FRANKFURT (dpa-AFX) - Neu entfachte Zinssorgen haben dem Dax
am Montag einen schwachen Wochenstart eingebrockt.
Zudem machten einige Anleger nach dem starken Lauf der letzten
Wochen erst einmal Kasse. Der deutsche Leitindex notierte am
Nachmittag 0,91 Prozent im Minus bei 15 335,87 Punkten. Für den MDax
der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,52 Prozent
auf 29 326,81 Punkte nach unten, und der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx verlor 1,29 Prozent auf 4203,23 Zähler.
Die Experten der Schweizer Bank UBS sprachen von einer
Verschnaufpause nach dem Kurssprung am Donnerstag. Am Freitag hatte
der Dax den sehr robusten US-Arbeitsmarktbericht noch
vergleichsweise gut weggesteckt. Nun nähmen die Anleger aber auf
breiter Front Gewinne mit, schrieb Experte Andreas Lipkow. Die
Autoren des Börsenbriefs "Bernecker Daily" konstatierten einen
überkauften Markt, er ist ihnen zufolge also zu heiß gelaufen. Seit
Jahresbeginn steht beim Dax immer noch ein Kurszuwachs um fast zehn
Prozent zu Buche.
An der noch besser gelaufenen New Yorker Technologiebörse Nasdaq war
es schon vor dem Wochenende deutlich bergab gegangen, und am Montag
drohen weitere Verluste. Die enorm starken Arbeitsmarktdaten aus den
Vereinigten Staaten hätten die Einschätzung untermauert, dass die
US-Notenbank ihren Zinserhöhungskurs auf ein Niveau über fünf
Prozent fortsetzen werde, hieß es von den Experten der Credit
Suisse. Technologieaktien gelten als besonders sensibel für
steigende Zinsen.
Am deutschen Markt stand nach der Veröffentlichung von
Geschäftszahlen der Kupferkonzern Aurubis im Fokus,
dessen Aktie im MDax vier Prozent verlor. Angesichts höherer Preise
für ihre Produkte sind die Hamburger nun optimistischer für das
laufende Geschäftsjahr und sehen den operativen Vorsteuergewinn am
oberen Ende ihrer Zielspanne. Dieser war im abgelaufenen Quartal
zwar zurückgegangen, lag aber immer noch klar über dem Wert von vor
zwei Jahren sowie der durchschnittlichen Analystenschätzung. Einige
Anleger könnten allerdings schon auf einen optimistischeren Ausblick
gehofft haben, kommentierte ein Börsianer. Er sah nach dem sehr
guten Lauf der Aktie Gewinnmitnahmen.
Zuletzt noch um 1,9 Prozent nach unten ging es beim Indexnachbarn
Carl Zeiss Meditec . Hier half eine bestätigte
Kaufempfehlung von Hauck & Aufhäuser, das gestrichene Kaufvotum der
Privatbank Berenberg etwas abzufedern.
Abgestoßen wurden im Sog der Nasdaq zudem einige Technologie- und
Internettitel: Nach einem guten Lauf in den vergangenen Wochen
zählten der Online-Modehändler Zalando und der
Chipkonzern Infineon mit Abschlägen von 4,6 und 1,4
Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Ein ähnliches Bild zeigten im
Nebenwerte-Index SDax der Onlinebroker Flatexdegiro
und Shop Apotheke .
Die seit Jahresbeginn ebenfalls starken und zinssensiblen
Immobilienwerte hatten schon am Freitag unter dem
US-Arbeitsmarktbericht gelitten und gaben nun weiter nach: Im Dax
büßten Vonovia 2,8 Prozent ein, und in MDax und SDax
standen die Branchenkollegen Aroundtown , TAG
Immobilien , Grand City Properties und
Patrizia Immobilien unter Druck.
Dagegen ging die Rally bei SDax-Spitzenreiter Deutz
weiter: Mit einem Plus von 4,3 Prozent auf 5,40 Euro bauten die
Aktien des Motorenherstellers ihren Gewinn im noch jungen Jahr auf
33 Prozent aus. Analyst Hans-Joachim Heimbürger von Kepler Cheuvreux
stockte sein Kursziel auf 7 Euro auf. Er rechnet Mitte März mit
starken Ergebnissen für das abgelaufene Jahr. Für 2023 hob er seine
Schätzungen zudem massiv an, weil er mit einem weniger schweren
Rezessionsszenario kalkuliert als bisher. Zudem berücksichtigt er
die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der wertsteigernden Kooperation
mit Daimler Truck . Auch die Bewertungen in der
Branche insgesamt seien gestiegen, so der Experte.
Die Anteilsscheine von Bayer waren nach
Anlaufschwierigkeiten ebenfalls gesucht: Sie gewannen als bester
Wert im Dax 3,3 Prozent. Laut "Handelsblatt" schart der
aktivistische Investor Bluebell Verbündete um sich, um seine
Forderungen nach Veränderungen bei dem Pharma- und
Agrarchemiekonzern durchzusetzen.
Der Euro sank zuletzt auf 1,0774 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag noch
auf 1,0937 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die
Umlaufrendite von 2,15 Prozent auf 2,26 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,39 Prozent auf 126,00 Punkte. Der
Bund-Future sank zuletzt um 0,52 Prozent auf 137,07
Zähler./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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