Die Wirtschaft in den USA wird 2020 demnach um -8 % einbrechen, für die Eurozone wird ein Minus von 10,2 % erwartet, bevor es 2021 global gesehen dann wieder um 5,4% nach oben gehen soll. Parallel wurde wegen einer schwächeren Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen (insb. Tourismus) ein Einbruch des Welthandels um -11,9% erwartet. Angesichts solcher Zahlen verwundert es auch wenig, dass der Markt zuletzt eher wenig Vertrauen in überschwängliche makroökonomische Stimuli gesetzt hat. Dass es nun doch anders kam, dürfte wohl nicht nur viele Analysten eine freudige Überraschung gewesen sein. Tatsächlich machte eine Vielzahl der namhaften Indikatoren einen derart deutlichen Sprung nach oben, dass nahezu alle Erwartungen übertroffen wurden.

Der Michigan Consumer Sentiment Index bspw., welcher die Konsumneigung der Privathaushalte in den USA misst, übertraf die Prognose mit insgesamt 78,9 um 3,9 Zähler. Gleiches gilt für den vom Institute for Supply Management in Washington erhobenen Einkaufsmanagerindex ISM, der es gegenüber des erwarteten Wertes von 49,8 auf 52,6 Punkte brachte, was wiederum für eine deutliche Stimmungsaufhellung innerhalb der US-Industrie spricht. Indexstände von über 50 Punkten signalisieren hier meist eine wirtschaftliche Belebung. Der ISM-Index gilt normalerweise als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Doch nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks waren Konsumenten und Manager positiv gestimmt, auch in den deutschen Chefetagen wird die Stimmung zunehmend besser. Der korrespondierende Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juni von 79,7 auf 86,2 und damit so stark wie nie zuvor. Die Einschätzung der Lage verbesserte sich dabei von 78,9 auf 81,3, die Erwartungen von 80,5 auf 91,4 Punkte. Auch wenn viele Industrieunternehmen ihre aktuelle Lage noch als schlecht bezeichneten: In den nächsten sechs Monaten rechnen sie nun mehrheitlich mit guten Geschäftsaussichten. Auch die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Juni weiter erholt. Der vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index stieg auf 63,4 Punkte von 51,0 im Vormonat und zeigte sich damit ebenfalls stärker als von Experten erwartet.

Sind wir also mittlerweile über den Berg? Ganz so einfach dürfte es wohl leider nicht sein. Denn es sind nicht nur die Stimmungsindikatoren, die aktuell wieder auf dem Vormarsch sind. Vor dem Hintergrund teils drastischer Neuinfektionszahlen in Ländern wie den USA, Israel, Südkorea und dem Iran steigt vielerorts auch die Angst vor der gefürchteten zweiten Welle und erneuten, damit einhergehenden, wirtschaftshemmenden Maßnahmen.

IFO-GESCHÄFTSKLIMAINDEX - 5 JAHRE

Quelle: Bloomberg / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft.

Im Hinblick auf Einzelunternehmen war diese Woche in Europa, nach den turbulenten Vorwochen rund um das Wirecard-Drama, eher eine ruhige. International war es vor allem Tesla, das für Aufsehen sorgte. Vergangenen Sonntag (28. Juni) war es genau 10 Jahre her, dass der „kiffende Kollege“ (Zitat: Joe Kaeser, CEO Siemens AG) aus Kalifornien an seinem 39. Geburtstag den Gang an die Börse wagte. Zu Beginn wurde den 13.300.000 Aktien ein Preis von $17 pro Stück zugeteilt, der dann gleich am Tag der Erstnotierung auf knapp $24 hochschoss. Dies sollte nur den Anfang eines steilen Aufstiegs darstellen. Zum runden Börsen-Jubiläum übersprang die Tesla-Aktie erneut die ebenfalls runde Marke von $1000! Die Absatzzahlen im zweiten Quartal waren ebenfalls äußerst vielversprechend. Das kalifornische Unternehmen verkaufte von April bis Juni 90.650 Autos, während Analysten nur mit 74.130 Fahrzeugen gerechnet hatten. Damit schlug sich die Firma während der Corona-Krise wesentlich besser als die meisten anderen Hersteller. Dies führte dazu, dass die Aktie bis in luftige Höhen über $1.200 stieg und an Toyota als an der Börse wertvollster Autohersteller der Welt vorbeizog. Auch die mächtige Konkurrenz aus „good old Germany“ kann davon bereits ein Liedchen singen. Bereits seit einiger Zeit weist Tesla eine höhere Marktkapitalisierung als VW, Daimler und BMW gemeinsam auf! Die Unternehmensgewinne werden diesen hohen Erwartungen bisher noch nicht ganz gerecht, jedoch konnte die Firma in dieser Hinsicht innerhalb des letzten Jahres deutliche Fortschritte verzeichnen und seit dem Q3/19 durchgehend schwarze Zahlen schreiben.

