Berentzen mit Prognosesenkung: Konsum-Krise trifft deutsche Traditionsmarken

Guten Tag aus der Finanzredaktion,

während in Gaza die Welt auf Friedensimpulse hofft und internationale Märkte zwischen Handelskonflikten und Zinsspekulationen schwanken, zeigt sich im deutschen Mittelstand ein beunruhigendes Bild: Die Konsumzurückhaltung hinterlässt tiefe Spuren. Die heutige Prognosesenkung von Berentzen ist mehr als nur eine Quartalsmeldung – sie ist ein Symptom für die strukturellen Probleme unserer Konsumwirtschaft.

Berentzen kappt Prognose: Wenn der Schnaps-Absatz stockt

Die Zahlen aus Haselünne lesen sich wie ein Lehrstück über die deutsche Konsumkrise: 119,4 Millionen Euro Umsatz in den ersten neun Monaten – ein Rückgang von fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das normalisierte EBIT schrumpfte von 7,6 auf 5,6 Millionen Euro. Besonders bitter: Erst im Juli hatte das Management die Prognose bereits gesenkt, nun folgt die nächste Korrektur. Die neue Umsatzerwartung liegt bei maximal 169 Millionen Euro – noch im Sommer waren es 178 Millionen.

Was hier sichtbar wird, geht weit über Berentzen hinaus. Die anhaltende Kaufzurückhaltung bei Spirituosen spiegelt einen gesellschaftlichen Trend: Deutsche Konsumenten sparen am Genuss. Das ist kein kurzfristiger Effekt, sondern eine strukturelle Verschiebung. Wenn selbst zur Weihnachtszeit die Nachfrage nach Likören und Schnäpsen schwächelt, dann haben wir es mit mehr als nur einer temporären Delle zu tun.

Die Börse reagierte verhalten – die Aktie bewegt sich weiterhin um die 4-Euro-Marke. Bemerkenswert ist jedoch, dass das Management trotz der Umsatzschwäche an der Ergebnisprognose festhält. Ein mutiges Signal oder Zweckoptimismus? Die endgültigen Zahlen am 23. Oktober werden zeigen, ob diese Zuversicht gerechtfertigt ist.

Nahost-Friedensgipfel: Märkte warten auf konkrete Signale

In Sharm el-Sheikh treffen sich seit gestern Spitzenpolitiker zum Gaza-Friedensgipfel – ein Ereignis, das die Finanzmärkte mit vorsichtiger Hoffnung beobachten. Die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung durch die USA, Ägypten, Katar und die Türkei markiert zwar einen diplomatischen Fortschritt, doch die Märkte bleiben skeptisch.

Besonders die Energiemärkte reagieren sensibel auf jede Entwicklung aus der Region. Ein dauerhafter Frieden könnte die Risikoprämien bei Öl und Gas reduzieren – ein wichtiger Faktor für die europäische Wirtschaft, die noch immer mit hohen Energiekosten kämpft. Die UN meldet erste Erfolge bei Hilfslieferungen: 190.000 Tonnen genehmigter Hilfsgüter sind ein Anfang, aber noch weit entfernt von einer Normalisierung.

Für europäische Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in der Region bedeutet jeder Schritt Richtung Stabilität eine Reduzierung operativer Risiken. Deutsche Maschinenbauer und Infrastrukturunternehmen positionieren sich bereits für mögliche Wiederaufbauprojekte – ein Milliardenmarkt, sollte der Frieden tatsächlich Bestand haben.

China verschärft den Rohstoff-Poker

Die Nachricht kam über Nacht und traf die Märkte unvorbereitet: China macht den Export von Seltenen Erden noch komplizierter. Seit September werden Lizenzanträge verschärft geprüft, Genehmigungen verzögern sich. Das ist mehr als bürokratische Schikane – es ist ein gezielter Schachzug im globalen Wirtschaftskrieg.

Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Chinas Exporte seltener Erden brachen im September um 31 Prozent ein. Für die deutsche Industrie, insbesondere die Automobil- und Hightech-Branche, ist das eine Hiobsbotschaft. Ohne diese kritischen Rohstoffe keine E-Mobilität, keine Energiewende, keine digitale Transformation.

