Innsbruck (OTS) - Europa läutet das Ende der Spritmotoren ein und das ist eine durchaus steile Ansage. Denn dass das nötige Umfeld in 13 Jahren steht, ist schwer vorstellbar. Es bleibt uns aber nach langem Dämmerschlaf nichts anderes übrig, als aufs Tempo zu drücken.

Ein Blick auf die CO2-Emissionen zeigt, wie dringend im Verkehr die Reißleine gezogen werden muss. Während Haushalte, Industrie und Gewerbe seit 1990 zum Teil merklich weniger Abgase in die Luft geblasen haben, ist der CO2-Ausstoß im europäischen Verkehrssektor in den vergangenen drei Jahrzehnten um ein Viertel angestiegen. In Tirol genügte der tagtägliche Blick ins Inn­tal und ins Wipptal, um im Grunde zur gleichen Erkenntnis zu kommen. Jetzt wird die Reißleine gezogen, ab 2035 soll der Spritmotor in neuen Autos verboten werden (Gebrauchte dürfen weiterfahren), weil gutes Zureden und freiwilliges Einschränken alleine nicht funktionieren. Da können die Spritpreise noch so steigen, auf das Auto zu verzichten, fällt vielen bei der Menge an täglichen Erledigungen einfach schwer, wenn man nicht gerade in einer Großstadt wohnt. Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel kommt – zumindest in Österreich – erst schön langsam in die Gänge. Unternehmen haben ihre Lager längst in Form von Lkw auf die Straße verlegt und die Autohersteller haben mit den Diesel­skandalen bereits bewiesen, was sie von einer CO2-Reduktion halten. Dass sich jetzt ein Teil der Autoproduzenten über das angepeilte Spritmotorenverbot echauffiert, ist im Lichte dessen schon ein besonderes Schmankerl. Richtig ist aber auch, dass es aus heutiger Sicht berechtigte Zweifel gibt, ob sich die Verkehrswende bis 2035 ausgeht. Es müssen etwa bis dahin genug leistbare E-Autos zur Verfügung stehen, es braucht genügend Rohstoffe dafür – und die hat hauptsächlich China –, es muss das Ladenetz erweitert und das grüne Stromangebot enorm ausgebaut werden. Hier droht Österreich an der eigenen Vorgabe zu scheitern, bis 2030 nur noch Grünstrom zu produzieren. 500 bis 1000 zusätzliche Windkraftwerke, 100 Quadratkilometer zusätzliche Photovoltaikflächen und ungefähr fünf neue Donaukraftwerke bräuchte es dafür, rechnete Siemens-Chef Wolfgang Hesoun unlängst vor. Und die ganze Wasserstoff-Infrastruktur etwa für den Lkw-Bedarf käme noch obendrauf.
Unser verschwenderischer Lebensstil fällt uns auf den Kopf und der Verkehr ist nur eine von vielen offenen Baustellen, um dem menschengemachten Klimakollaps zu begegnen. Klar heizen von China bis zu den USA noch viel schlimmere Klimasünder die Erde auf. Trotzdem können wir in Europa nicht so weitermachen wie bisher und freiwillig geht ja kaum etwas weiter. Vom Gas beginnen wir uns auch erst seit dem russischen Ukraine-Krieg schön langsam zu lösen. Weil in vielen Jahrzehnten seit den 1980er-Jahren die Klima-Alarmrufe ignoriert und eine Wende verschlafen wurde, muss es in den nächsten Jahren mit der Brechstange gelingen.