Agenda Austria: Flat Tax und Förder-Kahlschlag sollen Österreich retten

Die Denkfabrik will den Wirtschaftsstandort mit radikalen Reformen ankurbeln. 16 Prozent für alle, Subventionen weg - kann das funktionieren?
Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria schlägt eine radikale Steuerreform vor: Eine Flat Tax von 16 Prozent soll das komplexe österreichische Einkommensteuersystem ersetzen. Gleichzeitig fordert die Organisation die ersatzlose Streichung fast aller staatlichen Förderungen. Ziel ist es, den stagnierenden Wirtschaftsstandort Österreich wieder in Schwung zu bringen.
16 Prozent für (fast) alle
Das Herzstück der Reform: Ein einheitlicher Steuersatz von 16 Prozent für alle Einkommen bis zur Höchstbeitragsgrundlage von 6.450 Euro brutto monatlich. Nur darüber liegende Beträge werden weiter mit 50 Prozent besteuert. Der Freibetrag von 13.308 Euro jährlich bleibt bestehen.
Die Rechnung der Denkfabrik: Ein durchschnittlicher Single-Haushalt spart monatlich 340 Euro netto. Auch die Mehrwertsteuer soll vereinheitlicht werden - statt 10, 13 und 20 Prozent künftig nur noch 16 Prozent.
"Wir streichen alles" - Förder-Revolution geplant
Noch radikaler: Agenda Austria will das gesamte österreichische Förderwesen auf null setzen. Die 37 Milliarden Euro schweren Subventionen sollen komplett gestrichen und nur nachweislich sinnvolle Programme neu eingeführt werden.
"Nicht die Abschaffung einer Förderung muss gerechtfertigt werden, sondern eine Förderung selbst", erklärt Ökonom Jan Kluge. Jede Unterstützung müsse jährlich neu begründet werden. Das Ziel: Fünf Milliarden Euro für das Staatsbudget freispielen.
Österreich hinkt hinterher
Die Diagnose ist alarmierend: Seit 2019 sank das reale BIP pro Kopf um 1,7 Prozent - Österreich gehört zu den EU-Schlusslichtern. Ein Grund: Wer seine Arbeitszeit von 20 auf 40 Stunden verdoppelt, bekommt nur 68 Prozent mehr netto raus.
Weitere Reformvorschläge:
* Mehr Wagniskapital für Start-ups
* Handelsabkommen wie Mercosur vorantreiben
* Bürokratie abbauen
Politisch heikel, sozial umstritten
Der Plan verspricht zwar massive Entlastungen, birgt aber Risiken. Wegfallende Hilfen wie Familienbonus oder reduzierte Mehrwertsteuer auf Lebensmittel könnten Geringverdiener treffen. Agenda Austria schlägt vor, vier der fünf gesparten Milliarden für soziale Kompensation zu verwenden.
Als Vorbilder dienen Polen und Ungarn mit ihren Flat-Tax-Modellen. Doch ob sich Österreichs Wähler für eine derart radikale Kur erwärmen können, bleibt fraglich.
Denkanstoß für die Zukunft
Eine kurzfristige Umsetzung ist unrealistisch. Doch der provokante Vorschlag wird die wirtschaftspolitische Debatte anheizen - besonders im Vorfeld künftiger Wahlen. Die zentrale Frage: Hat eine kommende Regierung den Mut für eine so tiefgreifende Reform?
Die Diskussion über Österreichs Wirtschaftszukunft ist eröffnet. Agenda Austria liefert eine fundierte, wenn auch kontroverse Grundlage dafür.