FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag seine
Vortagesverluste ausgeweitet und pendelt aktuell um die Marke von 13
000 Punkten. Die Anleger sind angesichts zunehmender
Rezessionssignale nervös. Aussagen des Chefs der US-Notenbank Jerome
Powell am Vortag belasteten ebenso wie die zunehmend trüber werdende
Unternehmensstimmung im Euroraum.
Gegen Mittag büßte der Leitindex 1,04 Prozent 13 007,70 Zähler ein,
nachdem er bei etwas unter 12 940 Punkten zeitweise auf den tiefsten
Stand seit März gesackt war. Der MDax der
mittelgroßen Werte gab zuletzt um 2,26 Prozent auf 26 630,48 Zähler
nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor
0,79 Prozent.
Powell hatte in seiner Rede vor dem Bankenausschuss des US-Senats
die US-Wirtschaft durchaus als "sehr stark" bezeichnet. Steigende
Leitzinses könnten daher weggesteckt werden. Allerdings gestand er
auf Nachfrage ein, dass eine Rezession infolge höherer Zinsen nicht
auszuschließen sei. Ein sogenanntes "soft landing", also ein
Herauskommen aus der Lage ohne größere Verwerfungen, sei eine
Herausforderung.
Am Vormittag drückten dann noch die Stimmungsdaten der Unternehmen
aus der Euroregion auf die Laune der Anleger. Der
Einkaufsmanagerindex von S&P Global (ehemals IHS Markit) fiel im
Juni auf den tiefsten Stand seit knapp eineinhalb Jahren und auch
stärker als Analysten erwartet hatten. Dem Wirtschaftswachstum gehe
allmählich die Puste aus, kommentierte Chris Williamson, Chefökonom
von S&P Global daraufhin.
Mit Blick auf die Einzelwerte am deutschen Markt gaben im Dax
zuvorderst die Aktien der Deutschen Bank nach und
fielen um 4,5 Prozent. Im MDax verloren die der Commerzbank
fast 6 Prozent. Sorgen, dass im Fall einer Rezession
womöglich Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden könnten,
belasteten.
Ansonsten standen vor allem Umstufungen im Fokus, - und die bezogen
sich auf Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. So wurden
Aroundtown von JPMorgan auf "Underweight" abgestuft,
was die Aktie zeitweise mit einem Abschlag von mehr als zehn Prozent
an das Ende des MDax katapultierte. Zuletzt gab sie 8,0 Prozent ab.
Analyst Tim Leckie hält die Markterwartungen für zu optimistisch,
gerade wenn sich die Konjunktur weiter verschlechtert.
Vantage Towers gaben um 6,7 Prozent nach. Der
Optimismus der US-Bank Morgan Stanley zur Aktie der
Vodafone-Sendemastentochter ist gewichen. Analyst
Emmet Kelly stufte das Papier auf "Equal-weight" ab und senkte das
Kursziel von 38 auf 32 Euro. Damit böte die Aktie allerdings immer
noch ein Kurspotenzial von aktuell rund 25 Prozent.
Zu Rheinmetall , die um 2,6 Prozent nachgaben, äußerte
sich Analyst Richard Schramm von der britischen Bank HSBC
vorsichtiger. Er strich unter anderem aus Bewertungsgründen seine
Kaufempfehlung. Das Kursziel hob er von 220 auf 240 Euro an und
verwies auf seine hochgesetzten Wachstumserwartungen für die
Rüstungssparte des Konzerns. Skeptisch schaut er indes auf die
Autozuliefersparte.
Die Anteile von Salzgitter gaben im SDax
nach einem Kurseinbruch am Vortag von 11 Prozent
weitere moderate 0,6 Prozent ab. Die US-Bank Morgan Stanley stufte
die Papiere des Stahlherstellers nun von "Underweight" auf
"Equal-weight" hoch. Am gestrigen Nachmittag hatte Salzgitter zwar
erneut die Prognose erhöht, doch eine Abstufung der Aktie durch die
US-Bank JPMorgan und ihr kritischer Blick auf die Aussichten der
gesamten europäischen Stahlbranche hatten die Anleger zuvor bereits
verschreckt./ck/stk
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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