Apothekerschaft fordert mit Österreichischer Gesundheitskasse, Seniorenrat und Patientenanwaltschaft rechtliche Impf-Grundlage. Unterstützung von Gesundheitsminister Rauch.

2.000 Apothekerinnen und Apotheker haben die Impffortbildung der Österreichischen Apothekerkammer auf höchstem internationalem Niveau bereits absolviert. Sie stehen in bundesweit 1.000 Apotheken bereit, um den Menschen wohnortnah, sicher und unkompliziert eine Influenza-, FSME oder COVID-19-Auffrischungsinmpfung anzubieten.

„Das Impfen durch Apothekerinnen und Apotheker ist eine wichtige Maßnahme, um die Durchimpfungsrate der Bevölkerung zu erhöhen. Das zeigt das Beispiel dutzender Länder weltweit, davon allein 17 in Europa, Tendenz steigend. Die Pandemie hat Impfmüdigkeit und Impfskepsis der österreichischen Bevölkerung weiter verstärkt, damit sind die Impflücken noch größer geworden. Es bedarf daher einer verstärkten persönlichen Aufklärung und neuer niederschwelliger Impfangebote. Apotheken sind prädestiniert, dabei zu helfen die erschreckend niedrigen Impfraten zu steigern. International ist das Impfen in der Apotheke eine absolute Erfolgsgeschichte. Es wird höchste Zeit, dass wir diese Erfolgsgeschichte endlich in Österreich fortsetzen können. Ich appelliere daher an die Politik, die rechtlichen Möglichkeiten zu schaffen, damit unsere Apothekerinnen und Apotheker Impfungen durchführen können“, betont Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, anlässlich der heurigen Europäischen Impfwoche der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Überparteiliche Unterstützung für das Impfen in der Apotheke

Andreas Huss, Vize-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse, ergänzt: „Wir wollen die gute Zusammenarbeit der Sozialversicherung mit den Apotheken noch weiter vertiefen und die niederschwellige Zugangsmöglichkeit für unsere Versicherten weiter ausbauen. Hier gibt es auch aus anderen europäischen Nachbarländern gute Beispiele, die wir uns abschauen können. Viele Versicherte nutzen das Wissen der Apotheker jetzt schon mit der guten Beratung bei kleineren Wehwehchen und zur Unterstützung der eigenen Gesundheitskompetenz. Mittlerweile wurden die Aufgaben der Apotheker bereits gesetzlich aufgewertet und ich kann mir in Zukunft noch mehr Aufgaben vorstellen, wie beispielsweise das Impfen in Apotheken.“

Für den Österreichischen Seniorenrat ist ein Impf-Angebot der Apothekerschaft ein zentraler und längst überfälliger Schritt, um die Durchimpfungsraten in Österreich zu steigern.

„Freiwillig, gratis und niederschwellig“, das sind die drei Grundparameter, auf die Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates, setzt, wenn es darum geht, die Impfbereitschaft in Österreich zu erhöhen und das Gesundheitssystem nachhaltig zu entlasten. „Daher fordert der Seniorenrat einerseits, dass wichtige Impfungen für Seniorinnen und Senioren, wie zB. Herpes-Zoster gegen Gürtelrose, in den neuen Gratis-Impfplan aufgenommen werden und sieht in einem niederschwelligen Zugang über spezialisierte Apotheken mit ausgebildetem Personal zusätzlichen Anreiz, sich impfen zu lassen“, betont Korosec und hält weiters fest: „Natürlich ist und bleibt der Arzt erste Anlaufstelle fürs Impfen und nicht jede Impfung eignet sich dafür, aber gerade am Land spielen für ältere Menschen Entfernungen, Vertrauen und Erreichbarkeit eine große Rolle. Voraussetzungen, die Apotheken gut erfüllen können.“ 

Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs, bringt das große Potenzial von Impfungen in Apotheken auf den Punkt: „Die Apotheken sind für die ältere Generation schon jetzt eine zentrale gesundheitliche Anlaufstelle. Ein zusätzliches Impf-Angebot in den Apotheken ist daher der nächste logische Schritt. Darüber hinaus sollten ALLE im Impfplan Österreich empfohlene Impfungen wie z.B. jene gegen Gürtelrose oder Pneumokokken in Zukunft KOSTENLOS erfolgen. Denn was hilft es, wenn der örtliche Zugang erleichtert wird und die finanziellen Hürden bleiben? Denn wer sich diese Impfungen nicht leisten kann, ist der Erkrankung schutzlos ausgeliefert.“ 

Genauso überzeugt zeigt sich die oberste Patientenvertreterin Michaela Wlattnig: „Die Patient:innen- und Pflegeanwält:innen Österreichs begrüßen Bemühungen zur Ausweitung des Impfangebots in Österreich. Die Umsetzung muss selbstverständlich die Patient:innensicherheit in all ihren Aspekten als oberste Priorität haben. Die Bewusstmachung der Wichtigkeit von Impfungen zur Gesundheitsvorsorge und die Schaffung zusätzlicher niederschwelliger Impfangebote werden zur Steigerung der Durchimpfungsrate der Bevölkerung beitragen.“

Gesundheitsminister unterstützt Initiative

Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch setzt sich für ein breites, kostenloses und einfach erreichbares Impfangebot ein: „Impfen rettet Leben! Deshalb stellen Bund, Länder und Sozialversicherung gemeinsam im Rahmen der Gesundheitsreform 90 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr zur Verfügung. Damit können wir die Ausweitung der kostenlosen HPV-Impfung bis zum 30. Geburtstag finanzieren, weitere Impfungen werden dann schrittweise folgen. Impfen in Apotheken würde es den Menschen noch einfacher machen, sich impfen zu lassen. Dafür setze ich mich weiterhin ein.“

Standespolitischer Widerstand gefährdet die Gesundheit

„Apotheken verfügen über lange Öffnungszeiten, kennen keinen Betriebsurlaub und sind für alle Menschen jederzeit sehr gut erreichbar. Auch Wartezeiten, wie man sie aus Arztpraxen kennt, gibt es in den Apotheken praktisch keine. Impfen in Apotheken wäre das mit Abstand niederschwelligste Impf-Angebot in Österreich und könnte Personen mobilisieren, die von den bestehenden Möglichkeiten in Impfzentren und bei niedergelassenen Ärzt:innen nicht erreicht werden. Wir könnten jederzeit starten“, sagt Mursch-Edlmayr. Man plane keine Impfungen von Kindern und wolle sich auf gängige, erprobte Auffrischungsimpfungen wie Influenza und FSME bei Erwachsenen konzentrieren. „Der standespolitische Widerstand der Ärztekammer muss beendet werden“, fordert die Apothekerkammer-Präsidentin. „Er gefährdet die Gesundheit der Menschen.“ 

WHO: Ausbrüche schwerer Krankheiten verhindern

Mit der Europäischen Impfwoche will die WHO traditionell auf die Bedeutung von Impfmaßnahmen für die Krankheitsprävention und den Schutz von Menschenleben aufmerksam machen. Sie stellt heuer „die dringende Notwendigkeit, eine hohe und gleichmäßige Durchimpfung in allen Kommunen zu erreichen, um Ausbrüche schwerer impfpräventabler Krankheiten jetzt und in Zukunft zu verhindern“ in den Vordergrund ihrer Initiative.