Der heimische Kapitalmarkt hatte diese Woche insbesondere im Fixed Income Bereich zwei Highlights zu bieten. Sowohl ams als auch UNIQA platzierten erfolgreich Anleihen, um die kürzlich getätigten Akquisitionen zu finanzieren. Bei Ersterem weist die Anleihe ein Volumen von €650 Mio. und $400 Mio. auf, bei einer Fälligkeit von 2025, mit einem Coupon von 6% (€), respektive 7% ($). Hintergrund ist die Refinanzierung des Kaufs von OSRAM und ihrer Tochtergesellschaften. UNIQA platzierte ein Gesamtvolumen von €800 Mio., geteilt in eine Senior Note in Höhe von €600 Mio. (Coupon: 1,375%, Laufzeit: 10J) und eine Nachranganleihe in Höhe von €200 Mio. (Coupon: 3,25% für 5,25J, danach variable Verzinsung für 10 J). Das Unternehmen beabsichtigt den Nettoerlös zur teilweisen Finanzierung des Kaufpreises für den Erwerb von Tochtergesellschaften der AXA Gruppe in Polen, Tschechien und der Slowakei zu verwenden.

Neben Updates zu Finanzierungsfragen, gab es diese Woche auch Nachrichten zur Unternehmensstrategie eines ATX Schwergewichts. Voestalpine gab bekannt, sich im Bahninfrastrukturbereich breiter aufstellen zu wollen und verlautbarte dementsprechend Akquisitionen in Frankreich, China und Argentinien. Tatsächlich ist der Bahninfrastrukturbereich einer der wenigen Bereiche des Unternehmens, die aktuell trotz des konjunkturell und branchenbedingt herausfordernden Marktumfelds eine positive und stabile Entwicklung verzeichnen konnte. Durch die Themenlage der letzten Jahre, mit einem starken Fokus auf die Erderwärmung, birgt der Bahninfrastrukturbereich ein hohes Entwicklungspotential und viele Regierungen weltweit haben bereits große Zukunftsinvestitionen angekündigt. Folglich könnte sich dieser Schachzug von voestalpine als sehr klug erweisen und das rückläufige Stahlgeschäft (hohe Eisenerzpreise bei niedrigen Stahlpreisen) und herausfordernde Automobilgeschäft (bisher rund 30% des Umsatzes) zumindest teilweise abfedern.

TESLA INC - 5 JAHRE

Quelle: Bloomberg / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft.


Aktuelle Investmentstrategie

Nach dem Marktcrash im März in Folge der Ausbreitung von COVID-19, konnten die internationalen Aktienmärkte in den letzten Wochen und Monaten deutlich zulegen. Starke Notenbankimpulse, sinkende Neuinfektions-Zahlen -zumindest In Europa und Asien- sowie Lockerungen des globalen Shutdowns sorgten für zuversichtliche Anleger. Wir denken ganz generell, dass es für Anleger ratsam ist, sich durch die vorherrschende Volatilität nicht vollkommen verunsichern zu lassen und sich auf die Bewertungen der einzelnen Assetklassen zu konzentrieren. Hierbei kann man feststellen, dass Aktien im Vergleich zu Staatsanleihen und Cash weiterhin attraktiv bewertet sind. Wir sind von der langfristig hervorragenden Investmentperspektive von Aktien als Anlageklasse nach wie vor definitiv überzeugt und bleiben daher in dieser auch allokiert. Vermeintlich sicher Häfen wie Deutsche Staatsanleihen sind weiterhin extrem teuer, weshalb wir auf der Anleihenseite wir vor allem in flexibel allokierende Total Return Bond Funds veranlagt sind.