Airbus, Puma & Fed: Zwischen Rekorden und Realitätschecks
Airbus, Puma & Fed: Zwischen Rekorden und Realitätschecks
Liebe Leserinnen und Leser,
während Airbus heute Morgen zu neuen Höhenflügen ansetzte und erstmals die Marke von 210 Euro knackte, erlebte Puma das genaue Gegenteil – ein Quartalsdesaster mit Millionenverlust. Dazwischen sorgte die Fed für Verunsicherung an den Märkten, und aus Busan kamen überraschende Signale vom Trump-Xi-Gipfel. Ein Tag der Extreme, der zeigt: Die Börse kennt derzeit nur Gewinner oder Verlierer – dazwischen ist wenig Platz.
Airbus hebt ab – Boeing stürzt weiter ab
Die Luftfahrtbranche erlebt gerade ihr eigenes Drama in zwei Akten. Protagonist Airbus brillierte mit Zahlen, die selbst Optimisten überraschten: 38 Prozent mehr operativer Gewinn, während Boeing zeitgleich weitere 4,9 Milliarden Dollar in den Sand setzte. Der europäische Flugzeugbauer will trotz knapper Triebwerke wie geplant 820 Jets in diesem Jahr ausliefern – ein ehrgeiziges Ziel, das bedeutet: In den letzten drei Monaten des Jahres müssen über 300 Maschinen an Kunden gehen.
Was Anleger besonders freut: Airbus hat die Probleme mit fehlenden Triebwerken offenbar im Griff. Die Zahl der "weißen Schwänze" – so nennt man in der Branche fertige Flugzeuge ohne Antrieb – soll bis Jahresende auf null sinken. Boeing hingegen verschiebt die Auslieferung seiner 777X erneut um ein Jahr. Die Verzögerung trifft auch die Lufthansa, die als Erstkunde eigentlich schon längst mit dem Großraumjet fliegen wollte.
An der Börse spiegelt sich diese Zweiteilung eindrucksvoll wider: Airbus ist mittlerweile 170 Milliarden Euro wert, Boeing kommt nur noch auf umgerechnet 140 Milliarden. Seit dem Corona-Tief hat sich die Airbus-Aktie mehr als vervierfacht, während Boeing gerade mal 140 Prozent zulegte. Der Abstand wird immer größer.
Puma strauchelt – und plant trotzdem den großen Wurf
Von Höhenflügen zu Bruchlandungen: Puma schrieb im dritten Quartal einen Verlust von 62 Millionen Euro – nach einem Gewinn von fast 128 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz sackte um 15 Prozent ab, die Lager quellen über. CEO Arthur Hoeld, erst seit Juli im Amt, verordnet dem Herzogenauracher Konzern nun eine Radikalkur: 900 Stellen sollen bis Ende 2026 wegfallen, das Sortiment wird verkleinert, der Fokus auf Kernkategorien geschärft.
"Wir sind zu kommerziell geworden", räumt Hoeld selbstkritisch ein. Tatsächlich hat Puma den Anschluss an Adidas und Nike verloren. Die Marke mit der Raubkatze ist an der Börse nur noch drei Milliarden Euro wert – 80 Prozent weniger als zum Rekordhoch 2021. Trotzdem gibt sich Hoeld kämpferisch: Puma soll wieder die Nummer drei der Branche werden.
2025 wird zum "Jahr des strategischen Resets", wie es der Manager nennt. Übersetzt heißt das: weitere Verluste, bevor es vielleicht 2027 wieder aufwärts geht. Die Börse bleibt skeptisch – die Aktie gab weitere zwei Prozent nach. Zum Vergleich: Adidas versuchte nach dem eigenen Kurseinbruch vom Vortag wenigstens eine Stabilisierung.
Fed bremst Euphorie – Trump und Xi tauen auf
Die US-Notenbank senkte zwar erwartungsgemäß die Zinsen um 25 Basispunkte, doch Fed-Chef Powell dämpfte gleich wieder die Erwartungen: Eine weitere Senkung im Dezember sei "alles andere als sicher". Das kam bei Anlegern nicht gut an – Bitcoin und Ethereum gaben nach, auch wenn die Verluste mit rund zwei Prozent moderat ausfielen.
