Gerade die Nullverzinsung oder nun auch die Berechnung von Verwahrentgelten lässt Anleger nach Opportunitäten suchen. Neben Investitionen in Beteiligungsmodelle suchen Anleger auch gezielt nach anderen handelbaren Investitionsgütern. Spektakuläre Verkaufserlöse bei Kunstgegenständen, Edelsteinen, Wein- oder Whiskey, sowie Oldtimern sorgen dann für Interesse.

Unterschiedliche Assets mit Gemeinsamkeiten.

Im Wesentlichen handelt es bei den genannten alternativen Investments um Sachwerte, die einen Inflationsschutz bieten können und keine Ausschüttungen oder prognostizierbaren Renditen erzielen. Eine weitere Ähnlichkeit besteht darin, dass es keinen echten Zweitmarkt gibt, der auch nur annährend mit einer Wertpapierbörse vergleichbar wäre. Hieraus wird häufig abgeleitet, dass das Schwankungsverhalten dieser Anlagen niedriger wäre als bei Aktien. Das wirkt meistens nur so, da sich die alternativen Investments nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit bewegen und eben auch nur vergleichsweise wenige Umsätze stattfinden. Die handelnden Personen bleiben auf Auktionen oder beim direkten Erwerb zwischen Käufer und Verkäufer eben unter sich. Nur spektakuläre Umsätze bei großen Adressen werden in den bekannten Nachrichtensendungen kommuniziert.

Zusatzaufwand und Zusatzkosten berücksichtigen.

Der Aufbewahrung, der Lagerung oder der Versicherung dieser Wertgegenstände kommt eine hohe Bedeutung zu, die mit deutlich höheren Kosten verbunden sind als bei der Verwahrung von Investments in einem Wertpapierdepot bei einer Bank. So sollten Diamanten, Edelsteine oder Goldmünzen in Bankschließfächern, Tresoranlagen oder einem eigenen Tresor verwahrt werden. Bilder oder Kunstgegenstände müssen speziell versichert werden und die Licht- und Temperaturverhältnisse sind regelmäßig zu kontrollieren. Außerdem kann es schlicht am notwendigen Platz fehlen um größere Exponate oder eine Vielzahl von Objekten aufzubewahren. Bei Oldtimern, muss man über die entsprechende Anzahl von Stellplätzen verfügen. Da es sich um bewegliche Maschinen mit einer Funktion handelt, ist der Wert sehr von der Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs abhängig, was regelmäßige Wartung erfordert. Bei Whiskey und Wein ist ebenfalls die Lagerung, Temperatur und das Platzangebot relevant. Hieraus ist leicht erkennbar, dass nicht jeder Interessent in der Lage ist, sich auf dieses Investment einzulassen.

Eigene Expertise oder anfängliche Begleitung unverzichtbar.

Zwar kann und sollte man sich notwendige Grundkenntnisse aus unterschiedlicher Fachliteratur aneignen. Das ist analog zu Wertpapieranlagen sicherlich auch möglich. Allerdings sind alle beschriebenen Anlageobjekte, im Gegensatz zu Wertpapieren, nicht in Maß, Zahl und Gewicht identisch, sondern stets individuell, wenn man von Anlagediamanten, Goldbarren und gängigen Goldmünzen absieht. Die direkte Ansicht des Objektes durch den Käufer oder eine bevollmächtigte Person ist daher unbedingt erforderlich. Hier ist dann nicht nur die grundsätzliche Eignung als Anlageobjekt zu prüfen, sondern auch die Gefahr von Fälschungen auszuschalten. Daher sind auch Echtheitszertifikate beizufügen.

Höherer Aufwand bei Kauf und Verkauf.

Hieraus ergibt sich ein zeitlicher und finanzieller Aufwand, da man Fachleute auch bezahlen muss oder auch Rechnungen für Expertisen gestellt bekommt. Auch die Tatsache, dass man, ähnlich wie bei Immobilientransaktionen, mit mehreren potentiellen Käufern/Verkäufern Termine durchführen muss erhöht den Aufwand.

Häufig sind es Enthusiasten oder Sammler, die sich sehr für ein Segment interessieren. Dieser Personenkreis hat oft ein sehr hohes Know-how und benötigt eher wenig Unterstützung auf Auktionen oder bei Transaktionen. Wenn ein zu starkes Eigeninteresse oder gar eine Sammelleidenschaft besteht, ist das aber eher schlecht für die Liquidität oder die Rendite. Man muss sich eben auch trennen können, wenn ein Renditeziel erreicht ist und der Preis stimmt.

Vermeintlicher Schutz in wirtschaftlichen Abschwüngen.

Immer wieder wird behauptet, dass alternative Investments einen höheren Schutz in Rezessionen bieten als beispielsweise Wertpapiere, da Börsenkurse ja auch mal stark fallen können. Nach meiner Auffassung besteht ein wesentlicher Faktor darin, dass Aktien, Anleihen oder abgeleitete Produkte eben liquide sind und quasi per Knopfdruck verkauft werden können. Das tun dann eben auch vermögende Investoren, weil man eben für die hier aufgeführten alternativen Anlagen keine liquiden Märkte hat bzw. schnell keine Käufer findet. Dieser Personenkreis hat es aber meist auch gar nicht nötig, ausgerechnet diese Anlagen zu veräußern. Außerdem muss man sich vergegenwärtigen, wer in einer Wirtschaftskrise dafür Geld ausgibt. Das können dann auch nur Investoren sein, die über sehr große Vermögen verfügen und daneben immer noch genügend Liquidität haben, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Regelmäßig höhere Einstiegssummen erforderlich.

Kann man über Wertpapiersparpläne bereits ab 25 Euro anfangen ein Depot aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln, geht es hier grundsätzlich eher wenigstens im mittleren vierstelligen bzw. unteren fünfstelligen Bereich los. Und auch dann kann man keine Diversifizierung erreichen oder von einem Portfolio sprechen.

Fazit:

Wenn man unterstellt, dass eine breite Diversifizierung eines Portfolios ein verbessertes Chance-Risiko-Profil erzeugt, sind solche Investments nach wie vor nur etwas für vermögende Anleger, mit entsprechendem Fachwissen, die bereits über eine gute Vermögensstruktur verfügen. Für den Vermögensaufbau oder die Depotstruktur durchschnittlicher Privatanleger sind diese Investments nicht geeignet.

 

Aus dem Börse Express-PDF vom 08. Oktober - hier zum kostenlosen Download

Sie möchten ein kostenloses, unverbindliches Probeabo? Einfach hier mailen.

 

Screen 08102021