Wieder hochgekochte Konjunktursorgen haben am
Donnerstag die Aktienmärkte ausgebremst. Der Dax
zollte seiner bisherigen Rally in diesem Jahr seinen Tribut und
rutschte zeitweise unter die Marke von 11 500 Punkten. Als die
US-Börsen ihren schwächeren Start in Gewinne ummünzten, konnte sich
der deutsche Leitindex zumindest vom Tagestief erholen. Am Ende
stand noch ein Abschlag von 0,46 Prozent auf 11 549,96 Punkte auf
der Kurstafel. Der Index der mittelgroßen Werte MDax
konnte sich positiv abheben: Er schaffte es am Ende moderat mit 0,16
Prozent und 25 121,20 Punkten ins Plus.
Anleger mussten nach dem jüngsten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed
abwägen zwischen Konjunktursorgen auf der negativen und der Aussicht
auf einen vorerst eingestellten geldpolitischen Straffungskurs der
amerikanischen Währungshüter auf der positiven Seite. Sie
entschieden sich dafür, dass die nach unten revidierten
Wachstumserwartungen der Fed kein gutes Omen sind. Entlastend
wirkte, dass es Kreisen zufolge im Handelskonflikt zwischen den USA
und China in der kommenden Woche eine weitere Gesprächsrunde geben
soll.
Laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets findet derzeit an
der Börse ein Tauziehen statt "zwischen denjenigen Anlegern, die die
geldpolitischen Geschenke als eine Art Blankoscheck für den
Aktienkauf interpretieren und jenen, die daraus bisher nicht
eingepreiste, konjunkturelle Gefahren ablesen". An der Erholung vom
Tagestief liest er ab, dass der positive Trend der vergangenen
Wochen immer noch Bestand hat.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kämpfte im
späten Handel um die Gewinnschwelle, blieb aber letztlich mit einem
Abschlag von 0,15 Prozent auf 3367,40 Punkte leicht darunter. Auch
beim Pariser Leitindex Cac stand am Ende ein knappes Minus zu Buche,
während der Londoner FTSE 100 angetrieben vom
schwachen britischen Pfund zulegte. In New York stand der Dow Jones
Industrial zum europäischen Handelsschluss mit 0,6
Prozent im Plus.
Weiter nachgebende Aktien der Deutschen Bank und von
Bayer trugen im Dax zur schwachen Kurstendenz bei.
Bei den deutschen Großbanken wirkt die vor wenigen Tagen gespürte
Euphorie über Fusionsgespräche längst nicht mehr: Titel der
Deutschen Bank blieben mit minus 4 Prozent auf Talfahrt. Die
Aussicht auf die Zinspause in den USA kam in dem Sektor, für den
niedrige Zinsen als nicht förderlich gelten, erschwerend hinzu.
Noch deutlicher nach unten ging es im Dax lediglich für die 5,6
Prozent schwächeren Wirecard -Aktien, bei denen
kritische Berichte im Zusammenhang mit Bilanzierungen in Asien nicht
abebben. Auch HeidelbergCement gehörten nach der
Zahlenvorlage mit 1,3 Prozent zu den Verlierern. Händlern zufolge
verstimmte der Ausblick die Anleger.
Auf der Sonnenseite standen die Aktien von Siemens
und Infineon mit Kursgewinnnen von etwas mehr als 1
Prozent. Bei Siemens half eine Kreisemeldung, wonach der Konzern
eine Fusion der Turbinen-Sparte mit asiatischen Partnern erwägt.
Infineon wurde von einer allgemein guten Sektorstimmung im
Chipbereich gestützt. Dafür verantwortlich gemacht wurden
optimistische Aussagen des US-Speicherchipspezialisten Micron.
Auch im Versorgerbereich ging es allgemein freundlich zu. RWE
ragten im Dax mit einem Aufschlag von 3,5 Prozent
besonders heraus. Im MDax rückten Uniper um mehr als
3 Prozent vor. Anleger wurden hier angelockt davon, dass der
Finanzinvestor Elliott bei dem Energiekonzern weiter Druck ausübt.
Der Hedgefonds fordert, dass Uniper einen Beherrschungsvertrag mit
seinem finnischen Großaktionär Fortum vorbereiten
soll.
Im SDax belastete ein unerwartet starker
Gewinnrückgang im abgelaufenen Geschäftsjahr die Papiere der
Hornbach Holding mit minus 4,3 Prozent. Noch
deutlicher um fast 11 Prozent rutschten dort die Aktien von Koenig &
Bauer ab. Nach der Zahlenvorlage fielen diese unter
die 50-Tage-Linie, die Anleger gerne als Indikator für den
mittelfristigen Trend heranziehen.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von plus 0,01 Prozent am
Vortag auf minus 0,03 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,19 Prozent auf 142,51 Punkte. Der Bund-Future
gewann 0,21 Prozent auf 164,81 Punkte.
Der Euro konnte seine Kursgewinne vom Vorabend nicht
halten. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1348 US-Dollar.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf
1,1387 (Mittwoch: 1,1354) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete
damit 0,8782 (0,8808) Euro./tih/fba
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0317 2019-03-21/18:28
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