AMAG-CEO Gerald Mayer, der das einst schwer defizitäre verstaatlichte Unternehmen, das 2011 an die Börse gegangen ist und jetzt beständig aufwärts strebt, bezeichnet die Aluminiumbranche als eindeutiges Wachstumsfeld; auch wenn zur Zeit Lieferkettenprobleme, Facharbeitermangel und Rohstoffverteuerung sowie eine verlässliche Energieversorgung keineswegs überwunden seien. Er warnt jedoch: „Auch wenn wir zur Zeit vielenorts Erleichterungen wahrnehmen, müssen wir uns auf neue Herausforderungen vorbereiten: Die Energieversorgung zu verlässlichen Preisen ist noch lange nicht wiederhergestellt; der Green Deal, die Dekarbonisierung von industriellen Prozessen steht erst am Anfang; es liegt daher noch viel Forschungs- und Entwicklungsbedarf vor uns. Im industriellen Anlagenbau stellen wir sehr enge Kapazitäten fest und im Bereich unkonventionelle Energien gibt es noch sehr viele ungelöste Fragen.“

Die AMAG, die derzeit zu einem Drittel von elektrischer Energie und zu zwei Dritteln von Erdgas abhängig ist, hat sich das feste Ziel gesetzt, künftig weniger Gas, dafür aber mehr Strom zu verwenden. Sie will sich mehr auf grünen Strom stützen und liebäugelt sogar mit einer Umstellung auf Wasserstoff. Denn bezüglich Elektrizitätserzeugung machen ihr die aktuell weltweiten Trockenheiten in Flüssen und Seen zunehmend Sorge, dass das Wasser als grüne Energiequelle bald ausfallen könnte.

Mayer bezeichnet sein Unternehmen als „auf lange Frist angelegt, als energie- und kapitalintensiv sowie auf Nachhaltigkeit eingestellt“. Dazu passt die eigenentwickelte Qualitätsmarke „Aluminium for ever“. Sie drückt aus, dass der Werkstoff Aluminium für immer mehr technische Anwendungen, etwa in der Luftfahrt, im Automobilsektor, im Sportartikelbereich, in der Baubranche sowie in der Verpackungsindustrie, weiteren Einzug halten wird. Die Anwendungen von Aluminium sind nach Ansicht der AMAG in einem ständigen Wachstum begriffen. CEO Mayer: „Wir stehen auf vielen Beinen, und das sichert unser Zukunftsgeschäft ab.“

Zur Zeit bietet die AMAG rund 5000 unterschiedliche Aluminiumprodukte aus 200 diversen Aluminiumlegierungen und vielen Qualitäten weltweit an. Zugleich sind 40 weitere neue Produkte in Vorbereitung, darunter z.B. Alu-Zahnräder für Leichtfahrräder oder Alu-Folien als verstärkende Einlagen in Alpin- und Sprungskiern. Lediglich in der Aludosen-Fertigung für die Getränkeindustrie ist die AMAG nicht engagiert.

Die Hauptexportmärkte der AMAG liegen in der Europäischen Union; dorthin gehen rund 75 Prozent ihrer Erzeugnisse; der Rest entfällt auf Lieferungen in die USA sowie nach Asien, vorzüglich nach China. Dort sind gegenwärtig die größten Aluminium-Erzeuger der Erde ansässig; diese haben zusammen rund 50 Prozent Anteil am internationalen Alu-Markt.

In Europa ist die Aluminiumproduktion angesichts der hier höheren Strompreise relativ gering. Mayer beziffert die diesbezüglich fehlende Kapazität Europas auf etwa 4 Millionen Tonnen. Die AMAG erzeugt aufgrund ihrer Beteiligung an der Aluminiumschmelze in Kanada dort rund 125.000 Tonnen Primäraluminium im Jahr aus Bauxiterz; diese Menge wird in der Regel auf dem amerikanischen Kontinent abgesetzt und kommt kaum nach Österreich. In ihrem heimischen Werk Ranshofen im Innviertel erzeugt die AMAG Sekundäraluminium aus sortenreinem Schrott, der ihr von etwa 150 Händlern zugeführt wird, die ihrerseits Abkommen mit AMAG-Kunden haben, um deren Alu-Abfälle dem Recyclierung zuzuführen. Nach sorgfältiger Sortierung und Laseranalyse der angelieferten Schrott-Qualitäten wird daraus Sekundäraluminium erzeugt, das etwa 75 Prozent des Gesamtbedarfs abdeckt. Dieser Recyclingprozess benötigt allerdings deutlich weniger Energie als die Fertigung von Primäraluminium aus Bauxiterz durch Elektrolyse. Im Übrigen ist Aluminium – im Gegensatz zu anderen Industriemetallen -- unendlich recyclierbar. So wirken die Elektrolyse in Kanada und das Recycling in Ranshofen harmonisch zusammen.

AMAG-CEO Mayer ist darauf stolz: „Wir nennen das ‘close loop-concept’. Wir sind seit 40 Jahren der größte Aluminium-Recycler in Österreich. Alu-Schrott haben wir derzeit mengenmäßig zur Genüge. Wir wollen mit dem reinen Aluminiummetall nichts gewinnen; wir wollen an der Wertschöpfung verdienen, die wir mit seiner Verarbeitung erzielen.“

Aus dem Sekundäraluminium, das in Ranshofen beim Recyceln anfällt, werden in der dortigen Gießerei Barren gemacht, danach daraus im Walzwerk und durch Wärmebehandlung Bleche, Platten, Folien oder Coils erzeugt und dann zu Endprodukten verarbeitet und ausgeliefert. Die Zeitdauer des Metalldurchlaufes, beginnend beim Einschmelzen bis hin zur Auslieferung der Endprodukte, veranschlagt Mayer mit 3 bis 6 Wochen.

Den Vorwurf, die AMAG spiele ein unmoralisches Doppelspiel, denn sie profitiere von der Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromobilität, wo mehr Aluminiumteile erforderlich sind als beim Verbrennungsmotor, durch höhere Umsätze; andererseits wolle sie selbst von Gas auf Strom umstellen, um ihre Energieversorgung besser abzusichern. Diesem Vorwurf begegnet CEO Mayer mit dem Hinweis auf den politischen Zwang zur Dekarbonisierung und fordert für die heimische Industrie optimale Technologieoffenheit anstelle des politischen Ausschlusses bestimmter Technologien, z.B. durch das geplante generelle Verbot von Verbrennungsmotoren im Straßenverkehr.

Die Beteiligung der AMAG an der kanadischen Aluminiumschmelze basiert auf einer jahrelangen Vereinbarung über einen günstigen Preis und große Sicherheit der dortigen Stromzulieferung, die auf Sicht preislich günstiger ist als die überaus volatilen Strompreise innerhalb Europas. In Österreich besitzt die AMAG hingegen keine Kraftwerke mehr; sie erzeugt geringe Strommengen in ihrer firmeneigenen Solarstromanlage.

Die AMAG Austria Metall AG hat ihrem Personalstand inzwischen auf 2200 gesteigert; davon entfallen 200 auf das Werk in Kanada, 1700 auf das Walzwerk in Ranshofen und 120 auf die dortige Gießerei, die externe Aufträge erledigt; bis zu 500 Arbeitnehmer kommen aufgrund der Grenznähe von Ranshofen aus Bayern.

Das AMAG-Werk Ranshofen basiert auf dem sogenannten „Smart-factory-Konzept“, wobei Automatisierung, Digitalisierung, der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine-Learning gezielt vorangetrieben werden sollen.