Der eskalierende Streit zwischen den USA und China um Hongkong hat am letzten Handelstag der Woche für Zurückhaltung seitens der Anleger gesorgt. Der Dow Jones Industrial verlor am Freitag 0,97 Prozent auf 25 156 Punkte. Am Vortag war der US-Leitindex zunächst auf den höchsten Stand seit Anfang März gestiegen, im späten Handel aber wegen des Konflikts um Hongkong ins Minus gerutscht.

Inmitten der zunehmenden Spannungen richten sich die Blicke der Börsianer auf US-Präsident Donald Trump und sein mit Spannung erwartetes Statement zum weiteren Vorgehen. "Wir werden bestimmte Entscheidungen treffen und sie morgen diskutieren", hatte er tags zuvor angekündigt, ohne jedoch Details zu nennen. "Wir sind nicht glücklich mit China", hatte Trump geklagt.

Der marktbreite S&P 500 gab um 0,62 Prozent auf 3011 Zähler nach. Der technologielastige Nasdaq 100 legte hingegen um 0,18 Prozent auf 9434 Punkte zu.

Als die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtete, Trump erwäge Sanktionen gegen den Finanzsektor Hongkongs, fiel der Dow Jones Industrial zunächst auf den tiefsten Stand des Tages. Anschließend machte er diese Verluste aber wieder wett.

Analyst Vishal Vivek von Goldman Sachs wies in einer Studie darauf hin, dass die Aktienkurse von US-Unternehmen, die einen hohen Umsatzanteil mit China erwirtschaften, zuletzt überdurchschnittlich gut gelaufen seien. Sollte sich die Auseinandersetzung zwischen den beiden Staaten weiter zuspitzen, könnte bei diesen Aktien Kursdruck aufkommen - und dies die Börsen insgesamt belasten.

Washington hatte sich zuletzt angesichts eines restriktiven Sicherheitsgesetzes Chinas für Hongkong sehr besorgt geäußert. Das Vorhaben wäre der bisher weitgehendste Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie Hongkongs. Die Spannungen zwischen den USA und China hatten sich zuletzt ohnehin deutlich verschärft - auch wegen der Corona-Krise.

Trump sagte zudem Twitter und Co. mitten im Wahlkampf ums Weiße Haus den Kampf an. Der US-Präsident will per Verfügung die Freiheit der Online-Plattformen einschränken, gegen einzelne Nutzer und Inhalte vorzugehen. Auslöser war der Faktencheck eines Tweets, in dem Trump behauptet hatte, Briefwahl erhöhe das Risiko von Fälschungen.

Twitter versah kurz darauf einen weiteren Tweet von Trump mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstoße. Im Zuge des Streits hatten die Twitter-Aktien in den vergangenen beiden Tagen mehr als 7 Prozent eingebüßt und gaben nun um weitere 3,5 Prozent nach.

Aktien von Salesforce büßten 5,3 Prozent ein. Der Kontrahent von SAP enttäuschte Anleger mit gekürzten Prognosen für für den Umsatz und das Ergebnis im laufenden Jahr. Die vom Coronavirus ausgelöste Rezession hat auf die Nachfrage nach Cloud-basierten Software-Angeboten gedrückt.

Papiere von Dell Technologies stiegen um 6,8 Prozent auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Der Technologiekonzern schnitt im ersten Geschäftsquartal deutlich besser ab als erwartet. Analysten prognostizieren, dass der Hersteller von Einzelplatz- und Großrechnern in der Corona-Krise Wettbewerbern Marktanteile abtrotzen könnte./bek/he

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AXC0372 2020-05-29/19:47

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