FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach Daten zur Inflation in Deutschland und
zum Wirtschaftswachstum in den USA hat sich der Dax
am Donnerstagnachmittag weiter schwer getan. Der deutsche Leitindex
notierte zuletzt bei 13 163 Punkten prozentual kaum verändert. Der
MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann 0,52 Prozent
auf 26 629 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
stieg um 0,2 Prozent.
Marktexperten zufolge stützten den Markt Aussagen der US-Notenbank
Fed, das Tempo der geldpolitischen Straffung künftig womöglich etwas
zu reduzieren. Die Fed hatte am Vortag die Leitzinsen wie erwartet
um weitere 0,75 Prozentpunkte erhöht. Fed-Chef Jerome Powell hatte
aber zugleich eingeräumt, dass das hohe Straffungstempo Auswirkungen
auf das Wirtschaftswachstum haben werde.
Im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaft der USA erneut.
Analysten hatten dagegen mit einem leichten Wachstum gerechnet. Die
Definition einer technischen Rezession ist nun erfüllt. Davon
sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale
hintereinander zurückgeht.
Neue Inflationsdaten aus Deutschland ergaben, dass sich der
Preisauftrieb hierzulande im Juli erneut etwas abschwächte. Der
Druck im Inflationskessel bleibe jedoch hoch, schrieb Volkswirt
Thomas Gitzel von der VP Bank. Für Entwarnung sei es zu früh. Der
positive Effekt von Tankrabatt und des 9-Euro-Tickets erfahre in
diesem Monat aufgrund weiter steigender Lebensmittelpreise ein
Gegengewicht. Zudem schnellten die Gas- und Strompreise regelrecht
nach oben.
Die Berichtssaison ging am Donnerstag in die nächste Runde. Im Dax
standen die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius SE
und dessen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care
(FMC) stark unter Druck. Wegen Problemen bei FMC
senkte Fresenius die Prognose. FMC leidet unter einem verschärften
Mitarbeitermangel in den USA, der zu Kapazitätsengpässen bei
Gesundheitsdienstleistungen führen dürfte, hieß es. Fresenius
rutschten um mehr als neun Prozent ab. FMC fielen auf ein Tief seit
2010, zuletzt verbuchten sie ein Minus von 13 Prozent.
Angehobene Gewinnziele halfen den Linde-Aktien nicht.
Die Titel des Industriegaskonzerns zogen nur kurz etwas deutlicher
an, prallten dann aber an der 50-Tage-Linie für den mittelfristigen
Trend ab. Sie verloren am Nachmittag 1,1 Prozent. Im Vergleich mit
dem Geschäftsbericht des französischen Wettbewerbers Air Liquide
könnte der Markt leicht enttäuscht sein, weil Linde
beim bereinigten Gewinn die Markterwartungen nicht deutlicher
übertroffen habe als gedacht und den Ausblick auf ein Niveau
angehoben habe, auf dem die Marktschätzungen bereits seien, schrieb
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank.
Das zweite Quartal des Flugzeugbauers Airbus
bezeichnete ein Händler als allenfalls durchwachsen. Die
Profitabilität habe enttäuscht, Lieferkettenprobleme stellten den
Konzern vor Herausforderungen. Die Papiere verloren 4,3 Prozent.
Volkswagen legte im ersten Halbjahr trotz der
Lieferprobleme bei Mikrochips und Corona-Einschränkungen in China
einen Gewinnsprung hin. Den Gesamtausblick für das Jahr behielt der
Autobauer bei. Die im Dax notierten Vorzüge gewannen drei Prozent.
Mit Quartalszahlen im Fokus standen zudem zahlreiche Unternehmen aus
dem MDax und SDax . Wacker Chemie
etwa gewannen über neun Prozent, der Konzern
profitierte von einer starken Nachfrage und Preiserhöhungen und
erhöhte die Prognose. Erneut erhöhte Jahresziele trieben auch die
Aktien des Nutzfahrzeugzulieferers SAF-Holland an,
sie gewannen rund 15 Prozent.
Der Euro kostete am Nachmittag 1,0167 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf
1,0152 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von
0,81 Prozent am Vortag auf 0,86 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,11 Prozent auf 136,67 Punkte. Der
Bund-Future stieg um 0,77 Prozent auf 156,78
Zähler./ajx/jha/
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
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AXC0258 2022-07-28/15:12
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