FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag etwas weiter nachgegeben. Die anhaltenden Inflations- und Zinssorgen drückten wie schon zur Wochenmitte auf die Stimmung. Der deutsche Leitindex fiel bis zum Mittag um 0,43 Prozent auf 15 239,51 Punkte, nachdem er kurz das untere Ende seines jüngsten Schwankungsbereichs durchbrochen hatte. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 0,53 Prozent auf 28 427,13 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,31 Prozent nach unten.

Die Furcht vor weiter steigenden Zinsen, die festverzinsliche Anlagen attraktiver machen und die Wirtschaft bremsen können, bleibt an den Finanzmärkten omnipräsent. Marktbeobachter Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets verwies auf steigende Anleiherenditen als generelles Problem für Aktien - und auf die Tatsache, dass es die US-Börsen als Taktgeber derzeit schwer hätten, wichtige Unterstützungsniveaus zu halten.

Frische Inflationsdaten aus dem Euroraum sorgten denn auch für einen kurzen Schockmoment am Aktienmarkt. Die hohe Teuerung in der Region hat sich im Februar zwar den vierten Monat in Folge abgeschwächt, aber nicht so stark wie erhofft. Die Kernjahresinflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, stieg sogar überraschend auf 5,6 Prozent an.

"Bei der Europäischen Zentralbank schrillen die Alarmglocken", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der Inflationsdruck bleibe hoch: "Trotz der vor einem Jahr mit Kriegsausbruch gestiegenen Energiepreise und des damit einsetzenden Basseffekts fällt die Teuerungsrate nur leicht. Das erschreckt." Der Dienstleistungssektor wälze gestiegene Energie- und Personalkosten auf die Produkte über. Nach wie vor gehörten aber auch Lebensmittelpreise zu den Inflationstreibern.

Am Dax-Ende sackten die Aktien von Covestro um 5,5 Prozent ab. Der Kunststoffkonzern traut sich in dem schwierigen Konjunkturumfeld keine konkrete Prognose für 2023 zu. Das operative Ergebnis dürfte im laufenden Jahr deutlich sinken. Gleiches gelte für den freien operativen Mittelzufluss. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA rechnet in diesem Jahr mit weiterem Kostendruck. Die Papiere gaben geringfügig nach.

Steigende Kosten und unterbrochene Lieferketten hatten beim Gabelstapler-Hersteller Kion im vergangenen Jahr für ordentlich Gegenwind gesorgt. Dieses Jahr soll sich die Lage nun verbessern, an die Rekordwerte von 2021 erwartet das Management aber noch nicht wieder anknüpfen zu können. Die Anteilsscheine von Kion schwankten deutlich und verloren zuletzt 1,6 Prozent.

Aktien von Immobilienkonzernen trotzten derweil den Zinssorgen der Anleger und legten gegen den negativen Trend zu. Hier kamen positive Nachrichten für die Branche aus der Stadt Berlin, wo knapp drei Wochen nach der Wiederholungswahl alles auf anstehende Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD hindeutet. Die beiden Parteien beabsichtigten wohl keine pauschale Enteignung von Immobilien, sondern die Vergesellschaftung von Wohnimmobilien im Einzelfall durch Ankauf, sagte ein Börsianer.

Die Umsetzung des erfolgreichen Volksentscheids zur Enteignung großer Wohnungskonzerne war ein Streitthema zwischen den Parteien der bisherigen rot-grün-roten Regierungskoalition in Berlin. Die Diskussion hat auch die Aktien der Branche unter Druck gesetzt. Nun gewannen die Papiere von LEG Immobilien an der MDax-Spitze knapp vier Prozent. Die Anteilsscheine von TAG Immobilien legten um ein halbes Prozent zu. Im Kielwasser dessen schnellen die Aktien von Dic Asset mit einem Plus von gut neun Prozent an die Spitze des Nebenwerteindex SDax , obwohl das Unternehmen auf Gewerbe- und nicht auf Wohnimmobilien spezialisiert ist./la/men

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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