8 von 10 über 50-Jährigen wollen in der Pension weiterarbeiten

Dafür müsste aber u.a. die Erwerbstätigkeit in der Pension steuerlich bessergestellt werden, sagen zwei Drittel.
- 84 Prozent der Jobsuchenden 50+ befürchten, bei der Jobsuche als zu alt angesehen zu werden.
- Jede*r zweite befragte Recruiter*in glaubt auch, dass es ein Alter gibt, ab dem Bewerbende von einigen Personalverantwortlichen als „zu alt“ angesehen werden könnten. Im Durchschnitt nannten sie 55 Jahre als diesen kritischen Punkt.
- Jeder*r Zweite hat bereits diskriminierende Erfahrungen im Bewerbungsprozess gemacht.
- 12 Prozent der unter 34- und über 50-Jährigen geben kein Alter bei der Bewerbung an.
8 von 10 über 50-Jährigen sind bereit, über das Regelpensionsalter hinaus zu arbeiten, und zwar im Mittel 25 Stunden pro Woche für etwa 5 weitere Jahre.
34 Prozent würden „definitiv“ weiterarbeiten, wenn sie die Möglichkeit bekommen, 19 Prozent sagen „wahrscheinlich, ja“ und 27 Prozent kommt es auf die Rahmenbedingungen an, wie etwa flexible Arbeitszeiten (63 %). Zwei Drittel der Befragten über 50 sagen, dass dafür die Erwerbstätigkeit in der Pension steuerlich bessergestellt werden müsste.
Gleichzeitig machen sich 84 Prozent der Jobsuchenden 50+ Sorgen, dass sie keinen (neuen) Job finden werden, weil sie als zu alt angesehen werden. 56 Prozent zögern deshalb auch, sich auf Stellen zu bewerben. Ganz unberechtigt ist diese Sorge nicht: So denkt etwa jede*r zweite Recruiter*in, dass es ein Alter gibt, ab dem ein*e Bewerber*in von einigen Personalverantwortlichen als „zu alt“ für bestimmte Positionen angesehen werden könnte, im Mittel wird als Grenzwert 50 Jahre genannt.
"In sechs Jahren wird es knapp eine halbe Million mehr Menschen im Pensionsalter, als unter 20-Jährige geben. Arbeitgeber müssen umdenken. Unternehmen, die sowohl jüngere als auch ältere Arbeitskräfte gewinnen können, verschaffen sich einen strategischen Vorteil auf einem zunehmend umkämpften Arbeitsmarkt"
, so der Arbeitsmarktexperte Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von Stepstone Österreich & Schweiz.
Jede*r Zehnte streicht Altersangaben aus Bewerbung
Eine*r von zehn Bewerbenden in Österreich gibt an, in einer Bewerbung schon einmal altersbezogene Angaben weggelassen zu haben, weitere 7 Prozent haben ihr Alter im CV verändert. Das ist das Ergebnis einer Studie der digitalen Recruiting-Plattform Stepstone, für die über 3.000 Personen in Österreich befragt wurden. Die Daten wurden gewichtet, um das Alter, das Geschlecht und die Ausbildung der österreichischen Erwerbsbevölkerung widerzuspiegeln.
Geburtsdatum, Ausbildungsstart und Familienstand werden demnach entfernt oder verändert, um Diskriminierung zu vermeiden und „um wenigstens eine Antwort zu bekommen“, so ein Studienteilnehmer. Jobsuchende über 50 wollen auf diese Weise vermeiden, in stereotypische Rollen gedrängt zu werden (57 %), an zweiter Stelle steht die Sorge, als überqualifiziert wahrgenommen zu werden (21 %) und an dritter Stelle der Wunsch, jünger zu erscheinen (17 %).
Junge Bewerber*innen unter 34 entfernen oder verändern altersbezogene Informationen hauptsächlich aus der Sorge, als unterqualifiziert wahrgenommen zu werden (25 %). „Ich wollte nicht als zu jung für die Verantwortung angesehen werden und anhand meiner Fähigkeiten und nicht meines Alters beurteilt werden“, so eine Studienteilnehmerin. Aber auch den Jüngeren geht es darum, nicht in stereotypische Rollenbilder gedrängt zu werden (24 %) und sich der Unternehmenskultur anzupassen (22 %).
“Obwohl es in Österreich keine Pflicht zur Altersangabe in Bewerbungen gibt, spielt das Alter im Bewerbungsprozess oft eine maßgebliche Rolle”
, erklärt Dürhammer.
Jüngere gelten als technisch affin, Ältere als zuverlässig
Wer diese Qualifikationen sucht, würde die Stelle eher an einen jüngeren Kandidaten vergeben:
- Schnelle Anpassungsfähigkeit,
- Kenntnisse der neuesten Technologien und Software,
- innovative Denkweise und frische Ideen
Umgekehrt werden Stellen, wo diese Skills benötigt werden, tendenziell eher mit älteren Kandidat*innen besetzt:
- Gepflegtes und professionelles Erscheinungsbild,
- ausgezeichnete verbale und schriftliche Kommunikationsfähigkeiten,
- warme und zugängliche Persönlichkeit,
- Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit,
- Genauigkeit und sorgfältige Ausführung,
- organisatorische Fähigkeiten und Liebe zum Detail
Recruiting-Bias reduzieren
„Formulierungen, die eine Bevorzugung bestimmter Altersgruppen vermuten lassen könnten, gehören aus Stellenanzeigen verbannt, um Menschen aller Altersgruppen anzusprechen. Das wäre ein erster wirkungsvoller Schritt im Recruiting", sagt Corina Staniek, Pressesprecherin von Stepstone Österreich. „Wir alle tendieren dazu, Menschen verschiedener Altersgruppen instinktiv bestimmte Charakteristika zuzuordnen. Umso essenzieller ist es, die eigene Voreingenommenheit kritisch zu hinterfragen und bewusst darauf zu achten, diese während des Rekrutierungsprozesses außen vor zu lassen.“
Rund 6 von 10 Recruiter*innen achten bereits heute aktiv darauf, 13 Prozent haben geplant, das einzuführen. Eine KI zur Erkennung altersdiskriminierender Sprache in Stellenanzeigen nutzen nur etwa 9 Prozent, 15 Prozent haben das zumindest geplant.
Das bewusste Hervorheben von Fähigkeiten, Qualifikationen und Kompetenzen anstatt einfach nur von „langjähriger Erfahrung“ oder gewissen Berufsjahren zu sprechen, halten 81 Prozent der Kandidat*innen für eine effektive Methode, um Bewerbungen aller Altersgruppen zu fördern.
Über die Studie
Die Stepstone-Studie „Recruiting ohne Altersgrenzen“ beleuchtet die Erfahrungen und Hindernisse mit Altersdiskriminierung über alle Phasen des Rekrutierungsprozesses hinweg. Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden im Dezember 2024 Daten von 2650 Kandidat*innen und 350 Recruiter*innen erhoben. Der Datensatz wurde anhand des Mikrozensus gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Erwerbsbevölkerung hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bildung.
Weitere Informationen zur Studie hier.
Weitere Tipps:
Altersdiskiminierung in Stellenanzeigen vermeiden
Bias im Recruiting vermeiden