Historische Höhe bei Ausschüttungsvolumen – AK vermisst Nachhaltigkeit

Wien (OTS) - Die AktionärInnen der im Wiener Leitindex ATX gelisteten Unternehmen dürfen sich einmal mehr über kräftige Dividendenzahlungen freuen. Mit 3,22 Milliarden Euro wurde für das Geschäftsjahr 2018/19 sogar ein neuer Rekord erreicht. Zugrunde liegen den hohen Ausschüttungen teils kräftig gestiegene Konzerngewinne. Zwar ist die Ausschüttungsquote leicht gesunken, viele Unternehmen schütten aber immer noch den überwiegenden Teil des Gewinns aus, kritisiert die AK. Es fehlt – ebenfalls einmal mehr – ein nachhaltiges Wirtschaften – zumal die Konjunktur nicht mehr wie zuletzt mit vollem Schub weiterfahren wird.

Schon seit 2016 läuft die Konjunktur auf Hochtouren. Das hatte zur Folge, dass die Risikovorsorgen (vor allem im Finanzsektor) und die Wertminderungen und Abschreibungen bei Auslandstöchtern in Ost- und Mitteleuropa Jahr für Jahr deutlich reduziert werden konnten. Das Wirtschaftsjahr 2018/19 bescherte den ATX-Unternehmen daher Rekordgewinne. Konkret stieg das kumulierte, den AktionärInnen zurechenbare Ergebnis um knapp 37 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Erstmals fuhren alle im ATX gelisteten Unternehmen einen Konzernüberschuss ein. Die höchsten Gewinne in absoluten Zahlen erwirtschafteten die Erste Group (1,8 Milliarden Euro), der Mineralölkonzern OMV (1,4 Milliarden Euro) und die Raiffeisen Bank International (1,3 Milliarden Euro).

Die gute Wirtschaftslage führt dazu, dass die Dividendenausschüttungen erstmals die 3-Milliarden-Euro-Marke sprengen. Konkret werden 3,22 Milliarden Euro – das ist ein Plus von 17,2 Prozent – an die Aktionärinnen und Aktionäre ausgeschüttet. 15 der 20 ATX-Konzerne erhöhen ihre Dividende, vier halten sie stabil und ein Unternehmen, die Voestalpine, reduziert ihre Ausschüttung (von 1,40 auf 1,10 Euro je Aktie nachdem das den AktionärInnen zurechenbare Ergebnis um fast die Hälfte auf 408,5 Millionen Euro gesunken ist). Die Top-3-Ausschütter sind – analog zu den Unternehmen mit den höchsten Gewinnen: Erste Group mit knapp 600 Millionen Euro, OMV mit rund 572 Millionen Euro und die RBI mit rund 306 Millionen Euro.

Die durchschnittliche Ausschüttungsquote (Ausschüttungen gemessen am Jahresüberschuss) liegt mit knapp 40 Prozent zwar unter dem Niveau des Vorjahres (46,6 Prozent), ist aber laut Markus Oberrauter, Autor des Dividenden.Report und Betriebswirt in der AK Wien, „bei vielen Unternehmen noch sehr hoch“. „Angesichts der sich etwas verlangsamenden Konjunktur wären die Unternehmen besser beraten, die Gewinne in die Nachhaltigkeit zu investieren. Sprich in die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten – Stichwort Digitalisierung – und in die Erneuerung der Anlagen“, so Oberrauter. Bekanntlich erwartet das Wifo für 2019 ein BIP-Plus von real 1,7 Prozent, das IHS von 1,5 Prozent – nach 2,7 Prozent in 2018.

Praktisch den gesamten Gewinn verteilt die Post an ihre AnteilseignerInnen (Ausschüttungsquote 97,8 Prozent). Auch der Faserhersteller Lenzing weist mit fast 90 Prozent eine sehr hohe Quote auf, obwohl der Gewinn (den AktionärInnen zuzurechnende) um 46,4 Prozent auf 149 Millionen Euro gesunken ist. „Neben einer stabilen Dividende von drei Euro je Aktie zahlt Lenzing zudem noch eine Sonderdividende von zwei Euro je Aktie, was angesichts der Ergebnissituation wirtschaftlich nicht nachvollziehbar ist“, analysiert Oberrauter. Der Betriebswirt der AK appelliert einmal mehr an die großen österreichischen Börsenkonzerne, eine maßvollere Dividendenpolitik einzuschlagen: „Wir sind nicht gegen Ausschüttungen an Aktionärinnen und Aktionäre, zumal diese mit ihrem Kapital den Unternehmen wichtige Investitionen ermöglichen und somit Arbeitsplätze sichern. Ein guter Teil des Gewinns sollte aber in die Beschäftigten und damit in die Zukunft des Unternehmens investiert werden“, schließt Oberrauter.