Was wir hier erleben, ist die Weaponisierung von Rohstoffen. China nutzt sein Quasi-Monopol als geopolitisches Druckmittel. Die Botschaft an Washington und Brüssel ist klar: Wer uns mit Zöllen und Exportbeschränkungen kommt, bekommt die Quittung. Die EU-Kommission arbeitet fieberhaft an alternativen Lieferketten, doch die Realität ist ernüchternd: Kurzfristig gibt es keinen Ersatz für chinesische Seltene Erden.

Innovation als Flucht nach vorn: Von KI-Arbeitern bis zu Naturfarben

Während etablierte Märkte schwächeln, explodieren die Wachstumsraten in Zukunftssegmenten. Der Markt für natürliche Lebensmittelfarben soll bis 2035 auf 5,8 Milliarden Dollar wachsen – eine Verachtfachung binnen zehn Jahren. Treiber ist der Trend zu Clean-Label-Produkten: Verbraucher wollen keine synthetischen Zusätze mehr.

Noch faszinierender ist die Revolution bei Unternehmenssoftware. IFS Loops präsentiert "Digital Workers" – KI-Agenten, die komplexe Arbeitsabläufe eigenständig managen. Das ist keine Science-Fiction, sondern bereits heute in der Industrie im Einsatz. 50 Skills haben diese digitalen Mitarbeiter bereits, bis Dezember sollen es 100 sein. Der Clou: Diese KI-Systeme arbeiten nicht isoliert, sondern integrieren sich nahtlos in bestehende Prozesse.

Was bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Die Disruption ist programmiert. Während Unternehmen wie Berentzen mit traditionellen Herausforderungen kämpfen, entstehen parallel neue Geschäftsmodelle, die alte Strukturen obsolet machen. Der Philosoph Michael Sandel, frisch mit dem Berggruen-Preis ausgezeichnet, warnt vor den sozialen Folgen dieser Transformation. Seine These: Ohne neue ethische Rahmenbedingungen droht die Spaltung der Gesellschaft.

Anzeige: Apropos technologische Revolution – wer sich fragt, wie Investoren konkret von dieser Umwälzung profitieren können: Im aktuellen Spezialreport "Die neue Nvidia – Ihre Chance im Megatrend-Tsunami 2025" wird analysiert, welche europäischen Chip-Unternehmen jetzt strategisch an die Spitze drängen. Ein spannender Blick auf den vielleicht wichtigsten Technologietrend des Jahrzehnts.

Blick nach vorn: Diese Woche entscheidet

Die kommenden Tage werden richtungsweisend. Am 23. Oktober legt nicht nur Berentzen finale Zahlen vor – auch andere Konsumgüterhersteller öffnen ihre Bücher. Die Frage: Ist die Konsumzurückhaltung ein deutsches Phänomen oder ein europäischer Trend?

Die EZB-Sitzung am 30. Oktober rückt näher. Nach den heutigen britischen Arbeitsmarktdaten – die Arbeitslosenquote stieg leicht auf 4,8 Prozent – mehren sich die Zeichen für weitere Zinssenkungen. Das Pfund reagierte bereits mit Schwäche. Sollte auch die Eurozone enttäuschende Wirtschaftsdaten liefern, könnte Lagarde gezwungen sein, den geldpolitischen Kurs anzupassen.

China und die USA setzen derweil ihren Handelstanz fort. Ab heute erheben beide Seiten neue Hafengebühren – ein weiterer Eskalationsschritt, der die globalen Lieferketten belastet. Treasury Secretary Scott Bessent hält zwar an Gesprächen fest, doch die Fronten verhärten sich zusehends.

Die Märkte stehen an einem Wendepunkt: Zwischen geopolitischen Spannungen und technologischer Revolution, zwischen Konsumzurückhaltung und Innovationsboom. Unternehmen, die jetzt die richtigen Weichen stellen, werden die Gewinner von morgen sein. Die anderen? Werden wie Berentzen ihre Prognosen senken müssen.

Bleiben Sie kritisch und investieren Sie weise.

Ihr Eduard Altmann

P.S.: Die Software-defined Vehicle Branche prognostiziert bis 2034 ein Volumen von 1,9 Billionen Dollar. Während wir über Absatzprobleme bei Spirituosen diskutieren, entsteht hier eine komplett neue Industrie. Vielleicht sollten wir unseren Fokus überdenken.