Beliebt sind zu Jahresbeginn diverse Blicke von Marktstrategen und Analysten in die Zukunft. Doch was wurde eigentlich aus den Prognosen beim Blick zurück. Der Börse Express nahm sich die Einschätzungen per Jahresbeginn 2019 zur Brust und verglich das Ergebnis vom Jahresende damit.

Die positivste Überraschung: Zumtobel. Zugetraut wurde dem sich in einer Restrukturierungsphase befindlichen Leuchtenhersteller zu Jahresbeginn 2019 nur wenig: das von Analysten gesehene Kurspotenzial lag einen Hauch unter dem damaligen Kurs – gefolgt von einer dann trotzdem im Vergleich zum Gesamtmarkt überdurchschnittlichen Kursentwicklung. Macht in Summe eine Outperformance gegenüber der Analystenprognose von mehr als 30 Prozentpunkten.

Den besten Blick nach vorne hatte bei Zumtobel RCB-Analyst Markus Remis, der zumindest ein größeres Plus prognostizierte.

Die weiteren Plätze in so einem Ranking: Wienerberger vor Verbund, s Immo, CA Immo und dem Flughafen Wien.

In Summe war die reale Kursentwicklung bei sieben der ATXPrime-Werten besser als von Analysten zum Vorjahresbeginn gedacht. Ergo wurde das Potenzial mehrheitlich überschätzt...

 Die negativste Überraschung: Valneva. Zugetraut wurde dem Impfstoffhersteller sehr viel, in etwa eine Kursverdoppelung hätte es sein sollen. Schlussendlich wurde es sogar die rote Laterne im ATXPrime-Segment und einer Underperformance zur Analystenprognose von mehr als 110 Prozentpunkten.

Ein Minus hatte zum damaligen Zeitpunkt nicht ein Analyst für möglich gehalten, am skeptischten war noch Thomas Guillot von Kepler Cheuvreux, der nur mit einem Kursplus von knapp 25 Prozent rechnete.

Ob die reale Kursentwicklung übertrieben oder nicht war, stellt sich aus Sicht eines Wien-Anlegers nicht mehr, die Valneva-Aktie hat die Wiener Börse als Hauptnotiz zwischenzeitlich verlassen.

Bei Porr stellt sich diese Frage hingegen schon, performte die Bauaktie doch ebenfalls mehr als 100 Prozentpunkte schlechter als gedacht: gerechtfertigt, wie ein Blick auf das neue Potenzial der Aktie zeigt … mehr oder weniger flat.

Bei Porr hatte wieder Kepler Cheuvreux das relativ beste Näschen: Stephan Trubich gab der Aktie als größer Skeptiker ‚nur‘ ein Kurspotenzial von rund 15 Prozent.

Die nächstgrößeren Enttäuschungen waren hierbei SBO, Semperit und FACC, wobei sich vor allem Semperit für Analysten zu weit von den Zukunftsaussichten entfernte und sich hier somit die größte Übertreibung nach unten zeigt.

Weiter aufpassen heißt es bei der Nummer sechs auf dieser Liste, der voestalpine, die nach den Gewinnwarnungen noch immer im Schnitt als zu teuer angesehen wird.

Die ganze Freude nur aufgeschoben? Flop 7 auf der obigen Rangliste ist Warimpex – gleichzeitig der Bestperformer des Jahres mit einem Plus von mehr als 60 Prozent. „Enttäuschend“ für Anleger, die fix mit der eigentlich prognostizierten Kursverdoppelung gerechnet hatten. Doch hier soll speziell das „aufgeschoben ist nicht aufgehoben gelten“ – für Analysten ist die Hotel- und Büroimmobilienaktie auch 2020 der Favorit auf den Sieg im Performanceranking.

Christian Bader von der RCB lag mit seiner Prognose einer ‚nur‘ Kursverdoppelung noch am besten, derzeit gehört er zu jenen, die ein im Vergleich unterdurchschnittliches Potenzial nach oben sehen.

Planbarkeit in Person: Immofinanz. Plus 14,8 Prozent wurden der Immobilienaktie zu Jahresbeginn 2019 zugetraut, geworden sind es 14,4 Prozent.

Den besten Riecher hatte hier RCB-Analyst Christian Bader, der den Kurs bis auf weniger als zwei Prozent genau vorhersagte.

Mehr oder weniger wie geplant entwickelten sich auch Telekom Austria, UBM, Österreichische Post und die Uniqa.

‚Hellseher‘ II: Und was sagen jene Analysten zu den Aktien, die im abgelaufenen Jahr den besten Riecher hatten? Markus Remis sieht Zumtobel als mittlerweile zu weit angestiegen an (mehr als 5 Prozent).

Bei Porr wechselte die Zuständigkeit von Stephan Trubich auf Thomas Neuhold, der die Aktie gerade neu bewertet.

Und sollte Christian Bader von der RCB bei Immofinanz wieder ins Schwarze treffen, hat diese heuer ein Kursplus von knapp 20 Prozent vor sich – Bader gehört zu den größten Optimisten.