Der deutsche Leitindex Dax könnte nach seinem jüngsten Kursfeuerwerk in der neuen Woche durchaus weiter zulegen. Allerdings dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen - zu groß sind die Bedenken, dass sich die Hoffnungen auf eine Entspannung der aktuellen politischen Konflikte als verfrüht erweisen.

Zunächst einmal haben aber wohl die Optimisten die Oberhand. "Die Märkte wollen nach oben, weil seitens der Notenbanken und der Staaten umfangreich Geld gedruckt wird", schrieben die Autoren des Börsenbriefs "AB-Daily" von Bernecker. Die zusätzliche Liquidität dürfte demnach die Kurse weiter antreiben. "Selbst ein harter Brexit würde nach zwei Tagen ausreichend eingepreist sein", hieß es weiter.

Rund um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) bleibt es auch in der neuen Woche spannend. Am Donnerstag könnte beim regulären Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel Bewegung in die Diskussion kommen. Trotz der jüngst aufgekommenen Hoffnungen auf einen "Deal" hält es Analyst Christian Apelt von der Landesbank Helaba für wahrscheinlich, dass für den aktuell auf den 31. Oktober datierten Brexit am 19. Oktober ein Antrag für eine Fristverlängerung eingeht.

"Nach den Erfahrungen der letzten Jahre überwiegen die Zweifel, zumal eine nahezu sensationelle Einigung mit der EU auch noch das britische Unterhaus überleben müsste", schrieb Apelt. Nach jüngstem Optimismus bei den Anlegern könnte das nun wieder für eine gedämpfte Stimmung an den Finanzmärkten sorgen.

In Washington laufen derweil die Handelsgespräche zwischen den USA und China. In dem seit mehr als einem Jahr andauernden Handelskrieg mit China verkündete US-Präsident Donald Trump am Freitag die Einigung auf ein Teilabkommen verkündet. Diese "Phase eins" eines umfassenderen Abkommens beinhalte unter anderem die Themen Schutz geistigen Eigentums, Finanzdienstleistungen, Währungsfragen und Agrarprodukte, sagte Trump. Die restlichen Streitpunkte sollten dann in einer zweiten und womöglich dritten Phase geklärt werden. China sprach in einer ersten Reaktion immerhin von "substanziellen Fortschritten" in den Verhandlungen.

Aktienstratege Andreas Hürkamp von der Commerzbank verwies auf die derzeitigen Mittelabflüsse bei europäischen Aktienfonds: "Unserer Meinung nach liegt das an dem weiterhin sehr unsicheren Ausblick für die Dax-Unternehmensgewinne und die Dax-Dividenden", sagte der Analyst. Gefallene Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und den Euroraum sowie das Zehnjahres-Tief des ISM-Index deuteten darauf hin, dass die Erwartungen im dritten Quartal weiter nach unten korrigiert würden.

Die neue Woche könnte schon einige Hinweise darauf liefern, ob die Sorgen um die Unternehmensgewinne berechtigt sind. Nach einem ruhigen Börsentag am Montag startet am Dienstag bei den US-Banken die Berichtssaison. Viele Finanzinstitute legen im Lauf der Woche ihre Quartalsberichte vor. Laut Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater könnte das einige leicht positive Überraschungsimpulse für den Dax bereithalten, nachdem das geschwächte US-Wachstum zuletzt für gesenkte Gewinneinschätzungen gesorgt hatte. Gut möglich also, dass einige Unternehmen etwas besser abschneiden als befürchtet.

Der Blick der Anleger dürfte sich in der neuen Woche ansonsten auch auf Zooplus richten. Der Online-Tierbedarfshändler hatte im ersten Halbjahr mit Verlusten zu kämpfen und wird am Donnerstag seine Umsatzzahlen vorlegen. Derweil nimmt die Berichtssaison hierzulande erst Ende Oktober richtig Fahrt auf./hossko/la/he/edh

--- Von Oktavia Skorupa, dpa-AFX ---

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AXC0016 2019-10-14/05:50

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