FRANKFURT (dpa-AFX) - Verunsicherung über einen womöglich erneuten
Lockdown in Deutschland hat am Freitag auf die Rekord-Laune der
Anleger geschlagen. Hinzu kommt, dass auch an der New Yorker Wall
Street zum Handelsstart teils Verluste erwartet werden. Der Anstieg
der Erzeugerpreise in Deutschland dagegen hatte den Leitindex kaum
ausbremsen können, obwohl der Preisauftrieb deutlicher als erwartet
ausfiel und zudem so heftig war wie zuletzt vor 70 Jahren.
Der Dax gab seine frühen Gewinne ab und fiel am
Nachmittag um 0,65 Prozent auf 16 115,52 Punkte zu, womit sich
aktuell ein minimales Wochenplus von 0,1 Prozent abzeichnet. Am
Donnerstag hatte es seine inzwischen fast siebenwöchige Rally mit
einem weiteren Höchststand von 16 290 Punkten gekrönt, bevor dann
leichte Gewinnmitnahmen einsetzten. Sein Gewinn in diesem Zeitraum
beläuft sich vom Tief am 6. Oktober aus betrachtet nun auf etwas
weniger als neun Prozent.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gab zum
Wochenschluss um 0,62 Prozent auf 35 744,76 Zähler nach. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 1,03 Prozent
ein.
"Die Sorgen über den weiteren Fortgang im Bezug auf die
Corona-Pandemie belasten", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von
Comdirect. Entsprechend profitierten davon erneut die Aktien der
klassischen "Stay-at-Home-Gewinner", während auf der Verliererseite
zyklische Unternehmen wie MTU , Volkswagen
/Porsche SE oder auch Airbus
stünden.
Die drei letztgenannten gaben im Dax um die dreieinhalb Prozent
nach. MTU büßten im Dax 4,7 Prozent ein und litten damit auch noch
unter einer Kurszielsenkung durch die Bank of America. Die
US-Großbank lobte zwar die zum Kapitalmarkttag am Vortag ausgelobten
Wachstumsziele des Triebwerksbauers, kappte aber wegen der
Unternehmenskommentare über die mittelfristigen Margen im
Ersatzteil- und Wartungsgeschäft ihre Schätzungen.
Delivery Hero , Zalando und Hellofresh
gewannen dagegen am oberen Ende des Dax-Kurszettels
zwischen 1,0 und 5,8 Prozent.
Ähnlich sah es im MDax aus, wo Lufthansa oder Fraport
als Verlierer der Corona-Krise jeweils um die
viereinhalb Prozent einbüßten, während die Aktien des
Software-Herstellers Teamviewer etwa um 2,6 Prozent
stiegen.
Die Anteile der Deutschen Bank büßten zuletzt als
Dax-Schlusslicht 5,3 Prozent ein und die der Commerzbank
verloren 4,0 Prozent. Sie litten unter Aussagen von
EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese lässt sich vom kräftigen
Anstieg der Teuerungsraten nicht aus der Ruhe bringen und erteilte
einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes eine
Absage. Wie Lagarde sagte, wird die Europäische Zentralbank (EZB)
die Wirtschaft auch dann weiterhin unterstützen, wenn die akute
Pandemie-Notlage beendet sei. Das beinhalte auch eine "angemessene
Kalibrierung" der Anleihekäufe der Notenbank.
Der Euro , der bereits angesichts der Corona-Sorgen
erneut unter Druck geraten, war gab weiter nach und fiel auf ein
weiteres Tief seit Juli 2020. Am Nachmittag wurde er mit 1,1285
US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Donnerstag
noch auf 1,1345 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,37 Prozent am
Vortag auf minus 0,43 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,37 Prozent auf 145,47 Punkte. Der Bund-Future
stieg nach den Worten Lagardes kräftig um zuletzt
0,57 Prozent auf 172,25 Punkte./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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