Interessanter waren die Signale aus Südkorea, wo sich Trump und Xi trafen. Die beiden Staatschefs einigten sich auf erste Lockerungen im Handelsstreit: China lockert Exportkontrollen bei Seltenen Erden, die USA reduzieren Fentanyl-Zölle um zehn Prozentpunkte. Das klingt nach kleinen Schritten, könnte aber der Anfang einer größeren Entspannung sein.
Besonders pikant: China will wieder massiv Sojabohnen von US-Farmern kaufen – ein innenpolitisch heikles Thema für Trump. Auch über Öl- und Gaslieferungen aus Alaska wird verhandelt. Taiwan blieb außen vor, was zeigt: Beide Seiten wollen die ganz heißen Eisen vorerst nicht anfassen.
Deutsche Unternehmen zwischen Hoffen und Bangen
Die deutsche Wirtschaft bleibt in ihrer Dauerschleife gefangen: null Wachstum im dritten Quartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Telekom kämpft mit neuen Tiefs – bei 27,56 Euro notierte die Aktie so tief wie seit einem Jahr nicht mehr. Grund: Verizon-Chef Dan Schulman will in den USA wieder angreifen, was Druck auf die profitable US-Tochter T-Mobile bedeutet.
BASF hingegen schaut nach vorn und baut in Ludwigshafen eine neue Anlage für die Chipindustrie. Hochreines Ammoniumhydroxid soll dort ab 2027 produziert werden – ein Bekenntnis zum Standort Deutschland trotz aller Krisen. Die Anlage für Halbleiter-grade Schwefelsäure ist ein Signal: Der Chemiekonzern setzt auf die Zukunftstechnologie Halbleiter.
Anzeige: Apropos Chipindustrie – während klassische Industriewerte wie BASF auf den Halbleitertrend aufspringen, entstehen in Europa neue Tech-Champions, die von der geopolitischen Aufrüstung im Chip-Sektor stark profitieren könnten. Wer sich dafür interessiert, welche Aktie Experten schon jetzt als mögliche „neue Nvidia“ bezeichnen, findet hier eine Analyse zum Megatrend im Chip-Krieg zwischen den USA und China.
Mercedes überraschte mit starkem Cashflow, musste aber beim Gewinn Federn lassen. Die Aktie pendelt seitwärts, während Analysten rätseln, ob der Stuttgarter Autobauer die Wende schafft. Volkswagen legte bessere Zahlen vor als befürchtet – das bereinigte EBIT von 4 Milliarden Euro übertraf die Erwartungen deutlich. Trotzdem gab die Aktie nach, was zeigt: Die Unsicherheit bleibt groß.
Krypto wartet auf neue Impulse
Am Kryptomarkt herrscht nach der Fed-Entscheidung Katerstimmung. XRP dümpelt weiter bei 2,57 Dollar, die erhofften ETF-Impulse bleiben aus. Die technische Lage bleibt angespannt: Erst ein Ausbruch über 2,80 Dollar würde neue Kaufsignale generieren.
Spannender ist die Frage, wie sich die mögliche Entspannung zwischen USA und China auf den Kryptomarkt auswirkt. Mehr Risikoappetit könnte auch digitale Assets beflügeln. Noch dominiert aber die Vorsicht – der Fear and Greed Index liegt bei mageren 34 Punkten.
Die großen Fragen bleiben: Kommt die Dezember-Zinssenkung doch noch? Wie geht es im Handelsstreit weiter? Und wann springt der Funke auf die Kryptomärkte über? Die kommenden Wochen dürften spannend werden.
Morgen richtet sich der Blick auf die EZB-Sitzung – wobei kaum jemand mit Überraschungen rechnet. Wichtiger wird der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Und dann ist da noch die Frage, ob Novo Nordisk tatsächlich Pfizer bei der Metsera-Übernahme aussticht – die Dänen bieten angeblich 6,5 Milliarden Dollar.
Ein Donnerstag voller Gegensätze also, der eines zeigt: Die Märkte sortieren gerade gnadenlos aus. Wer wie Airbus liefert, wird belohnt. Wer wie Puma strauchelt, bestraft. Dazwischen ist wenig Raum für Mittelmaß.
Bleiben Sie aufmerksam – und skeptisch!
Ihr Andreas Sommer








