FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag im Sog
der jüngsten Leitzinsentscheids in Europa und dank der beruhigten
Lage im Bankensektor mit den 15 000 Punkten gerungen. Die noch
größeren Gewinne zum Start bröckelten in der ersten Tageshälfte mit
dem bevorstehenden Verfallstermin deutlich ab. Zuletzt stand der
deutsche Leitindex nur noch knapp mit 0,03 Prozent im Plus bei 14
968,95 Zählern - und damit aber wieder etwas unter der psychologisch
wichtigen Marke.
Gegen Mittag verfallen an der Termin- und Derivatebörse Eurex
Optionen und Terminkontrakte auf den Dax und den Eurozone-Leitindex
EuroStoxx 50 . Investoren versuchen zu den
Verfallterminen, die Indizes in die für ihre Marktposition günstige
Richtung zu bewegen.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte war schon
früher ins Minus gedreht und verbuchte zuletzt einen Abschlag von
0,68 Prozent auf 26 860,96 Punkte. Der EuroStoxx 50
als Leitindex der Eurozone zeigte sich dagegen weiter freundlich mit
0,14 Prozent bei 4122,89 Punkten.
Nach den Hilfen der Schweizer Notenbank für die Credit Suisse
sorgte am Markt eine milliardenschwere Unterstützung
für die US-Regionalbank First Republic durch die größten
amerikanischen Geldhäuser für Erleichterung. Vor dem Wochenende
wirkte auch die jüngste Zinsanhebung durch die Europäische
Zentralbank (EZB) weiter nach, der für eine positive Reaktion an den
Finanzmärkten gesorgt hatte.
Die Währungshüter hatten sich im Kampf gegen die hohe Inflation von
Problemen der Bankenbranche nicht beirren lassen und den Leitzins um
weitere 0,5 Prozentpunkte angehoben. Auf weitere Zinsschritte für
die Zukunft hatte sich die EZB indes nicht festgelegt, was Anleger
auf eine für die Zukunft gemäßigtere Gangart hoffen lässt. Ähnlich
sind die Erwartungen auch mit Blick auf die US-Notenbank Fed. Im
Blick stand auch eine leichte Lockerung der chinesischen Geldpolitik
durch die Senkung des Mindestreservesatzes, den Banken vorhalten
müssen.
Nach äußerst turbulenten Handelstagen steht für den deutschen
Leitindex im bisherigen Wochenverlauf allerdings immer noch ein
Minus von fast drei Prozent zu Buche. Laut Einschätzung von
Konstantin Oldenburger von CMC Markets dürften die Banken die Märkte
auch noch eine ganze Weile weiter beschäftigen. Kurzfristig
erscheine das Liquiditätsproblem im Sektor zwar gelöst, doch
langfristig stelle sich die Frage, "wie solvent vor allem die
kleinen und mittelgroßen Banken in den USA auf Dauer wirklich sind."
Bei den Banken im Dax schwankten die Kursgewinne im Zuge der
verbesserten Stimmung: Deutsche Bank und Commerzbank
kamen am Mittag noch auf Gewinne bis zu 2,4 Prozent.
Ansonsten machte duf Unternehmensseite ein angehobener Ausblick des
Konkurrenten Fedex die Aktien der Deutschen Post
zum Favoriten im Dax, indem sie sich um 2,1 Prozent
verteuerten. Fedex habe seine Ziele allerdings dank erfolgreicher
Sparanstrengungen verbessert, sagte ein Händler. Die Auswirkungen
auf die Post hält er daher für begrenzt.
Aktien des Aromen- und Duftstoffeherstellers Symrise
waren mit plus 2,2 Prozent ebenfalls gefragt nach einem Kaufvotum
von Goldman Sachs. SAP -Anteile stiegen derweil nach
einem positiven Votum und einer deutlichen Kurszielanhebung durch
die französische Exane BNP auf ein Hoch seit mehr als zwei Jahren.
Der Rückenwind ließ hier aber nach.
Bei Vonovia setzten sich nach einiger Richtungssuche
die Pessimisten durch. Angesichts der kräftigen Dividendenkürzung
und dem in Aussicht gestellten Gewinnrückgang fielen die
Kursverluste mit minus 1,6 Prozent aber überschaubarer aus als
zuletzt nach ähnlichen Branchennachrichten.
Aktien des IT-Dienstleisters Bechtle verteuerten sich
nach endgültigen Jahreszahlen um mehr als zwei Prozent.
Jefferies-Analyst Martin Comtesse sprach von einem zuversichtlich
stimmenden Ausblick, zudem sei die Dividende besser als gedacht
ausgefallen.
Zudem zeigten sich die Rohstoff- und Stahlwerte stark. Aurubis
und Thyssenkrupp im MDax sowie
Salzgitter im SDax verteuerten sich um bis zu 3,1
Prozent. Börsianer verwiesen auf den Ausblick des US-Konzerns United
States Steel für das laufende erste Quartal, die
Experten von Jefferies sprachen von einem optimistischen
Ausblick./tav/tih
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
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