Ende März musste PacifiCorp bereits Rückstellungen für erwartete Vorsteuerverluste von 2,75 Milliarden US-Dollar bilden. Darüber hinaus fordern die US-Regierung und der Bundesstaat Oregon über 900 Millionen Dollar für Schäden an natürlichen Ressourcen und andere Kosten.

Neue Prioritäten, alte Fehler

Greg Abel räumte auf der Hauptversammlung ein, dass die Priorität sich verschoben habe. Statt "keeping the lights on" um jeden Preis, gehe der Schutz der Öffentlichkeit vor Feuern nun vor. Im Risiko-Fall müsse man Anlagen eben abschalten ("de-energize"). Gleichzeitig betonte Abel, PacifiCorp könne "nicht der Versicherer letzter Instanz" für Waldbrände sein und nicht für alles verantwortlich gemacht werden, was in einem Bundesstaat passiere.

Warren Buffett selbst gestand ein, man habe "einige Fehler" bei der Absicherung von PacifiCorp gegen Waldbrand-Risiken gemacht, seit man den Versorger 2006 für 5,1 Milliarden Dollar übernommen hatte. Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Allein im ersten Quartal verursachten Waldbrände (nicht nur bei PacifiCorp) Verluste von 1,1 Milliarden Dollar in den Versicherungsgeschäften von Berkshire.

Operativer Dämpfer

Passend zu den schlechten Nachrichten aus dem Energiegeschäft präsentierte Berkshire zum Auftakt durchwachsene Zahlen für das erste Quartal. Wie berichtet wurde, musste der operative Gewinn einen spürbaren Rückgang hinnehmen. Die Ära nach Buffett beginnt also mit einigen ernsten Baustellen, die der neue CEO Greg Abel direkt angehen muss.