Die Hoffnung auf konjunkturelle Unterstützung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Dienstag für eine Rally im Dax gesorgt. Der deutsche Leitindex hatte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Anfang Mai erreicht und lag am frühen Nachmittag noch 1,37 Prozent im Plus bei 12 251,69 Punkten.

Der MDax , in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, stieg zuletzt um 0,48 Prozent auf 25 426,06 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,45 Prozent.

Die Europäische Zentralbank steuert auf eine noch lockerere Geldpolitik zu. Sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht bessern, sei eine zusätzliche Lockerung notwendig, sagte Notenbankpräsident Mario Draghi auf einer Konferenz im portugiesischen Sintra. Zusätzliche Zinssenkungen und weitere Anleihekäufe seien denkbar, sie gehörten zum Instrumentenkasten.

Am Markt wird nun bereits über eine Zinssenkung der EZB noch in diesem Jahr spekuliert. Dazu passend fiel die Rendite auf zehnjährige Bundesanleihen auf ein Rekordtief.

Niedrige Zinsen lassen Aktien gegenüber Anleihen in einem besseren Licht erscheinen. Dementsprechend hätten die Aussagen Draghis an der Börse wieder die Renditejäger angelockt, schrieb Marktanalyst Salah Bouhmidi vom Handelshaus DailyFX.

Mit Blick in die USA lassen sich laut den Devisenexperten der Commerzbank verschiedene Gründe finden, mit denen nun auch die Fed eine Lockerung ihrer Geldpolitik rechtfertigen könnte. Analyst Joni Teves von der Schweizer Bank UBS aber mahnte, dass die Erwartungen bezüglich einer weniger restriktiven Geldpolitik in den USA bereits recht hoch seien. Entsprechend verwundbar seien die Aktienmärkte, falls sich nach guten Konjunkturdaten die Hoffnungen auf eine Lockerung nicht erfüllen sollten.

Die Bereitschaft der Europäischen Zentralbank zu zusätzlicher geldpolitischer Lockerung schob hierzulande insbesondere die zinssensitiven Versorgerpapiere kräftig an. So schnellten RWE-Aktien an der Dax-Spitze um gut 5 Prozent in die Höhe und die Anteilsscheine von Eon gewannen fast 3 Prozent.

Aktien von Versorgern gelten wegen eines hohen Kapitalbedarfs als überdurchschnittlich zinsabhängig. Zudem haben sie wegen vergleichsweise stabiler Erträge und Dividenden aus Anlegersicht einen Anleihen-ähnlichen Status.

Am Dax-Ende büßten die Aktien von Infineon mehr als 4 Prozent ein. Der Chiphersteller besorgte sich einen Teil der benötigen Milliarden für die Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor durch eine Kapitalerhöhung, durch die der Gewinn je Aktie verwässert wird.

Klares Schlusslicht im MDax waren die Aktien von Siltronic mit einem Minus von knapp 13 Prozent. Der Hersteller von Halbleiter-Wafern hatte die Erwartungen an wichtige Kennziffern im laufenden Geschäftsjahr gesenkt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein Rekordtief. Sie sank von minus 0,29 Prozent am Vortag auf minus 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,28 Prozent auf 144,72 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,73 Prozent auf 172,83 Punkte.

Ein Euro kostete zuletzt 1,1187 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1234 (Freitag: 1,1265) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8902 (0,8877) Euro gekostet./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0215 2019-06-18/15:05

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