Alibaba, Infineon & Occidental: Milliarden-Deals prägen die neue Börsenwoche

Alibaba, Infineon & Occidental: Milliarden-Deals prägen die neue Börsenwoche
Liebe Leserinnen und Leser,
während sich mancher Anleger noch am Montagmorgen-Kaffee festhält, überschlagen sich bereits die Ereignisse an den Märkten. Die Alibaba-Aktie explodiert förmlich in Hongkong, Infineon jongliert geschickt mit Aktienrückkäufen im Millionenbereich, und Warren Buffetts Occidental Petroleum schmiedet einen der größten Deals der Unternehmensgeschichte. Was diese Bewegungen für Ihr Portfolio bedeuten könnten? Das schauen wir uns jetzt genauer an.
Alibaba: Wenn Analysten zur Euphorie blasen
Mit einem Kurssprung von über 4 Prozent auf 173,40 Hongkong-Dollar katapultierte sich Alibaba heute an die Spitze der Gewinner – und das ist erst der Anfang. Morningstar hat den fairen Wert der US-Papiere auf beeindruckende 267 Dollar hochgeschraubt, während die Aktie aktuell bei etwa 172 Dollar dümpelt. Das riecht nach einem Kurspotenzial von über 50 Prozent.
Doch was treibt diese Neubewertung? Die Antwort liegt in Alibabas Cloud-Offensive. CEO Eddie Wu kündigte auf der Entwicklerkonferenz in Hangzhou nicht nur erweiterte KI-Investitionen von über 53 Milliarden Dollar an, sondern schmiedete auch eine strategische Allianz mit Nvidia. Morgan Stanley wittert hier bereits Morgenluft und prognostiziert Wachstumsraten von 32 Prozent für 2026 und sogar 40 Prozent für 2027 im Cloud-Segment.
Für deutsche Anleger besonders pikant: Während hierzulande noch über KI-Strategien debattiert wird, schafft Alibaba bereits Fakten. Die breite Nutzung der Open-Source-Modelle und die verbesserte Leistung selbst entwickelter Chips könnten das Unternehmen zum ernsthaften Konkurrenten für westliche Cloud-Giganten machen.
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Apropos Chip-Offensive: Gerade im Halbleitersektor entstehen aktuell enorme Chancen, die weit über Alibaba hinausgehen. Ein europäischer Tech-Wert wird von manchen Analysten bereits als „die neue Nvidia“ bezeichnet – und könnte vom globalen Chip-Wettrüsten massiv profitieren. Ich habe mir dazu eine ausführliche Auswertung angesehen, die zeigt, wie Anleger mit einer frühzeitigen Positionierung ihr Portfolio für die nächsten Jahre strategisch stärken können. Den vollständigen Report können Sie hier abrufen.
Infineon: Die stille Rückkauf-Maschine
Weniger spektakulär, aber nicht minder interessant agiert Infineon. Der Münchner Chiphersteller hat in der vergangenen Woche weitere 128.000 eigene Aktien zurückgekauft – zu Kursen zwischen 32,59 und 33,38 Euro. Seit Programmstart Mitte September summiert sich das Volumen bereits auf 304.800 Stück.
Was auf den ersten Blick nach Zahlenspielerei aussieht, ist tatsächlich ein geschicktes Manöver des Managements. Die Rückkäufe signalisieren Vertrauen in die eigene Zukunft und stützen gleichzeitig den Kurs. Besonders bemerkenswert: Infineon kauft antizyklisch, während viele Anleger noch skeptisch auf den Halbleitersektor blicken.
Die systematische Vorgehensweise – mal 45.000 Stück an einem Tag, dann wieder nur 3.000 – zeigt, dass hier keine Panik, sondern Kalkül regiert. Für Privatanleger ein beruhigendes Signal: Wenn das Management selbst zu diesen Kursen zugreift, scheint die Bewertung attraktiv.
Warren Buffetts nächster Coup: Occidental trennt sich von Milliarden-Sparte
Occidental Petroleum, eine der Kernbeteiligungen von Berkshire Hathaway, plant den Verkauf seiner Chemiesparte OxyChem für etwa 10 Milliarden Dollar. Ein radikaler Schnitt, der das Unternehmen fundamental verändern wird – immerhin steuerte die Sparte zuletzt 5 Milliarden Dollar zum Jahresumsatz bei.
Doch der Schritt ist alternativlos. Die Schuldenlast aus den Mega-Übernahmen von Anadarko (55 Milliarden Dollar) und CrownRock (12 Milliarden Dollar, nicht 13 wie zunächst kolportiert) drückt wie ein Mühlstein auf die Bilanz. Mit den gefallenen Ölpreisen wurde die Situation zunehmend prekär.
Buffett, der seit 2019 investiert ist und seitdem rote Zahlen schreibt, dürfte den Schritt begrüßen. Eine schlankere, fokussiertere Occidental könnte endlich das liefern, was der Altmeister sich erhofft hatte: solide Renditen aus dem Energiesektor.
Die unterschätzte Gefahr: US-Shutdown ante portas
Während alle Welt auf Einzelaktien starrt, braut sich in Washington ein Sturm zusammen. Sollte der Kongress sich nicht bis morgen, dem 30. September, auf einen Haushalt einigen, droht ab dem 1. Oktober der Regierungsstillstand. Die Märkte nehmen das bisher erstaunlich gelassen – zu gelassen?
Die Folgen wären weitreichend: Wichtige Wirtschaftsdaten wie die Arbeitsmarktzahlen könnten ausfallen, die Fed würde im Blindflug navigieren müssen. Private Datenanbieter könnten zwar teilweise einspringen, aber die Unsicherheit würde steigen. Der Dollar zeigt bereits erste Schwächezeichen.
Zwischen den Zeilen: Was heute noch wichtig wird
Die Krypto-Märkte bleiben heute auffällig ruhig – ein Zeichen dafür, dass institutionelle Anleger abwarten? Bitcoin dümpelt weiter um die 111.000-Dollar-Marke, während traditionelle Assets die Show stehlen.
Bei Vonovia deutet sich unterdessen eine überraschende Wendung an: Der Immobilienriese signalisiert Bereitschaft, Wohnungen für die Bundeswehr zu bauen. CEO Rolf Buch spricht von "Werkswohnungsbau 2.0" – angesichts der ambitionierten Personalziele der Bundeswehr könnte hier ein Milliardenmarkt entstehen. Die Aktie reagiert verhalten positiv.
Morgan Stanley wird heute pessimistisch bei Novo Nordisk und stuft auf "Underweight" ab. Das Kursziel sackt von 380 auf 300 Dänische Kronen. Die Begründung: nachlassendes Verschreibungswachstum und härterer Wettbewerb im GLP-1-Segment. Ein Warnschuss für alle, die auf die Abnehmspritze als Dauerbrenner gesetzt hatten.
Der Kampf an mehreren Fronten zeigt: Die Märkte befinden sich in einer Findungsphase. Alte Gewissheiten gelten nicht mehr, neue Trends kristallisieren sich erst langsam heraus. Wer jetzt investiert, braucht starke Nerven – wird aber möglicherweise für seinen Mut belohnt. Die kommenden Tage mit der Entscheidung über den US-Haushalt und den ersten Quartalsberichten dürften zeigen, wohin die Reise geht.
Bleiben Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Schwankungen aus der Ruhe bringen.
Mit analytischen Grüßen aus der Redaktion
Andreas Sommer