Der heftige Preiskampf im europäischen Luftverkehr durchkreuzt die Gewinnpläne der Lufthansa . Wegen eines "aggressiven" Geschäftsausbaus von Billigairlines und der dadurch fallenden Ticketpreise dürfte der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) in diesem Jahr nur 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro erreichen, teilte Europas größte Fluggesellschaft am späten Sonntagabend in Frankfurt mit. Bisher war das Management von etwa 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro ausgegangen.

In ihrem Rekordjahr 2017 hatte die Lufthansa operativ rund 3,0 Milliarden Euro verdient, ein Jahr darauf waren es immerhin noch gut 2,8 Milliarden Euro. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten für 2019 zuletzt immerhin noch rund 2,7 Milliarden auf dem Zettel. An der Börse dürfte dies den Kurs der zuletzt bereits stark gefallenen Aktie weiter drücken. So rechnet der Bernstein-Analyst Daniel Roseka mit Kurverlusten, da der Konzern wie schon vor Kurzem schlechte Nachrichten über eine Adhoc-Mitteilung verbreiten musste.

Der Experte fürchtet, dass mit der Gewinnwarnung das kurzfristige Vertrauen der Investoren verloren gegangen ist. Angesichts der vielen Probleme dürfte es Lufthansa-Chef Carsten Spohr schwerfallen, bei dem anstehenden Kapitalmarkttag in der kommenden Woche die Gunst der Anleger wieder schnell zu gewinnen. Dazu brauche es mehr als nur einen halbwegs optimistischen langfristigen Ausblick. Auch RBC-Experte Damian Brewer geht davon aus, dass der Aktienkurs wegen des verloren gegangenen Vertrauens weiter sinken dürfte.

Dabei könnte es zu überzogenen Reaktionen und einem Kurseinbruch bis auf 12 Euro kommen. Damit würde die Lufthansa wie schon im Jahr 2011 nur noch mit etwa der Hälfte des Nettoinventarwerts bewertet.

Am Freitag hatte die Lufthansa-Aktie den Xetra-Handel mit einem Kurs von 17,69 Euro beendet - der Börsenwert des Unternehmens sank damit in diesem Jahr um rund zehn Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro. Damit gehört die Aktie im bisherigen Jahresverlauf bereits jetzt zu den schwächsten Dax -Werten, nachdem sie 2018 mit einem Abschlag von 37 Prozent ebenfalls zu den größten Verlierern gezählt hatte.

In der Mitteilung vom Sonntag hieß es, dass das Geschäft auf der Langstrecke weiter gut läuft. Die Billigtochter Eurowings dürfte dagegen wegen des harten Wettbewerbs nun die Gewinnschwelle verfehlen und operativ rote Zahlen schreiben, kündigte der Dax-Konzern mit Blick auf 2019 an. Denn Konkurrenten seien bereit, erhebliche Verluste hinzunehmen, um ihre Marktanteile auszubauen. Dies geht auch an Eurowings nicht spurlos vorüber. Die Billigtochter des Konzerns konkurriert auf vielen Strecken mit Anbietern wie Ryanair und Easyjet .

Die Lufthansa-Führung rechnet damit, dass der europäische Markt mindestens bis Ende 2019 so herausfordernd bleibt. Nachdem das Management um Spohr den Ausbau des Flugangebots bei Eurowings für 2019 bereits vor einigen Wochen gestoppt hatte, peilt es nun auch für die Netzwerk-Airlines ein geringeres Wachstum an. Der Umsatz dürfte 2019 in der Folge nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen. Bisher hatte das Management ein Plus von 4 bis 6 Prozent im Auge gefasst.

Für den Rückgang sind auch die sinkenden Ticketpreise verantwortlich. Im laufenden zweiten Quartal dürften die Durchschnittserlöse vor allem bei Eurowings "deutlich" sinken, hieß es. Für das Gesamtjahr geht die Konzernführung dort von einem Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich aus, bei den konzerneigenen Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian sagt das Management währungsbereinigt einen leichten Rückgang voraus.

Eurowings will den Angaben zufolge nun weitere Maßnahmen ergreifen, um die Wende zu schaffen - auch weil ihre Betriebskosten nicht so schnell sänken wie geplant. Details werde die Airline in Kürze bekanntgeben. Eigentlich sollte die Billigtochter, die große Teile von Air Berlin übernommen hat, 2019 in die Gewinnzone fliegen.

Auch im Frachtgeschäft läuft es schlechter als gedacht: Die Frachtsparte Lufthansa Cargo hat bereits drei ältere Frachtflugzeuge aus dem Flugplan genommen und rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem stagnierenden Umsatz. Von den Erlösen dürften nur etwa 3 bis 5 Prozent als operativer Gewinn beim Konzern hängenbleiben, hieß es. Das ist etwa halb so viel wie bisher angepeilt.

Abseits des laufenden Geschäfts fürchtet der Konzern wegen einer neuen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs zudem höhere Steuerzahlungen für frühere Jahre. Deshalb will das Management im Zwischenbericht für das erste Halbjahr eine Rückstellung von 340 Millionen Euro bilden./stw/zb/jha/

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AXC0051 2019-06-17/07:29

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