Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria greift das österreichische Steuer- und Fördersystem frontal an. Ihr radikaler Plan "Wir. Streichen. Alles." will den Großteil aller staatlichen Förderungen abschaffen - und im Gegenzug massive Steuersenkungen ermöglichen.

Kahlschlag im Förderdschungel

Was Agenda Austria vorschlägt, ist nichts weniger als eine Vollbremsung. Familienbonus, Umweltprämien, reduzierte Mehrwertsteuersätze - alles soll weg. Die Begründung: Das aktuelle System sei ein undurchsichtiger "Förderdschungel", der vor allem Bürokratie produziert.

Nur diese Bereiche bleiben verschont:
* Infrastruktur für Bahn, Energie und Telekommunikation
* Forschung und Entwicklung
* Gezielte soziale Härtefälle

Die Denkfabrik rechnet vor: Über 20 Milliarden Euro würden durch den Förderstopp frei. Geld, das direkt in Steuersenkungen fließen könnte.

16 Prozent für alle

Das Herzstück der Reform: eine Flat Tax von 16 Prozent auf alle Einkommen bis zur Höchstbeitragsgrundlage. Schluss mit dem komplexen progressiven System, das heute je nach Verdienst unterschiedliche Sätze verlangt.

Auch bei der Mehrwertsteuer macht Agenda Austria Nägel mit Köpfen. Statt der drei aktuellen Sätze (10, 13 und 20 Prozent) soll nur noch ein einziger gelten: 16 Prozent.

Die Rechnung der Ökonomen: Allein diese Vereinfachung bringt eine Entlastung von neun Milliarden Euro pro Jahr.

Soziale Härten einkalkuliert

Die Reformer wissen: Ein solcher Umbau trifft Menschen, die bisher von Förderungen profitiert haben. Deshalb sieht der Plan vier Milliarden Euro als Übergangspuffer vor.

Das Argument: Langfristig profitiert die Bevölkerung mehr von niedrigen Steuern als vom "Gießkannenprinzip" der aktuellen Förderlandschaft. Mehr Netto vom Brutto statt staatlicher Umverteilung.

Weckruf oder Utopie?

Der Vorstoß kommt zur rechten Zeit. Der Staatshaushalt ist angespannt, die Diskussion über Österreichs Standortqualität wird schärfer geführt.

Befürworter loben den Mut zum großen Wurf - weniger Bürokratie, mehr Wirtschaftsdynamik. Kritiker warnen vor unkalkulierbaren sozialen Folgen und dem Verlust gezielter Lenkungsinstrumente.

Wird das Konzept so umgesetzt? Unwahrscheinlich. Zu groß sind die Widerstände, zu komplex die politischen Verflechtungen.

Aber Agenda Austria hat eines erreicht: Die Kernfragen nach Effizienz und Treffsicherheit von Förderungen stehen jetzt prominent auf der politischen Agenda. Einzelne Elemente des Plans könnten durchaus den Weg in künftige Reformen finden.

Der Stein ist ins Rollen gebracht - auch wenn er zunächst nur eine Diskussion auslöst.